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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft
Autoren: Johanna Lindsey
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eine brennende Kerze, die den auf einer Bank ausgestreckten Roghton beleuchtete. »Das ist mein Ehemann, und seine Seele ist so grotesk wie sein Äußeres.«
    »Der Mann zählte nicht, soweit ich mich erinnere«, entgegnete er kalt. »Nur sein Reichtum.«
    »Merkst du denn nicht, daß ich dir klarzumachen versuche, daß ich im Unrecht war?« fragte sie zum Steinerweichen. »Er ist wohlhabend genug, aber alles Geld des Königreichs kann die Hölle nicht aufwiegen, in die er mein Leben all die Jahre verwandelt hat. Stell dir vor, er richtet Falken zum Angriff auf Menschen ab und läßt sie dann als sportliche Übung auf seine armen Leibeigenen los! So ein Mensch ist er, und ich kann ihn nicht mehr länger ertragen.«
    Ob das nun stimmte oder nicht – Ranulf blieb unbeeindruckt. »Dann verlasse ihn.«
    »Glaubst du, das hätte ich nicht versucht? Ich werde als Gefangene gehalten, beobachtet, verfolgt, in meinem Zimmer eingesperrt, wenn er nicht da ist.«
    Ranulf blickte wieder zu dem schlafenden Mann hinüber. »Geh jetzt! Ich sehe keinen, der dich aufhalten könnte.«
    »Er würde mich doch finden und zurückbringen, wie es schon öfter geschehen ist.«
    Wie Ranulf bereits vermutet hatte, war eine Flucht nicht das, was ihr vorschwebte. »Warum erzählst du mir das alles?«
    »Du könntest mir helfen, wenn du wolltest.«
    »Wie?«
    Sie kam wieder näher, und diesmal streifte sie mit ihren Brüsten seinen Unterarm. »Töte ihn für mich«, flehte sie mit belegter Stimme. »Er hat seinen Leuten mitgeteilt, daß ich zu Tode gefoltert werden soll, falls er unter verdächtigen Umständen stirbt. Und seine Männer werden das tun. Sie sind ebenso gemein und bösartig wie er. Er könnte an seinem Essen ersticken, und sie würden mich umbringen. Er muß ordnungsgemäß herausgefordert werden und durch das Schwert sterben. Bitte, Ranulf, befreie mich von ihm!«
    Also gab es doch Gerechtigkeit. Er hätte beinahe laut aufgelacht. Sie wollte, daß er sie von einer Hölle befreite, die sie mehr als verdiente? Das fiel ihm nicht ein, aber er sagte ihr das nicht gleich.
    »Mit welcher Begründung sollte ich ihn herausfordern? Ich sehe keine Zeichen der Mißhandlung an dir. Tatsächlich, Anne, kann ich es nicht recht glauben, daß der Mann dich nicht schätzt.«
    »Am Anfang verehrte er mich, aber ich konnte seine Berührungen nicht ertragen. Er spürte es und begann mich deshalb zu hassen. Dann erwischte er mich mit einem … mit einem Liebhaber und ermordete ihn mit seinen bloßen Händen.«
    »Aber dir hat er nichts angetan?«
    »Er … er wartete, bis mein Kummer sich verringert hatte. Er wollte, daß ich trauerte. Das freute ihn. Er tat nichts, solange ich litt, doch als ich mich zu erholen begann, schlug er mich. Ich sollte mich erinnern. Zuerst, als mein Schmerz so groß war, glaubte dieses Monster, ich würde die Schläge kaum spüren. Deshalb wartete er. So teuflisch ist er. Jetzt verprügelt er mich, wenn ich nur einen anderen Mann ansehe. Oh, bitte, Ranulf«, bat sie und warf die Arme um seinen Hals. »So kann ich nicht mehr weiterleben. Wenn ich nicht bald von ihm befreit werde, bringe ich mich um.«
    »Du denkst, das würde mich kümmern?«
    Sie lehnte sich langsam zurück und furchte die Stirn, doch sie glaubte Ranulf nicht. »Du hast mich einmal geliebt.«
    »Jetzt liebe ich eine andere.«
    »Wen?« Als er nicht antwortete, weiteten sich ihre Au-368 gen ungläubig. »Doch nicht diese kleine graue Maus, die du geheiratet hast?«
    »Maus? In meinen Augen ist sie schöner als jede Frau, die ich kenne – oder je gekannt habe.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, spottete Anne. In ihrer Verzweiflung wurde sie kühner. Sie preßte ihre Hüften gegen seine. »Du mußt dich doch erinnern, daß wir … «
    Ranulf reagierte mit gewaltigem Widerwillen und stieß sie zurück. Dann packte er sie am Haar und riß ihren Kopf nach hinten. Nun sah sie, was er bisher vor ihr verborgen hatte. Glühender Haß funkelte in seinen Augen und jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
    »Lady, du hast meine Tochter auf dem Gewissen. Du hast ihr nicht einmal den Gnadentod gegeben, sondern sie verhungern lassen. Das ist alles, was ich von dir noch weiß. Nun verschwinde aus meinem Haus, ehe ich die Vergeltung übe, die du wirklich verdienst.«
    »Ohne meinen Mann kann ich nicht gehen.«
    »Dann weckst du ihn am besten ganz schnell – oder ich erledige das.«
    »Und was soll ich ihm sagen? Es ist mitten in der Nacht!«
    »Dir wird schon etwas
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