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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum
Autoren: Nicole Sowade
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okay ist, okay?«

UNBEKANNT: »Frohes Neues! Hast du alles gut vertragen?«

UNBEKANNT: »Deine Tage sind gezählt! Stirb!«

KATHARINA: »Ich hab dein Handy doch. Meld dich, wenn du wieder da bist … Ach, und falls es dir noch nicht klar ist: Wir müssen reden. DRINGEND.«
    Ich starre auf mein Telefon, das mir immer noch die neun Anrufe anzeigt, aber mit dem panischen Blinken aufgehört hat. Das muss ein Scherz sein! Warum sollte man nur am ersten April Leute hinters Licht führen?
    Tanja will mich treffen? Die in der Oberstufe wie eine Göttin alles vorturnen konnte, während ich drei Kreuze gemacht habe, wenn ich mir nicht den Hals brach? Ganz zu schweigen von den hartnäckigen blauen Flecken, mit denen ich in die Sommerferien gegangen bin! Sie dagegen mit neuem Freund. Die gratuliert mir ? Außerdem habe ich eine Morddrohung erhalten, wem passiert denn so etwas? Meine beste Freundin deutet an, dass ich mit zig Typen rumgemacht habe und obendrein behaupten meine Eltern, dass heute nicht Neujahr ist.
    Ich bekomme ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Definitiv kein Hunger.
    Wo finde ich das aktuelle Datum am schnellsten und zuverlässigsten? Mein Blick schweift durch die Wohnung und bleibt beim Fernseher hängen. Erst zappe ich durch die Kanäle. Typisch, keine Nachrichten, wenn man sie braucht! Dann finde ich den richtigen Knopf, um zum Videotext zu switchen. Und da steht es: Weiß auf Schwarz: Heute ist Sonntag, der zweite Januar. Aber dann hab ich ja …
    Oh verdammt …
    Das gibts doch nicht …
    Der Schock kommt in Wellen, während ich immer noch aufs Datum starre und im Hintergrund irgendeine Quizshow läuft. »Und nun meine Damen und Herren, freuen Sie sich mit uns auf …!« Der Applaus übertönt den Namen. Auf wen? Merkwürdig, mir ist, als hätte ich mich das schon einmal gefragt. Das muss eine Wiederholung sein. Ich gehe alle Indizien durch. Ob ich will oder nicht: Ich muss daran zurück denken, wie ich wach geworden bin. Daran, wie wohl ich mich gefühlt habe. Die Anrufer klingen alle so, als würde ich nicht mehr ich selbst sein. Und dann trifft mich der Schlag. Ich kann mich an einen ganzen Tag absolut nicht erinnern. Null! Komma! Nichts! Ich weiß nur, dass ich mich so glücklich fühle wie nie zuvor.
    Denk pragmatisch! Ich greife zum Hörer und gleich nach dem ersten Freizeichen hebt jemand ab.
    »Du lebst!« So übertrieben ich es auch finde, Mama hört sich verdammt erleichtert an.
    »Natürlich lebe ich.« Wie kann meine Mutter zweifeln? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas Dummes angestellt, ich schwöre. Und dass ich noch vor der 30 damit anfange, halte ich für unwahrscheinlich.
    Upps, was hat sie grad gesagt?
    Ich bin abgedriftet, aber Mama holt mich sofort in die Realität zurück und packt fünf Fragen in eine: »Was ist passiert, wo hast du gesteckt, geht es dir gut, wann kommst du, du kommst doch?«
    Ich gerate ins Trudeln: »Ich komme wohin?« Vielleicht kann ich mich an noch mehr nicht erinnern? Ich schließe die Augen und gehe in Gedanken zurück ins alte Jahr: Ich sehe mich im Club mit Katharina, ich sehe mich die Mascara für den Abend nachtuschen, ich sehe mich die Tage davor bei Energy Solutions Verträge ablegen, den letzten Status der Projekte vermerken und aufräumen und sehe mich beim Weihnachtsessen meiner Eltern. Nein, alle Tage sind da, nur dieser eine nicht. Wovon redet Mama?
    »Das Neujahrstreffen, in einer Woche.« Sie plaudert, als sei das so selbstverständlich wie Minustemperaturen im Winter.
    Bei mir macht es nicht mal superleise Klick. »Ach ja?«
    »Elizabeth Schneider, mein liebes Fräulein, du wirst doch wohl nicht das Essen vergessen haben! Die ganze Familie kommt, in einer Woche, und es gibt Pute und du hast versprochen, dass du uns ebenfalls mit deiner Anwesenheit beehrst.«
    Keine Frage, Mama regt sich auf. Doch ich bin mir immer noch keiner Schuld bewusst. Seit wann verspreche ich, bei so vielen Unds dabei zu sein? Ich blättere hektisch in meinem Jahreskalender. Kein Eintrag.
    »Ach, das Treffen!« Ich schauspielere Erinnern und trage mir mit einem Seufzen den Tag nach. »Natürlich komme ich.«
    Erster Anruf erledigt. Jetzt muss ich mich bei Katharina melden. Wenn sie nicht weiß, was passiert ist, wer sonst?
    Summend schlüpfe ich in Jeans und Pulli. Dann mache ich mir Kaffee und tippe Katharinas Nummer.
    »Wo zum Henker hast du gesteckt?! Alle haben sich Sorgen gemacht. Und haben mich angerufen. Was sollte das?« Noch bevor ich ,Hallo‘
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