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Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
Autoren: Melanie Welsh
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stimmt, was Miss Cameron behauptet, würde es sonst morgen in Wellow vielleicht jede Menge Leute geben, die sich in Gold verwandelt oder aus Versehen ihre heiß geliebten Ehefrauen umgebracht haben.«
    Draußen drehte sich Felicity noch einmal lächelnd nach Miss Cameron um, die ihnen nachsah. Die Bibliothekarin winkte ihr zu und schloss dann die Tür.
    »Natürlich bewundere ich euer technisches Genie über alles«, sagte Felicity.
    »Keine Angst, bestimmt gibt es auch irgendwelche niederen Dienste, die sogar du mit deinen schwachen Kräften verrichten kannst«, scherzte ihr Freund.



Drittes Kapitel
    T atsächlich leisteten Henry und seine Brüder ganze Arbeit: Als sie fertig waren, konnte man vom Wunschbrunnen praktisch keine Spur mehr entdecken. Und Marthas Skepsis zum Trotz redeten sie dabei kein einziges Wort. Sie verständigten sich mithilfe eines komplizierten Systems von Zeichen, die sie miteinander vereinbart hatten, und beschränkten sich darauf, finster die Stirn zu runzeln, wenn sie einmal verschiedener Meinung waren. Miss Cameron stand immer dabei und wirkte sehr beeindruckt: Die Brüder mussten nur zwei Mal die Arbeit unterbrechen, um ein Stück weit von dem Brunnen wegzugehen und sich darüber zu unterhalten, was zu tun war.
    Selbst Percy, der dem Projekt anfangs recht kritisch gegenübergestanden hatte, weil er befürchtete, die Täuschung könnte allzu leicht auffliegen, sobald jemand die Sache genauer untersuchte, musste schließlich zugeben, dass die beiden Öffnungen des Schachts sehr gut versteckt waren. Will, der für die Tarnung zuständig war, hatte die Herausforderung freudig angenommen und sich, angespornt von der Schwierigkeit des Unternehmens, selbst übertroffen. Obwohl Felicity genau wusste, wo sich der Brunnen befinden musste, fiel es ihr doch schwer, die Stelle wiederzuerkennen, so perfekt waren die Rasenstücke, die Will verlegt hatte, in die Umgebung eingepasst.
    »Es ist eigentlich ganz einfach: Man muss nur exakt arbeiten«, erklärte Will stolz.
    Um das Loch in der Decke der Höhle zu verschließen, hatte Will Hühnerdraht verwendet, den er mit Pappmaschee bestrich. Die Fläche malte er anschließend so an, dass sie wie natürlicher Fels aussah. Er brauchte mehrere Abende, um sein Werk immer weiter zu verbessern, bis die Täuschung vollkommen war.
    Damit war die Arbeit abgeschlossen, und es blieb nichts weiter zu tun, als hin und wieder nachzusehen, ob auch wirklich alles noch so war, wie sie es hinterlassen hatten. Diese Aufgabe übernahm Felicity, die ohnehin gerne lange Spaziergänge unternahm. Sie liebte es, durch die Gegend zu streifen, aufs Meer hinauszuschauen und von den fernen Küsten zu träumen, zu denen sie eines Tages aufbrechen wollte.
     
    Nach und nach gewöhnten sich Felicity, Henry und Martha wieder an den Schulalltag. Der neue Stundenplan war nach wenigen Wochen altvertraute Routine. In den Chemiestunden ging es immer noch chaotisch zu, worunter Martha besonders litt. Auch Felicity fand den Unterricht bei Povl Usage scheußlich, weil er andauernd irgendwelche Anspielungen auf ihre Familie machte oder sich nach ihrem Großvater erkundigte. Nur Henry ließ der neue Lehrer kalt: In seinen Augen war der Mann ein Schwachkopf, aber völlig harmlos.
    Das schöne Wetter dauerte an, und so konnten die Kinder jeden Nachmittag, sobald die Schule aus war, segeln gehen und für die große Regatta um den Heartsease Cup trainieren, die immer am Ende des Sommer stattfand. Das Rennen war das größte der ganzen Saison in Wellow, denn startberechtigt waren Segelboote aller Art von der Einmannjolle bis zur Jacht.
    Der Tag des großen Ereignisses war hell und klar, die Sonne strahlte gelb und heiß vom Himmel. Felicity genoss die Wärme auf ihrem Gesicht, als sie durch die Stadt zum Hafen ging. Sie freute sich auf das Rennen.
    Die ersten Zuschauer aus der näheren und ferneren Umgebung waren bereits auf den Beinen. Alle strebten zum Wasser hinunter, um sich einen möglichst guten Platz zu sichern. Manche hatten Campingstühle und Decken dabei. Einheimische Händler hatten Stände aufgebaut, an denen Souvenirs und bunte Luftballons verkauft wurden. Kinder rannten ausgelassen umher, ohne sich um die missbilligenden Blicke älterer Herrschaften zu kümmern, die alle möglichen Habseligkeiten um sich herum ausgelegt hatten, um ihr Territorium zu markieren, das sie eifersüchtig bewachten. Am Abend würde die Stadt voller Touristen sein.
    Felicity schlängelte sich durchs Gedränge.
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