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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit
Autoren: Stefan Wolf
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zweiten
Fotostreifen hatte.“
    „Den zweiten. Karin — das ist
die Blonde — hat doch nur einen gemacht.“
    „Das ist es, was mich gewundert
hat. Denn — ganz richtig — diese Karin ließ sich viermal blitzen. Kann ich
alles sehen von hier aus. So dicht schließt der Vorhang nämlich nicht. Dann
ging sie weg, und deine Mutter sollte offensichtlich auf die Fertigstellung der
Fotos warten. Tat sie auch. Aber dann, viel zu früh, kam der Viererstreifen
raus. Sie hat ihn sich angesehen und wirkte verstört. Sah sich um — hierhin,
dorthin. Hat dann trotzdem gewartet. Bis die nächsten Fotos fertig waren.
Wahrscheinlich von der Blonden.“
    Tim fühlte sich wie unter Strom
stehend. „Das hieße ja: Die ersten Fotos sind von jemand anderem. Der hat die
Herstellung nicht abgewartet, sondern ist vorher gegangen.“
    Der Bettler nickte. „Ein Mann
war’s. Auch den habe ich gesehen. Aber er ist nicht gegangen, sondern hat sich
versteckt“, er zeigte zu einem Taschenbuchständer. „Dort. Und hat deine Mutter
beobachtet.“
    Tim fühlte, wie es ihm kalt
über den Rücken lief.
    „Wie sah der Mann aus?“
    „Mies.“
    „Abgerissen?“
    „Eine miese Visage, meine ich.
Ein Raubvogelgesicht.“ Geiergesicht! dachte Tim. Um Himmels willen! Doch nicht
etwa der Bankräuber?
    „Und? Was hat er gemacht?“
    „Nichts. Jedenfalls hat er
deine Mutter nicht angesprochen. Rausgeschlichen hat er sich.“
    Das besagt gar nichts, dachte
Tim. Wahrscheinlich hat er draußen auf sie gewartet. O Mann! Wenn ich das
richtig sehe, haben sich hier die Wege abermals gekreuzt — in dramatischer
Weise.
    „Mir fällt noch was ein“, sagte
der Bettler. „Als deine Mutter raus ging, war ein kleiner Mann hinter ihr. Er
kam rein, ist ihr dann hinaus gefolgt und hielt überhaupt keinen Abstand. Ein
auffälliger Typ. Fett, teigig, mit kleinen, funkelnden Augen.“
    „Danke!“
    „War mir ein Vergnügen, junger
Freund. Was sich draußen abgespielt hat, kann ich natürlich von hier aus nicht
sehen. Da müßtest du Leo und Valeska fragen.“

    „Den Tätowierten und die mit
der Horrorfrisur?“
    „Genau. Leo Blatzer und Valeska
Trinitano. Sind nicht sehr angenehm. Dreimal schon hat mir Leo meine Einnahmen
abgenommen. Mit solchem Terror muß ich leben. Aber vielleicht sind sie
zugänglich in deinem Fall und sagen, was sie gesehen haben.“
    „Das glaube ich zwar nicht.“
Tim grinste. „Denn Leo erholt sich gerade von einem K. o., aber ich kann’s ja
versuchen.“
     
    *
     
    Der Mann, der sich Nero nannte,
saß in seinem Apartment, rauchte einen dünnen Zigarillo und dachte nach.
    Neben ihm, auf dem
Cocktailtisch, lagen Block und Bleistift. Gedankenverloren kritzelte der
Terroristenchef auf dem getönten Papier, sah dabei seiner Hand zu — einer
schmalen, gepflegten, aber kräftigen Hand.
    Meier-Micksner — den Doppelnamen unterstrich
er dreimal. Und das glattrasierte Gesicht überzog sich mit einem Ausdruck von
Wut.
    Dieser Ausbeuter! Ein
Pharma-Produzent! Eine große Nummer in seiner Branche. Nero haßte ihn.
    Aber noch größer war sein,
Neros, Haß, wenn er an Niedermann dachte — an Dr. Jan Niedermann, diesen
Betrüger. Ein Chefchemiker, der jetzt groß rauskam. Durch Betrug.
    „Aber dem werde ich’s
versalzen!“ murmelte Nero.
    Dann griff er zum Telefon.
    Ein Auslandsgespräch.
    In weiter Ferne — im Umland der
TKKG-Stadt, nämlich in einem Ort namens Wexenstein — wurde der Hörer
abgenommen.
    „Paluschke“, meldete sich eine
Männerstimme.
    „Ich bin’s“, sagte Nero.
    „Hallo, Chef!“
    „Alles vorbereitet?“
    „Bestens! Flühm, Trensl und ich
— wir schmeißen die Sache. Wir rechnen mit mindestens einer Million. Einer von
uns wird sich auf die Straße legen. Mit abgetrenntem Arm — abgetrennt!
Hahahaha! Dann muß der Geldtransporter halten. Die richtige Stelle haben wir
schon ausgesucht. Da wird niemand stören.“
    „Ich verlasse mich auf euch.“
    „Kannst du auch, Chef.“
    „Mit der Beute macht ihr’s wie
immer. Nicht alles bei einem lassen. Ist sicherer. Im übrigen wartet ihr, bis
ich mich melde.“
    „Alles klar, Chef.“
    „Vielleicht rufe ich noch mal
an. Wenn nicht — dann viel Glück!“
    „Danke. Wir machen das. Keine
Sorge.“
    Nero legte auf.
    Hier, dachte er, läuft
vorläufig gar nichts. Die beiden Idioten — er meinte Korf und Spähtvolger —
haben Mist gebaut. Und nach der Sache mit der Schlange wird der Boden verdammt
heiß. Aber dort in Deutschland — klar, da frische ich alte
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