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Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten

Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten

Titel: Federleicht & Bittersüß: 15 Gay - Romanze Kurzgeschichten
Autoren: bonnyb. bendix
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seinesgleichen, zieht die Gesellschaft männlicher Engel vor. Noch nie habe ich einen Weiblichen erblickt.
    Hier, in dieser Kapelle, wird mir klar, dass mein Verlangen gottgewollt ist, nicht von der Hölle geschickt wurde. Kein Feuer wird mich verschlingen, solange Gottes Engel über mich wachen. Die Heerscharen mit der Harfe, die Boten der Liebe und Gerechtigkeit.
    Gabriel beugt sich herunter, ich glaube, seine Hand auf meinem Haupt spüren zu können.
    "Friede sei mit dir ...", wispert es in meinem Ohr.
    Für einen Moment flammt die Sonne auf, wirbeln die Wolken umher und die anderen Engel erheben sich wie ein Schwarm Vögel, sammeln sich rund um ihren Anführer.
    Gabriel!
    Seine Wärme umhüllt mich und spendet mir Frieden.
    Du bist Gottes Kind, er hat dich so gemacht, wie du bist, wie du fühlst, wie du liebst.
    Ich schließe die Augen, hole tief Luft, und als ich sie wieder öffne, scheint alles ein Traum gewesen zu sein.
    Die Bilder an der Wand sind zwar plastisch, aber sie leben nicht mehr und Gabriel, der sitzt auf einer Wolke, direkt über mir.
    Wunderschön, gebannt von Gottes Hand auf kaltem Stein.
    Ich erhebe mich, gehe mit steifen Beinen den Gang hinunter. Meine Schritte hallen. Die Faust in meiner Tasche schmerzt, aber mein Herz fühlt sich freudig frei.
    Noch einmal sehe ich mich um, bevor ich die Kapelle verlasse. Es wird wohl die Sonne gewesen sein, die durch das bunte Fenster geschienen hat. Sie wird einen Schatten geworfen haben, der aussah wie Gabriel, der schönste aller Engel ...

Der Spiegel

    Was bleibt, wenn du
nackt bist ...

    Grau hängen die
Wolken am Himmel.
    Trübes, alles
schluckendes fahles Licht.
    Du bist heute Morgen
gegangen. Eigentlich wie immer, doch diesmal ohne mich zum Abschied
zu küssen.
    Der Streit, den wir
in der Nacht zuvor hatten, drückt meinen Gemütszustand ganz tief in
den Keller.
    Die Dinge, die du
mir an den Kopf geworfen hast, hallen noch immer darin wieder.
    Ich will sie nicht
hören, möchte sie schalldicht wegsperren, den Schlüssel vergraben.
    Ich begebe mich aus
dem Bett. Hier liegen und deinen Duft in der Nase haben, zwingt mich
zum Nachdenken und das möchte ich vermeiden.
    Der mannshohe
Spiegel verleitet mich, einen Blick hineinzuwerfen.
    Da stehe ich und
schaue meinem nackten Gegenüber in die Augen.
    Herausfordernd
musterte ich mich, das Kinn trotzig vorgeschoben.
    Hast du recht, mit
all dem, was du mir vorgeworfen hast?
    Sehe ich mich selbst
anders, als du und meine Umgebung mich sehen?

    Was bleibt, wenn man
nackt ist?
    Was, wenn man die
Kleidung ablegt? Kleidung, die einem Status verleiht. Ausdruck von
Stil ist.
    Was bleib, wenn man
nackt, mit verstrubbelten Haaren, in den Spiegel schaut?
    Ein Mensch!
    Eine einzigartige
Persönlichkeit.
    Stärken und
Schwächen nennt er sein Eigen.

    Wie stark oder
schwach bin ich?
    Wie stark lässt du
mich sein oder werden?
    Wie schwach bin ich
oder darf ich sein?

    Lässt mein Ego es
zu, mich selbst zu analysieren?
    Bringen mich deine
Vorwürfe dazu, mich zu reflektieren?
    Oder suhle ich mich
lieber in Selbstmitleid über deine harten und ungerechten Worte?
    Bin ich das
besserwisserische Egoschwein, das du mich genannt hast?
    Setzte ich meine
Wünsche über deine?
    Halte ich mich für
etwas Besseres?
    Wenn ja, warum tue
ich dir das an?
    Ich liebe dich doch.

    "Du liebst nur
dich!", hast du gesagt und mich traurig angesehen.
    "Du liebst
dich, deine Position, deine Macht und du liebst es, wenn ich
anerkennend zu dir aufschaue."
    Ich habe das
vehement von mir gewiesen, dir beinahe den Mund verboten.

    Jetzt stehe ich vor
dem Spiegel, ohne den Anzug, ohne das förmliche Hemd und die
Krawatte. Das Handy liegt auf dem Nachttisch und die Aktentasche
steht im Flur.
    Ein leichter
Bartschatten liegt auf meinen Wangen.
    Das sonst ordentlich
frisierte Haar ist durcheinander. Nichts ist von dem smarten,
erfolgreichen Geschäftsmann zu erkennen.
    Nackt sieht man mir
meine Position nicht an.
    Jetzt bin ich der,
der ich nicht sein will. Klein und unbedeutend, meiner Sicherheit
beraubt.
    Mit jedem
Kleidungsstück wird sie zurückkehren, die Arroganz, die
Selbstgefälligkeit, die Machtbesessenheit.
    Geltungswahn nimmt
mich gefangen. Mich, der in seiner Jungend ein jämmerlicher Niemand
war. Ein Loser, einer, auf dem man ungefragt herumtrampeln konnte.

    Aus eigener Kraft
befreite ich mich aus dem Sumpf. Erlangte Ansehen und Macht!
    Was ist aus mir
geworden?
    Jemand, den ich
früher verabscheut hätte.

    Warum liebst du
mich?
    Warum
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