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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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und ärgerliche Ferien! Die Kinder lungerten lustlos im Hof und Haus herum. Wenn wenigstens Oma da wäre! Sie hatte immer eine Idee, was man spielen könnte.
    „Außerdem wollte sie mir eine echt goldene Pappkrone machen“, murrte Peter.
    Endlich sahen sie Oma die Landstraße heraufwandern. Sie marschierte fröhlich voran und sang. Jan, Brigitte und Peter liefen ihr entgegen. „Wo warst du?“
    „Ich war im Krankenhaus beim Zauberer. Er läßt euch grüßen. Es geht ihm besser, aber es wird ungefähr noch vier Wochen dauern, bis das Bein heil ist.“
    „Kann er denn nicht wieder zu uns kommen?“ fragte Brigitte.
    „Der Arzt möchte das Bein jeden Tag sehen, und außerdem hätte Mario ja hier keine Pflege, weil niemand da ist.“
    „Aber wir sind doch da“, rief Jan.
    Oma schüttelte den Kopf: „Wir sind nicht da, weil wir verreisen.“
    Die drei Kinder blieben stehen und starrten Oma an. Jan hatte sich zuerst gefaßt. „Wir verreisen? Aber wann und wohin? Oma, sag doch, schnell!“
    „Ja, Oma, los, sag doch!“ riefen Peter und Brigitte.
    „Nun“, sagte Oma, „Ingeborg muß Ruhe zum Arbeiten haben, und euch tut ein bißchen Luftwechsel ganz gut. Ehrlich gesagt hat mich auch die Reiselust gepackt. Aber weil wir nur das Wirtschaftsgeld haben, muß unsere Reise billig sein. Da hatte ich heute mittag eine Idee. Bei meinem Krankenbesuch habe ich den Zauberer gefragt, ob er uns für ein paar Wochen den grünen Wagen und das Pferd borgt. Er tut es gern, und so können wir ein wenig in der Gegend herumkutschieren.“ Die Kinder waren überwältigt. Sie lachten und schrien durcheinander.

    „Wie die Zigeuner!“ rief Peter.
    „Aber gehen wir denn alle in den Wagen rein?“ fragte Brigitte und zählte an den Fingern ab: „Du, Heiner, Jan, ich, Peter, die Ziege, der Wellensittich, der Kater, mein Kaninchen, die Schildkröte, Peters Mäuse und das Baby.“
    „Heiner will mit einem Freund eine Radfahrt machen“, sagte Oma. „Das Baby, die Ziege und den Kater lassen wir bei Ingeborg. Sie machen nicht viel Lärm. Und wir andern werden schon Platz haben.“ Die Kinder versuchten sich alle drei auf einmal bei Oma unterzuhaken und führten sie im Triumph nach Hause. Den ganzen Nachmittag schwatzten und lachten sie und kamen mit immer neuen Plänen. Was war das für ein herrlicher Tag!

Zigeunerleben

    Jan saß vorn auf dem Bock und spielte auf der Mundharmonika „Lustig ist das Zigeunerleben“. Die Pferdehufe trappelten auf der Landstraße den Takt dazu. Neben Jan saß Oma in ihrem langen schwarzen Kleid mit dem lila Strohhut auf dem Kopf und hielt in ihren kleinen Händen die Zügel. Er mußte immer wieder staunen, wie gut sie damit umgehen konnte. Man merkte, daß sie auf dem Land aufgewachsen war. Sie sang zu Jans Spiel, und auch aus dem Innern des Wagens, wo Brigitte herumkramte, ertönte Gesang. Nur von Peter war nichts zu hören. Er hockte hinten auf dem Rückbrett und sah still in die Landschaft mit den gelben Kornfeldern hinaus. Es war ein leuchtender, strahlender Sommertag. Ab und zu fuhr ein Auto an ihnen vorbei. Die Leute lachten, winkten, riefen und freuten sich über den lustigen grünen Wagen mit den blankgeputzten Fenstern. Das Pferd Max war froh, daß es nicht mehr im Stall stehen mußte, und trabte munter voran. Paulchen, der Wellensittich, dessen Käfig vorn am Wagen schaukelte, schrie vergnügt: „Hau ruck, hau ruck, hau ruck!“
    Mittags hielten sie auf einer Waldwiese. Max durfte grasen, und Oma kochte auf dem Spirituskocher im Wagen eine Suppe. Sie löffelten, im Grase sitzend, ihre Teller leer, lachten und schwatzten. Nur Peter war schweigsam und ernst.
    „Was ist, Liebling?“ fragte ihn Oma. „Hast du Bauchweh?“
    Peter schüttelte den Kopf.
    „Möchtest du noch etwas Suppe haben, Peter?“ fragte Brigitte etwas später.
    „Ich bin nicht Peter.“
    „Na gut“, sagte Brigitte ungeduldig. „Majestät, willst du noch Suppe?“
    „Ich bin kein König“, brummte Peter.
    „Ja, was bist du dann?“
    „Ich bin ein Grafenkind, das von Zigeunern gestohlen worden ist.“
    Nun konnten sich die andern endlich sein stilles und trauriges Wesen erklären. „Also iß“, sagte Oma rauh. „Wir haben dich nicht gestohlen, damit du von Kräften kommst und nur herumsitzt. Du sollst in ein paar Tagen auf dem Seil tanzen.“
    Mit einem anklagenden Blick auf Oma ließ sich Peter den Teller noch einmal füllen. Aber so war es richtig, Oma hatte gleich begriffen, daß sie jetzt keine liebe Oma sein
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