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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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dem damals, dass seine Mutter ihn im verschneiten Wald vergessen konnte. Viele Stunden wartete er vergeblich auf sie und erreichte halb erfroren spät nachts den elterlichen Hof. Beim Paddeln stieß sie den Jungen, der im Boot hinter ihr saß, versehentlich ins Wasser. Seine Schreie will sie nicht bemerkt haben. Ein Nachbar zog den Nichtschwimmer in letzter Minute ans Ufer.
    Der Vater spielte in den familiären Strukturen nur eine untergeordnete Rolle. Eine wahre Verbundenheit zwischen ihm und dem Sohn stellte sich nicht ein. Lasse John erlebte den Vater als willensschwachen Charakter, der sich der Mutter kommentarlos beugte, aber den Sohn emotional missbrauchte, indem er ihn in alle Details seines freudlosen Daseins einweihte. Der Patient kann sich nicht an einzige Situation erinnern, in der er vom Vater geschützt oder auch nur getröstet wurde. Dennoch war der Tod des Vaters ein schwerer Verlust für ihn.
    Alle ›Männerarbeit‹ fiel fortan in seine Zuständigkeit. Diese Belastung überstieg von Anfang an seine physische und psychische Belastbarkeit. Die Mutter kontrollierte jeden seiner Schritte, jede Minute seiner Zeit. Nach der Pflichtschulzeit verweigerte sie ihm eine weiterführende Ausbildung, weil er die bei der Arbeit in der Landwirtschaft nicht bräuchte. Soziale Kontakte beschnitt sie so stark, dass sie einschliefen. Der Junge, der sich nach einem Freund sehnte, wünschte sich einen Hund. Mit dem, meinte er, hätte er über den Ärger mit seiner Mutter sprechen können, doch auch das verwehrte sie ihm. Die Gänse seien Wächter genug, es kämen keine Einbrecher so tief in den Wald und Freunde bräuchte er nicht, er habe seine Mutter. Einmal brachte er einen streunenden Hund mit.Es dauerte nur kurze Zeit, bis sie ihn fand und vor den Augen des Jugendlichen mit einer Axt erschlug.
    Ihr Verhältnis hatte sich zu diesem Zeitpunkt dahingehend verändert, dass sie nun behauptete, all das sei Erziehung und geschähe aus Liebe zu ihm.
    Ausgehend davon, dass Frau John ohne ihren Sohn vollkommen auf sich allein gestellt gewesen wäre, glaube ich, sie versuchte ihn mit aller Macht an sich zu ketten. Keinerlei Möglichkeiten Freunde zu treffen, oder etwa Frauen kennen zu lernen. Als er doch ein junges Mädchen mit nach Hause brachte, endete die Begegnung der beiden Frauen in einem Desaster.
    Wahrscheinlich folgte eine Phase der relativen Ruhe.
    Möglicherweise entwickelte Lasse John in der Hoffnungslosigkeit der Situation eine Depression. Suizidversuche, die eher dazu dienen sollten, auf seine Lage aufmerksam zu machen, scheiterten und er erfuhr wieder keine Unterstützung von außen. Er fühlte sich ständig beobachtet und bespitzelt, hatte Angst vor der Rache seiner Mutter, sollte er einen Fehler begehen und spürte eine unüberwindbare Abhängigkeit von ihr. Sie war sein einziger Partner, ihr gehörten der Hof und das Geld, ohne sie würde er keine Zukunft haben. Schübe gesteigerter Aggressivität behauptet er durch Arbeit überwunden zu haben.
    Er wurde erwachsen, löste sich emotional ein Stück weit von seiner Mutter.
    Sie wurde Pflegefall.
    In seinen Augen der gemeinste Coup gegen ihn.
    Nun konnte er sie auf keinen Fall verlassen, sie war auf seine Hilfe angewiesen! Besorgt darauf bedacht ein guter Sohn zu sein, übernahm er auch diese neue Aufgabe und wurde zum Spielball der Aggressionen seiner Mutter. Nach seinen Berichten wird deutlich, dass sich Demütigungan Demütigung reihte. Lasse Johns Blickwinkel hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits so verengt, dass er keine Möglichkeit erkennen konnte, die Lage zu verändern.
    Nur ihr Tod brächte ihm Erleichterung.
    Und so plante er die Tat und ermordete sie, wie er es in einem heimlich gesehenen Film beobachtet hatte.
    Ich glaube nicht, dass er zum Zeitpunkt der Tat in der Lage war, die Folgen seines Handelns zu überblicken. Dazu gehört die Gefangennahme der Inga Hilmarström.
    Über möglichen sexuellen Missbrauch von Seiten der Mutter liegen uns noch keine Erkenntnisse vor. Der emotionale Missbrauch steht außer Frage.
    Aus meiner Sicht besteht keine Notwendigkeit, die polizeilichen Befragungen vollständig auszusetzen. Der Patient wird sich allerdings nicht als sehr kooperativ erweisen, seine Toleranzschwelle ist gering, sein Aggressionspotential hoch, seine Fähigkeit zu provokativem Auftreten gut entwickelt. Auf deutlichen verbalen wie physischen Widerstand sollte die Kriminalpolizei vorbereitet sein.
    Nachtrag: Der Hausarzt diagnostizierte eine
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