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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis
Autoren: Antje Ippensen
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meinen Auftrag erfüllen zu können! Begeistert und arbeitsfreudig hatte er trotz seiner allgegenwärtigen Paranoia gewirkt. Von konkreter Verfolgung oder Bedrohung hatte er nicht gesprochen.
    Und jetzt das! Marks letzte Worte hallten in meinem Geist wider. »Geh nicht … Polizei … dein Vater war …«
    Ich stellte mich dicht vor den großen Spiegel in meinem gut ausgestatteten Zimmer und betrachtete mein Gesicht. Es war zum Teilblass, zum Teil gerötet. Ich zwinkerte nervös, mein hastiger Atem ließ das Glas leicht beschlagen.
    »Wer zum Teufel war mein Vater?« Aufgewühlt ließ ich meine heiße Stirn gegen das kühle Spiegelglas sinken. Endlich entlud sich meine innere Spannung in einem leisen, aber nichtsdestoweniger heftigen Schluchzen.
    Zwar hatte ich Mark weder gut noch lange gekannt, aber wir hatten intensive Stunden des Nachforschens miteinander verbracht. Der brennende Wunsch, meinen Vater zu finden, hatte uns verbunden. Es tat mir sehr leid, dass Mark in meinen Diensten sein Leben gelassen hatte.
    Ich ballte meine schmalen Fäuste und schwor mir impulsiv, dass ich den Mord aufklären und die Killer hinter Schloss und Riegel bringen würde, wenn die Polizei nicht … Meine Gedanken stockten. Die POLIZEI! Richtig, ich hatte die Pflicht, sie über den grausigen Vorfall zu informieren und … Wieder stockten meine Gedanken. Der sterbende Mark hatte mich gewarnt: »Geh nicht zur Polizei.«
    Trotzdem war es Sache der Gesetzeshüter, den Fall zu lösen, natürlich. Aber meine Angelegenheit war es, meinen Vater zu finden, Marks Weg zu Ende zu führen und die Spuren, die er entdeckt hatte, weiter zu verfolgen. Außerdem wusste der Mörder, wer ich war.
    Mmmh … war Letzteres jetzt ein Pro oder ein Contra Argument?
    Auf jeden Fall war es ein Contra, dass ich die wichtigste Tatzeugin war. Und damit gleichzeitig die Hauptverdächtige. Soviel verstand ich von Polizeidingen oder wusste es aus zahllosen Kriminalromanen und Filmen. Na gut. Das wäre eher noch ein Grund, erst einmal NICHT die Polizei zu rufen. Andererseits war ich unschuldig und brauchte mich im Grunde nicht zu fürchten. Je mehr Zeit verstrich, desto eher erkalteten alle Spuren. Der Täter oder die Täterin … wer auch immer aus einer mit Schalldämpfer versehenen Schusswaffe die tödliche Kugel auf Mark abgefeuert hatte, konnte alle Verdachtsmomente ausräumen und … Ich blickte zum Telefon. Zögerte. Und beschloss, mir erst einmal aus der Minibar einen Whisky zu genehmigen. Das würde mir wohl kaum jemand verübeln. Selbst wenn ich eine Fahne haben würde, wenn die Polizei dann zu mir kam, um mich zu vernehmen, so kümmerte es mich nicht. Ich brauchte jetzt einen Drink. Mindestens einen.
    Die bernsteinbraune Flüssigkeit gluckerte aus der Flasche; aus dem Kühlschrank holte ich Eis und tat etwas hinein. Dabei glitten mir mehrere Eiswürfel aus den zitternden Händen und ich stieß einen kleinen Schrei aus. Die gefrorenen Stücke schimmerten wie polierte Rohdiamanten auf dem Teppich. Ich verzichtete darauf sie aufzuheben.
    Vielleicht wäre ein Beruhigungstee oder etwas Baldrian die bessere Wahl gewesen
. Diesen vernünftigen Gedanken zum Trotz leerte ich das Glas in wenigen Zügen, gönnte mir auch ein zweites und trank danach noch ein Bier.
    Ich blinzelte müde, als sich bleierne Schwere über meinen Körper und meinen Geist legte. Es war ein langer, aufreibender Tag gewesen – ein Tag, der sich mit seinen verwirrenden, kontrastreichen Eindrücken sicherlich für immer in mein Gedächtnis brennen würde … ich gähnte krampfhaft … wollte mich ausruhen, nur ein bisschen, nicht lange.

    Erst das vehemente Klopfen an meiner Hotelzimmertür weckte mich. Es war heller Tag. Mindestens elf Uhr. Ich lag quer über meinem Bett, einen Arm zum Schutz gegen die unbarmherzig durch die Fenster flutende Sonne angewinkelt über mein Gesicht gelegt.
    »Aufmachen, Polizei!«, rief eine männliche Stimme auf Deutsch. Anscheinend hatten die Beamten an der Rezeption erfahren, aus welchem Land ich kam.
    Ich brauchte eine Weile, um mich vollends aus den letzten wirren Traumschichten freizukämpfen, von denen mein dumpfer Schlaf durchsetzt gewesen war … desorientiert fühlte ich mich, als ich benommen krächzte: »Ich komme schon!« Dann rappelte ich mich hoch, ordnete rasch mein Haar vor dem großen ovalen Spiegel und öffnete die Tür.
    Nervös wie ich war, hatte ich keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Es kam darauf an, die Fassung zu behalten und mir
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