Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone
Autoren: Mira Grant
Vom Netzwerk:
ihren kostbaren Körperflüssigkeiten zu beschmieren, aber die neu entstandenen sind frisch genug, um noch Schmodder übrig zu haben. Wenn sie es schaffen, spritzen sie einen voll und verlassen sich darauf, dass ihre kleinen Helfer, die Viren in ihrer Blutbahn, den Rest der Arbeit für sie machen. Keine besonders tolle Jagdstrategie, aber als Möglichkeit zur Seuchenverbreitung ist sie besser geeignet, als es irgendeinem Nichtinfizierten lieb sein könnte.
    Nicht, dass es noch Nichtinfizierte auf der Welt geben würde – das ist ein Teil des Problems. Man bezeichnet diejenigen, bei denen sich das Virus ungebremst vermehrt, als »Infizierte«, ungeachtet der Tatsache, dass das Virus in uns allen ist und geduldig auf den Tag wartet, an dem man ihm die Kontrolle überlässt. Das Kellis-Amberlee-Virus kann jahrzehntelang inaktiv bleiben, wenn nicht sogar ewig. Im Gegensatz zu den Menschen, die es befällt, kann es warten. Den einen Tag geht es einem gut. Am nächsten wacht dann der eigene persönliche Virenvorrat auf und beginnt sich zu vermehren, und damit wird alles Denken und Fühlen abgetötet und man wird als Zombie wiedergeboren. Wenn man Zombies als »die Infizierten« bezeichnet, gibt einem das ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, als ob man es irgendwie vermeiden könnte, eines Tages einer von ihnen zu werden. Tja, wisst ihr was? Daraus wird nichts.
    Die Viren vermehren sich, wenn eine von zwei Bedingungen erfüllt ist: Entweder, der Tod des Wirts verursacht eine Unterbrechung im Nervensystem und aktiviert damit das schlafende Virus, oder man gerät in Kontakt mit Viren, die bereits vom inaktiven in den aktiven Zustand übergegangen sind. Daher rührt das eigentliche Risiko bei Auseinandersetzungen mit den Zombies. Jeder Nahkampf mit einem Zombie führt zu Verlusten von mindestens sechzig Prozent. Um die dreißig Prozent davon ereignen sich im eigentlichen Gefecht, wenn man von Leuten ausgeht, die wissen, was sie tun. Ich habe Videos von Kampfsportvereinen und Idioten mit Schwertern gesehen, die in der Zeit des Erwachens auf die Zombies losgegangen sind, und ich gebe gerne zu, dass solche Kerle eine verdammt eindrucksvolle Figur machen. Da ist dieser verblüffende Kontrast zwischen der Eleganz und Geschwindigkeit eines gesunden Menschen und dem langsamen Geschlurfe eines Zombies, der einfach … das ist wie lebendige Poesie. Es ist herzzerreißend und traurig, und es ist höllisch schön.
    Und dann gehen die Überlebenden nach Hause, lachend und aufgedreht und um die Toten trauernd. Sie nehmen ihre Rüstungen ab, sie säubern ihre Waffen, und der eine oder andere ratscht sich an einem Unterarmschützer den Daumen oder reibt sich die Augen mit einer Hand, die ein bisschen zu nah an einem sabbernden Zombie dran gewesen ist. Aktive Viren geraten in die Blutbahn, die Kettenreaktion wird in Gang gesetzt und die Vermehrung beginnt. Bei einem durchschnittlich großen Erwachsenen vollzieht sich die Verwandlung innerhalb einer Stunde, und dann geht das Ganze von vorne los, ohne Vorwarnung, ohne Verschnaufpause. Die Frage »Johnny, bist du das?« wandelte sich verdammt schnell von einem Horrorfilmklischee zu einer realen Krisenerfahrung, als die Leute anfingen, sich den Infizierten im Nahkampf entgegenzustellen.
    Am bislang knappsten bin ich davongekommen, als ein Zombie mir mal einen Mundvoll Blut ins Gesicht gespuckt hat. Hätte ich keine Schutzbrille über meiner Sonnenbrille getragen, dann wäre ich jetzt tot. Bei Shaun war es schon brenzliger. Ich frage inzwischen nicht mehr. Eigentlich will ich es nicht wissen.
    Meine Panzerung und meine Hose waren sauber. Ich zog beides aus und warf es auf die Plastikfolie. Anschließend überprüfte ich in gleicher Weise Sweatshirt und Thermounterhosen, bevor ich auch diese auszog und auf den Haufen warf. Eine kurze Untersuchung meiner Arme und Beine zeigte keine unerwarteten Blutspritzer. Ich wusste bereits, dass ich nicht verwundet war – immerhin hatte ich seit meiner Rückkehr aus dem Feld zwei Bluttests bestanden. Hätte ich auch nur einen Kratzer abbekommen, dann hätte die Vermehrung noch vor Watsonville eingesetzt. Meine Socken, mein BH und meine Unterwäsche gesellten sich zu den übrigen Kleidungsstücken. Sie waren nicht mit der Außenwelt in Kontakt gekommen, was aber keine Rolle spielte: Ich war mit ihnen in einer Gefahrenzone gewesen, also mussten sie sterilisiert werden. Es gibt eine Menge Leute, die sich dafür aussprechen, Sterilisierungen außer Haus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher