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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft
Autoren: Johanna Lindsey
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sie wünschte leidenschaftlich, Ranulf wäre da, um sich statt ihrer mit dem Besucher zu beschäftigen.
    Er stand neben Sir William und Lady Margaret. Reinas jüngere Damen waren alle verschwunden. Sie konnte es ihnen nicht verdenken. Roghton war der Stoff, aus dem Alpträume entstehen.
    Searle und Eric erschienen rechts und links an ihrer Seite, ehe sie die Gruppe vor dem Kamin erreichte. Die beiden gebärdeten sich Reina gegenüber lächerlich beschützend, wenn Ranulf unterwegs war, und oft mußten sie Reinas scharfe Zunge ertragen, seit die junge Frau sich so im Zwiespalt fühlte. Momentan war sie allerdings für die Begleitung dankbar.
    Ranulfs Wunsch entsprechend, hatte Searle Louise de Burgh geheiratet, deshalb sah Reina ihn nicht mehr oft, außer, wenn Ranulf abwesend war. Diese Ehe entwickelte sich ganz gut, in Anbetracht der Tatsache, daß die Dame schreiend und um sich tretend in ihr Ehebett hatte gezerrt werden müssen. Als Reina sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie glücklich und zufrieden gewesen. Was immer Searle mit ihr angestellt hatte – das Ergebnis war einfach wunderbar. Reina wünschte, sie hätte die gleiche Macht über Ranulf.
    »Ah, Lady Rhian, nicht wahr? Das Kind mit den schwarzen Haaren einer Hexe. Erinnern Sie sich an mich?«
    Reina erstarrte. Zwei Beleidigungen in den wenigen Sätzen? Hielt der Mann sie für eine komplette Idiotin, daß sie seinen Versprecher als harmlosen Fehler ansehen würde? Gilbert hatte ihm jedenfalls ihren Namen gesagt. Roghton mußte selbst ein Idiot sein, wenn er sich einen einfachen Vornamen keine zwei Stunden merken konnte.
    Sie zahlte es ihm in gleicher Münze heim. »Eigentlich, Lord Ralston, heiße ich Reina – Reina Fitz Hugh. Falls Sie das wieder vergessen, können Sie mich auch Lady nennen, was mir zusteht. Und seien Sie froh, daß ich keine Hexe bin, sonst würden Sie unter meinem Dach nicht wohlbehütet schlafen.«
    Sie war nicht ihre Mutter, die Anzüglichkeiten und versteckte Schmähungen aus Rücksicht auf den Frieden in ihren Mauern ignorierte. Falls Roghton glaubte, hier mit solchem Blödsinn davonzukommen, dann irrte er sich.
    Es war ihr gelungen, ihn zu überraschen. Er hatte nicht erwartet, seine Unhöflichkeit zurückzubekommen, und schon gar nicht von einer Frau. Da er verwirrt war, fiel seine Entgegnung gesittet aus. »Ich habe gehört, Sie seien frisch verheiratet, Lady Reina.«
    »Ja, wenn Sie vier Monate als frisch verheiratet bezeichnen wollen. Mein Mann hält sich jedoch momentan in London auf – mit seinem Vater, Hugh de Arcourt.«
    »Lyonsford?«
    »Genau.«
    Danach hörte sie kein beleidigendes Wort mehr, was recht amüsant war, wenn man bedachte, daß Clydon mehr Macht besaß als Lyonsford. Das bewies einmal wieder, daß eine Dame mit einem kleinen Königreich nicht so beeindruckend wirkte wie ein Feldherr, der viel weniger sein eigen nannte – es sei denn, sie erwähnte ganz beiläufig, daß so ein Feldherr ihr Verwandter war.
    Seine Frau kam herein, und Reina erlitt einen leichten Schock – übrigens wie alle anderen, die Lady Roghton noch nicht gesehen hatten. In völligem Kontrast zu ihrem Mann war sie eine Frau von überwältigender, unvergleichlicher Schönheit: blond, hellhäutig, mit dem Gesicht eines Engels. Sogar Eadwina hatte allen Grund, zähneknirschend eifersüchtig zu sein.
    Es war unfaßbar, daß diese Vision der Lieblichkeit mit einem Mann wie Roghton verheiratet sein konnte. Wer brachte es fertig, so grausam zu sein, eine Verbindung zwischen solchen Gegensätzen zu arrangieren?
    Searle und Eric waren beide von Ehrfurcht ergriffen. Tatsächlich verfiel jeder Mann im Raum in Schweigen, denn sie schöne Lady machte jeden betroffen. Reina war vielleicht die einzige, die das Entzücken des Ehemannes über die Reaktion auf seine Frau bemerkte. Er genoß das Aufsehen, das sie erregte, und dann den Horror, daß so ein begehrenswertes, zauberhaftes Ding ihm gehören konnte. Dennoch tadelte er die Lady wegen ihres Zuspätkommens. Er brachte sie und jeden in der Nähe durch sein absichtlich grobes Schimpfen in Verlegenheit. Und Reina war sich sicher, daß er es mit Absicht tat. Es war mehr eine Demonstration, um alle Zweifel zu zerstreuen, daß dieses Traumwesen wirklich sein Eigentum war.
    Reina hatte kaum Gelegenheit, mit Lady Roghton zu sprechen, wenigstens nicht, bis das Abendessen fast beendet war. Roghton hatte die Unterhaltung an sich gerissen, und seine Lady hatte lammfromm zu seiner Linken gesessen, ohne ein
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