Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
tu ich nicht um deinetwillen?
  Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!
      FAUST:
  Würd ich sonst, Liebchen, dir es raten?
      MARGARETE:
  Seh ich dich, bester Mann, nur an,
  Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt,
  Ich habe schon so viel für dich getan,
  Daß mir zu tun fast nichts mehr übrigbleibt.
  (Ab.)
    (Mephistopheles tritt auf.)
      MEPHISTOPHELES:
  Der Grasaff! ist er weg?
      FAUST:
  Hast wieder spioniert?
      MEPHISTOPHELES:
  Ich hab's ausführlich wohl vernommen,
  Herr Doktor wurden da katechisiert;
  Hoff, es soll Ihnen wohl bekommen.
  Die Mädels sind doch sehr interessiert,
  Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
  Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch.
      FAUST:
  Du Ungeheuer siehst nicht ein,
  Wie diese treue liebe Seele
  Von ihrem Glauben voll,
  Der ganz allein
  Ihr seligmachend ist, sich heilig quäle,
  Daß sie den liebsten Mann verloren halten soll.
      MEPHISTOPHELES:
  Du übersinnlicher sinnlicher Freier,
  Ein Mägdelein nasführet dich.
      FAUST:
  Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!
      MEPHISTOPHELES:
  Und die Physiognomie versteht sie meisterlich:
  In meiner Gegenwart wird's ihr, sie weiß nicht wie,
  Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn;
  Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie,
  Vielleicht wohl gar der Teufel bin.
  Nun, heute nacht-?
      FAUST:
  Was geht dich's an?
      MEPHISTOPHELES:
  Hab ich doch meine Freude dran!
    Am Brunnen
    Gretchen und Lieschen mit Krügen.
      LIESCHEN:
  Hast nichts von Bärbelchen gehört?
      GRETCHEN:
  Kein Wort. Ich komm gar wenig unter Leute.
      LIESCHEN:
  Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute:
  Die hat sich endlich auch betört.
  Das ist das Vornehmtun!
      GRETCHEN:
  Wieso?
      LIESCHEN:
  Es stinkt! Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt.
      GRETCHEN:
  Ach!
      LIESCHEN:
  So ist's ihr endlich recht ergangen.
  Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen!
  Das war ein Spazieren,
  Auf Dorf und Tanzplatz Führen,
  Mußt überall die Erste sein,
  Kurtesiert ihr immer mit Pastetchen und Wein;
  Bildt sich was auf ihre Schönheit ein,
  War doch so ehrlos, sich nicht zu schämen,
  Geschenke von ihm anzunehmen.
  War ein Gekos und ein Geschleck;
  Da ist denn auch das Blümchen weg!
      GRETCHEN:
  Das arme Ding!
      LIESCHEN:
  Bedauerst sie noch gar! Wenn unsereins am Spinnen war,
  Uns nachts die Mutter nicht hinunterließ,
  Stand sie bei ihrem Buhlen süß;
  Auf der Türbank und im dunkeln Gang
  Ward ihnen keine Stunde zu lang.
  Da mag sie denn sich ducken nun,
  Im Sünderhemdchen Kirchbuß tun!
      GRETCHEN:
  Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau.
      LIESCHEN:
  Er wär ein Narr! Ein flinker Jung
  Hat anderwärts noch Luft genung.
  Er ist auch fort.
      GRETCHEN:
  Das ist nicht schön!
      LIESCHEN:
  Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn,
  Das Kränzel reißen die Buben ihr,
  Und Häckerling streuen wir vor die Tür!
  (Ab.)
      GRETCHEN: (nach Hause gehend):
  Wie konnt ich sonst so tapfer schmälen,
  Wenn tät ein armes Mägdlein fehlen!
  Wie konnt ich über andrer Sünden
  Nicht Worte gnug der Zunge finden!
  Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar,
  Mir's immer doch nicht schwarz gnug war,
  Und segnet mich und tat so groß,
  Und bin nun selbst der Sünde bloß!
  Doch- alles, was dazu mich trieb,
  Gott! war so gut! ach, war so lieb!
    Zwinger
      In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, Blumenkruge davor.
  Gretchen steckt frische Blumen in die Kruge.
      Ach neige,
  Du Schmerzenreiche,
  Dein Antlitz gnädig meiner Not!
      Das Schwert im Herzen,
  Mit tausend Schmerzen
  Blickst auf zu deines Sohnes Tod.
      Zum Vater blickst du,
  Und Seufzer schickst du
  Hinauf um sein' und deine Not.
      Wer fühlet,
  Wie wühlet
  Der Schmerz mir im Gebein?
  Was mein armes Herz hier banget,
  Was es zittert, was verlanget,
  Weißt nur du, nur du allein!
      Wohin ich immer gehe
  Wie weh, wie weh, wie wehe
  Wird mir im Busen hier!
  Ich bin, ach! kaum alleine,
  Ich wein, ich wein, ich weine,
  Das Herz zerbricht in mir.
      Die Scherben vor meinem Fenster
  Betaut ich mit Tränen, ach!
  Als ich am frühen Morgen
  Dir diese Blumen brach.
      Schien hell in meine Kammer
  Die Sonne früh herauf,
  Saß ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher