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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit
Autoren: Karin Kolb
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viel schöner und atemberaubender vorkam, als er es in Erinnerung hatte. Leonardo lauschte dem Piepsen des Monitors, das ihn beruhigte und ihm die Gewissheit gab, dass ihr Herz wirklich schlug. Er zuckte zusammen, als das Beatmungsgerät mit einem blasenden Geräusch Aiyanas Lungen füllte. Leonardo näherte sich ihr langsam. Er konnte den Raum nicht verlassen, ohne sich überzeugt zu haben, dass es ihr gut ging. Seine Hand zitterte, als er über ihren nackten Arm strich, der aus dem unförmigen, weißen Nachthemd zart herausragte. »Ich liebe dich«, flüsterte er ihr zu und setzte sich neben sie auf das Bett. Er hätte sie am liebsten in seine Arme gezogen. Mit seinen Fingerspitzen liebkoste er ihre Wange, die sich warm und glatt anfühlte. Er lächelte, spürte das pulsierende Leben in ihr. Ihre Augen blieben geschlossen. Sie lag reglos vor ihm. Ihre langen Haare umrahmten das wunderschöne Gesicht. Der Goldton ihrer Haut war einem Ocker gewichen, das sie bleich und wächsern aussehen ließ. Er wünschte sich, hier zu bleiben, bis sie aufwachte, um dem wunderschönen Klang ihrer Stimme zu lauschen. Die Schwester, die sich um die anderen Patienten gekümmert hatte, gab ihm einen Wink. Seine fünf Minuten waren um. Leonardo nickte. Sie hatte recht, Aiyana brauchte Ruhe. Nur mit größter Kraftanstrengung schaffte er es, aufzustehen und sich umzudrehen. Bevor er den Raum verließ, blickte er zurück auf den grazilen Körper, der wie durch ein Wunder genug Kraft gehabt hatte, seinem Peiniger zu widerstehen.

Kapitel 19
    Die Entscheidung
     
     
    » G eht es dir gut?« Leonardos Lippen kitzelten sie an ihrem Ohr. »Ich meine, so richtig gut?«
    »Was willst du genau wissen?« Aiyana lehnte sich gegen den schmalen Holztisch. Sie fühlte sich geborgen in der einzigen freien Nische der Galerie, die nicht von Kunstliebhabern überflutet wurde. In dem geöffneten, aber abgetrennten kleinen Raum standen Leonardos Laptop und der Ledersessel, in dem er stundenlang über seinen Ausstellungen brütete.
    Leonardo drehte sich zu ihr und legte seinen Arm um sie. Das diffuse Oberlicht, das aus den Milchglasfenstern herab schien, tauchte sein Gesicht in einen warmen Ton. Aiyana sah in seine Augen, die sich dunkel verfärbt hatten. Der Schimmer, der die dunkelbraune Iris erhellte, erinnerte sie an das Glitzern des Meeres bei Vollmond und zeigte, wie erregt er war.
    »Ich mag deine Augen, wenn sie so sind«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    »Wie sind sie?« Er sah sie unschuldig an.
    »Sie zeigen mir dein Verlangen.«
    »Ich sehne mich danach, dich wieder in meinen Armen zu halten.« Leonardo zog sie an sich und küsste sie.
    Aiyana erwiderte den Kuss. Ihr Blut pulsierte und ihr Verlangen, seinen wunderschönen Körper zu streicheln und ihn in sich zu spüren, erwachte mit einer Leidenschaft, die sich fast nicht kontrollieren ließ. Sie löste sich erschrocken von ihm.
    »Ich werde mich gleich auf dich stürzen.« Sie errötete. »Seit zweit Tagen bin ich wieder zu Hause und du behandelst mich wie eine Kranke. Ich brauche keine Ruhe, falls du das gestern Nacht beabsichtigt hattest.«
    »Ich musste die Ankunft der letzten Bilder überwachen, aber heute Nacht gehöre ich dir. Du darfst über mich verfügen, wie du willst.«
    »Da hätte ich schon ein paar Ideen.« Aiyana schmiegte sich an ihn.
    Leonardo küsste sie. »Du warst so schweigsam vor der Eröffnung, ich dachte, du hättest Schmerzen.«
    »Deine Nervosität war schlimm zu ertragen.«
    »Die Kritiker des New Yorker Magazins verreißen eine Einzelausstellung bei den Viscontis gnadenlos, wenn sie ihnen nicht gefällt. Danach ist der Künstler weg vom Fenster.«
    Aiyana wich erschrocken einen Schritt zurück. »Das wusste ich nicht. Jetzt verstehe ich, warum du und Alden vor der Eröffnung unausstehlich wart.«
    Leonardo zog sie an sich. »Darf ich mich in aller Form entschuldigen?« Er küsste sie und der Lärm der Vernissagebesucher verwandelte sich in ein fernes Gemurmel. Das Blut rauschte in ihren Ohren.
    Leonardo knabberte an ihren Lippen. »Ich habe dich so vermisst, als du im Krankenhaus warst.«
    »Heuchler.« Aiyana boxte ihn in die Rippen. »Du warst die ganze Zeit bei mir im Zimmer. Meine Nachbarin hat gedacht, du seist arbeitslos, weil du nur nachts nach Hause gegangen bist.«
    »Ich hasse Nächte ohne dich und möchte nie wieder eine erleben.«
    Aiyana zog Leonardo wieder an sich. »Du wirst deine Worte bereuen, wenn ich dir deine ganze Kraft geraubt habe.«
    »Könnt ihr
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