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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
Autoren: Melanie Welsh
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verstehen, warum er so viele Menschen in seinen Bann geschlagen hatte.
    Er streckte ihr beide Hände entgegen. »War’s schön draußen auf dem Wasser?«, fragte er. Wie sein Sohn, Felicitys Vater, trug er einen Leinenanzug und einen Panamahut.
    »O ja, es war ein wunderschöner Tag.« Sie küsste ihn auf die Wange und wandte sich dann Olivia zu. Das Baby strahlte sie an. In ihrem blonden Haar zeigten sich die ersten Löckchen. Felicity hielt ihr lächelnd einen Finger hin und Olivia grabschte mit ihrem pummeligen, süßen Händchen danach.
    Felicity sah ihr voller Liebe und Bewunderung in die schönen blauen Augen, und Olivia erwiderte den Blick, als könnte sie in ihrer Seele lesen. Felicity küsste ihre Pausbacke.
    »Nn-nn-ma-ma«, brabbelte Olivia und schob sich Felicitys Finger in den Mund.
    »Nicht, Olivia«, sagte ihre Mutter und zog den Finger weg.
    Poppy stand auf, um einen Stuhl für Felicity zu holen. Die Sonne hatte ihre Haare in den langen Schulferien platinblond gebleicht. Sie trug ein weißes, mit Spitzen verziertes Sommerkleidchen, in dem sie noch hübscher aussah als gewöhnlich.
    »Es ist schon erstaunlich, wie toll du segeln gelernt hast in so kurzer Zeit«, sagte sie.
    »Es liegt ihr im Blut, schließlich ist sie eine Gallant«, bemerkte Rafe stolz.
    »Ein Glück, dass Felicity das Talent geerbt hat. Wenn es auf mich ankäme, würde die Familientradition aussterben.«
    »Ach, Poppy, dafür hast du genügend andere Begabungen«, meinte ihr Großvater.
    Es war schon später Nachmittag, aber immer noch angenehm warm. Felicity trank ein Glas Limonade aus frisch gepresstem Zitronensaft und hörte zufrieden zu, wie ihre Familie plauderte. Ihr Vater hatte eine Zeitung auf dem Schoß liegen. Sein Gesicht war sommerlich gebräunt, unter dem Hut schaute eine blonde Locke hervor.
    Sie war nicht dabei gewesen, als er sich mit Rafe ausgesöhnt hatte. Niemand war dabei gewesen. Manchmal fragte sie sich, was die beiden wohl miteinander gesprochen hatten, wie es einem Vater möglich sein sollte, seinem Sohn zu erklären, warum er ihn sein Leben lang alleingelassen hatte. Aber es war alles gut geworden.
     
    Die Sonne ging eben unter, als sie mit dem Essen fertig waren. Olivia lag schon lange in ihrem Bettchen.
    Die Mutter machte sich daran, den Tisch abzuräumen, und die beiden Mädchen halfen ihr dabei und trugen Teller über den Rasen zur Küche.
    »Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?«, fragte Poppy. »So wie ich Mama kenne, wird sie es sich nicht nehmen lassen, alles schön ordentlich abzuspülen und aufzuräumen, obwohl sie gar nicht hier wohnt, und dabei stören wir beide bloß.« Felicity grinste.
    Die Schwestern streiften umher und sogen den Duft der Blumen ein. Rafes Haus stand jahrzehntelang leer. Sein treuer Freund Isaac, Jebs Großvater, hatte sich zwar darum gekümmert, aber der Garten war in all der Zeit dennoch etwas verwildert. Die Gärtner hatten gerade erst angefangen, die unzähligen Pflanzen zu bändigen und zurückzustutzen. Doch gerade die Tatsache, dass alles noch ein bisschen wild und verwahrlost aussah, hatte für Felicity einen eigenen Charme.
    Besonders gefiel ihr der von einer Mauer umgebene Gemüsegarten. Jetzt in der Dämmerung wirkten alle Farben noch intensiver: Das Gras leuchtete üppig grün und am Himmel verschwammen satte Rot- und Orangetöne. Die Kräuter dufteten atemberaubend.
    »Das hat so was Geheimnisvolles hier«, sagte Poppy heiter und balancierte auf der Einfassung eines Beets. Die sandige Erde hatte einen fahlen Ton im Abendlicht.
    Sie sprang wieder auf den Weg hinunter.
    Mit einem schrecklichen Krachen tat sich die Erde unter ihren Füßen auf und Poppy sank bis zu den Hüften ein. Sie schrie auf, das Gesicht von Angst verzerrt. In einer Reflexbewegung streckte Felicity den Arm aus und bekam ihre Schwester zu fassen.
    Poppy schlang ihre Arme um den Hals ihrer Schwester, die vor ihr kniete, und klammerte sich verzweifelt fest. »Ich spüre keinen Boden unter den Füßen«, flüsterte sie tonlos.
    Felicity hatte das Gefühl, dass sich ihr Magen umdrehte. »Nicht loslassen«, sagte sie und versuchte, Poppy herauszuziehen.
    Poppy zuckte zusammen. »Aua. Ich glaube, ich stecke fest.«
    Felicity wurde ganz schwindlig vor Angst. »Hilfe«, schrie sie, so laut sie konnte. »Hilfe!«
    »Irgendwas sticht mich in die Rippen«, stöhnte Poppy.
    Felicity ließ mit der einen Hand ihre Schwester los und wischte ein bisschen lose Erde beiseite. Darunter wurde bröckeliger
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