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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit
Autoren: Karin Kolb
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harten Licht den geschundenen Körper in seinen Armen. »Aiyana ich liebe dich.« Er drückte sie verzweifelt an sich. Die Fußgänger wichen entsetzt zurück, als er an ihnen vorbeieilte. Alden lief hinter ihm. An der nächsten Seitenstraße befand sich die Notaufnahme für das St. Lukes Hospital. Der Pförtner öffnete ihnen sofort die Tür, als er Aiyanas blutüberströmten Körper sah, und telefonierte das Notarztteam herbei. Eine Liege wurde gebracht und Aiyana an den Tropf gehängt. Jemand fühlte ihr den Puls, ein anderer schnitt ihr die Kleider vom Leib. Ein Arzt eilte herbei. »Wir bringen sie in den OP.«
    Leonardos Knie wurden weich. Er sah Aiyana nach, schreckte zurück, als ein Mann etwas zu ihm sagte. Erst nach einer Weile verstand er, dass der Arzt wissen wollte, was passiert war und wie Aiyana hieß.
    Leonardo sah ihn zögernd an. »Könnte ich ein Glas Wasser haben?«
    Der Mann nickte. »Kommen Sie, ich führe Sie in die Wartezone. Ich denke, Sie brauchen einen Moment um sich zu erholen.«
    »Ich werde Ihre Fragen beantworten«, sagte Alden.
    Leonardo ließ sich auf einen Stuhl fallen. Reagierte nicht, als ein Polizist zu ihm kam und ihn begrüßte. Er wollte nicht denken, nicht sprechen. Er konnte Aiyanas Namen nicht aussprechen. Alden sprach mit dem Polizisten.
    Leonardo blendete das Gespräch aus. Zuckte zusammen, als sich Alden zu ihm herunterbeugte.
    »Du kannst beruhigt sein. Die Polizisten wissen, dass du in Notwehr gehandelt hast. Sie gehen in die Kirche, um Nachforschungen anzustellen. Ich habe ihnen erklärt, dass Weser ein Psychopath war, der Aiyana entführt hat, um sie an Halloween zu opfern. Alexa hat sich bereit erklärt, auszusagen. Sie ist schon auf dem Polizeirevier und wird verhört. Sie kann bezeugen, dass Weser Aiyana in seinem Haus gefangen gehalten hat. Jetzt muss ich nur noch die Formulare für dich ausfüllen.«
    Leonardo antwortete nicht. Er sah Aiyanas Seele vor sich, die nicht mehr leuchtete und die den Körper verlassen hatte, um an einen anderen Ort weiterzuziehen. Sein Magen bestand aus einem steinharten Klumpen. Er konnte nicht ohne sie weiterleben. Sie gehörte zu ihm wie die Luft, die er einatmete, ohne die er nicht leben konnte. Er zwang sich, seine Hoffnung nicht aufzugeben und dachte nur noch an sie. Seine Gedanken sandte er an ihr Herz. Er ließ keinen Laut in sein Bewusstsein eindringen und blendete jedes menschliche Geräusch aus. Seine Lippen bewegten sich. »Aiyana ich kann ohne dich nicht sein. Komm zurück bitte«, flüsterte er immer wieder. Erst als Alden ihn sanft schüttelte, bemerkte er, wo er sich befand.
    »Leonardo, die Schwester ist hier. Sie möchte mit dir sprechen.«
    Leonardo sah die Frau an. Ihre grünen Augen betrachteten ihn voll Mitgefühl. »Es tut mir furchtbar leid, was mit Aiyana geschehen ist, aber ich kann Sie beruhigen. Wir dür fen mit dem Resultat sehr zufrieden sein. Wir haben Mrs. Dealtry erfolgreich operiert. Ihr EKG ist stabil und sie scheint über den Berg zu sein.«
    Leonardo schüttelte seinen Kopf. »Sie lebt?«
    »Sie hatte Glück, Mr. Visconti. Die Verletzungen waren lebensgefährlich, aber Doktor Neely hat es geschafft. Mrs. Dealtry hat die Operation zum Glück sehr gut verkraftet.«
    Leonardo nickte mechanisch. Er hatte sich getäuscht. Es musste einen anderen Grund gegeben haben, dass er ihre Seele nicht mehr sah. Er sah die Schwester an und eine Explosion von Glücksgefühlen durchströmte ihn prickelnd. Er konnte es nicht abwarten, musste Aiyana auf der Stelle sehen, sich selbst davon überzeugen, dass er nicht träumte. Erst wenn er die farbigen Spiele ihrer Seele wiedersah, konnte er das Wunder glauben. »Kann ich sie sehen?«
    »Aber nur fünf Minuten. Sie liegt auf der Intensivstation. Dort drüben ist der Aufzug, fahren Sie in den zweiten Stock.«
    »Ich warte hier unten auf dich«, sagte Alden.
    Leonardo nickte ihm zu und ging zum Aufzug. Er meldete sich an. Eine Schwester brachte ihn zur Besucherschleuse, in der er sich umzog. Im Gang eilte eine blau gekleidete Schwester auf ihn zu. Es roch nach Chlor und vor jedem Zimmer hing ein Waschbecken mit Desinfektionsmittel. Er folgte der Schwester in einen Raum mit vier Betten. Aiyana lag bewusstlos im hintersten Bett, mit einem Schlauch in ihrem Mund, der ihr Sauerstoff zuführte. Leonardo starrte ihre Seele an, die sich um ihren Körper wand und aussah, als hätte sie Aiyana nie verlassen. Er konnte seinen Blick nicht von dem farbigen Spiel lösen, das ihn noch
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