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Fehlschlag unzulässig

Fehlschlag unzulässig

Titel: Fehlschlag unzulässig
Autoren: K. H. Scheer
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Ich konn­te sie mit Hil­fe der Klar­sicht­bril­le ein­wand­frei se­hen und sie mich. Für an­de­re Men­schen muß­ten wir un­sicht­bar sein.
    Wir schal­te­ten die Klein­trieb­wer­ke ab und war­te­ten, bis die Ro­to­ren mit ei­nem letz­ten Pfei­fen aus­ge­lau­fen wa­ren. Al­li­son stapf­te schwer­fäl­lig auf mich zu. Er trug ein Ko­stüm als wil­der Krie­ger aus dem dunklen Nor­den. Sein Ei­sen­helm hing wie mei­ner an­ge­schnallt un­ter dem Trieb­werk­stor­nis­ter.
    »Ei­ne ver­damm­te Schin­de­rei ist das«, be­schwer­te er sich schnau­fend. »Pas­sen Sie auf, Sie ver­lie­ren gleich Ih­re Ther­mo­rak.«
    Ich faß­te schleu­nigst un­ter mei­nen knie­lan­gen Kit­tel. Die Waf fe war aus der Schul­ter­half­ter ge­rutscht und rag­te mit dem Griff­stück aus der Brust­öff­nung her­vor.
    Ich schnall­te sie fes­ter und sah mich um. Dump­fe Gong­schlä­ge dran­gen aus der Fer­ne zu uns her­über. Von der na­hen Stra­ße er­tön­ten brül­len­de Stim­men. Es wa­ren die Fuhr­leu­te, die wir kurz vor der Lan­dung ge­se­hen hat­ten.
    »Un­ge­fähr­lich«, rief uns Han­ni­bal zu. »Die Leu­te ha­ben in der Nä­he über­nach­tet und wol­len jetzt durch das West­tor in die Stadt. Man scheint nach An­bruch der Dun­kel­heit nie­mand mehr ein­zu­las­sen. Hast du dir die Ge­gend an­ge­se­hen, Großer?«
    »Sehr ge­nau. Wir wer­den die Mau­ern an der See­sei­te über­flie­gen, und zwar ge­nau dort, wo sie am un­be­zwing­bars­ten sind. Die Steil­klip­pen süd­lich des Ha­fen­be­ckens sind da­für ge­eig­net. Wir lan­den, or­ten nach oben und stei­gen senk­recht am Mau­er­werk hoch, so­bald kei­ne Wa­chen in der Nä­he sind. Es ist an­zu­neh­men, daß man an die­ser nie­mals ge­fähr­de­ten Stel­le kei­ne Or­tungs­ge­rä­te in­stal­liert hat. Wenn der ge­rings­te ver­wa­sche­ne Hirn­im­puls kommt, ist Vor­sicht ge­bo­ten. Dann han­delt es sich um einen Im­mu­ni­sier­ten.«
    »Die Stadt ist enorm groß. Es könn­te klap­pen«, stimm­te Al­li­son zu. »Sie wol­len aber doch hof­fent­lich nicht quer­kant über Stra­ßen und Ge­bäu­de hin­weg­flie­gen?«
    Ich mus­ter­te ihn ab­schät­zend. Fra­mus war ner­vös.
    »Das wird sich da­nach rich­ten, wie­viel Krach in den Gas­sen herrscht. Wenn der Wa­gen­zug an­kommt, dürf­te es viel Lärm ge­ben. Zu die­sem Zeit­punkt soll­ten wir in der Nä­he des West­tors sein. Es liegt na­he der Küs­ten­li­nie. Ach­ten Sie ge­nau auf mich. Ich kann Ih­nen nichts zu­ru­fen, und das Funk­sprech­ver­bot bleibt be­ste­hen.«
    Wir lie­ßen un­se­re Klein­trieb­wer­ke wie­der an­lau­fen. Han­ni­bal lausch­te mit halb­ge­schlos­se­nen Au­gen zu der Rie­sen­stadt hin­über. Es wür­de nicht ein­fach sein, Na­ru Ke­no­ne­we auf te­le­pa­thi­scher Ba­sis un­ter et­wa fünf­hun­dert­tau­send Men­schen her­aus­zu­fin­den.
    Wir hat­ten al­ler­dings einen un­schätz­ba­ren Vor­teil!
    Sei­ne Hirn­fre­quen­zen wa­ren uns so ge­nau be­kannt, daß wir sie un­ter Mil­lio­nen an­de­ren her­aus­le­sen konn­ten. Es war ei­ne Sa­che der Kon­zen­tra­ti­on.
    Was da­nach kam, wuß­ten al­ler­dings nicht ein­mal die Göt­ter und Dä­mo­nen die­ser Epo­che.
     
     
8.
     
    Als mei­ne Ro­to­ren über den Mau­er­zin­nen auf­tauch­ten, er­faß­te mich der un­ver­hofft aus­ge­bro­che­ne Schnee­sturm mit sol­cher Ge­walt, daß ich et­wa zwan­zig Me­ter weit da­von­ge­wir­belt wur­de.
    Das un­ter­halb mei­nes Ener­gie­tor­nis­ters hän­gen­de Pa­ket, in dem ein Teil­stück des für Na­ru Ke­no­ne­we be­stimm­ten Flug­ag­gre­gats ver­staut war, zerr­te mit un­be­re­chen­ba­rer Wucht an mei­nem oh­ne­hin in­sta­bi­len Kör­per.
    Al­li­son wur­de da­ge­gen weit nach oben ge­ris­sen, vom Sog hin­ter der Zy­klo­pen­mau­er er­faßt und auf einen Turm zu­ge­trie­ben.
    Wir kämpf­ten ver­bis­sen ge­gen das Un­wet­ter an. Mes­ser­schar­fe Eis­kris­tal­le peitsch­ten in die un­ge­schütz­ten Tei­le mei­nes Ge­sichts. All das ge­sch­ah mit­ten im Hoch­som­mer ei­ner Epo­che, die wir kurz­fris­tig un­ter­schätzt hat­ten. Auch wenn es ei­ni­ger­ma­ßen warm war – sie ge­hör­te zur letz­ten Eis­zeit!
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