Fass mich nicht an!

Jungen. Wenn er was verrät, ist er dran.
    »Ich darf nix sagen …«, flüstert er.
    Jetzt wird Vincent neugierig. »Wie? Du darfst nix sagen?« Jonas weicht seinem Blick aus. »Ist so eine Art Geheimnis.«
    »Ha!«, ruft Vincent. »Tolles Geheimnis, wenn man davon schlechte Laune kriegt! Tolles Geheimnis, wenn man es nicht mal seinem besten Freund erzählen darf! Wir sind doch beste Freunde, oder?«

    Jonas spürt einen Kloß im Hals. Vincent hat recht. Jonas nimmt ihn am Ärmel und zieht ihn zur Seite, damit die anderen an ihnen vorbei laufen können.
    »Aber du darfst keinem was verraten«, flüstert Jonas.
    Und dann erzählt er Vincent, was im Umkleideraum passiert ist.
    Vincent starrt ihn mit großen Augen an. »Mensch, Jonas, das musst du deinen Eltern sagen. Sowas darf der nicht tun!«
    »Aber er macht mich fertig, wenn ich was sage!«, jammert Jonas.
    Vincent schlägt sich mit der Faust in die hohle Hand. »Der will dir doch nur Angst machen, der blöde Fuzzi! Komm, ich geh mit dir. Wir reden mit deiner Mutter.«

    Nachdem Jonas‘Mutter erfahren hat, was im Schwimmbad vorgefallen ist, nimmt sie Jonas in die Arme und sagt: »Ich bin sehr stolz auf dich, Jonas! Du hast alles richtig gemacht!
    Gut, dass du in der Umkleidekabine laut ›Nein‹ gerufen und andere auf dich aufmerksam gemacht hast. Es war auch ganz toll von dir, dass du so mutig warst, mir alles zu sagen! Jetzt rufe ich sofort in der Schule an, damit eure Direktorin alles Weitere in die Wege leiten kann«, sagt sie.

    »Der Junge muss bestraft werden. Denn niemand darf einen anderen anfassen, wenn der das nicht will. Und niemand darf dich drängen oder zwingen, so etwas zu tun, was der Junge tun wollte!«

    »Aber was ist, wenn dieser Ricky merkt, dass ich etwas erzählt habe?«, fragt Jonas mit weinerlicher Stimme.
    »Hab keine Angst, Jonas«, sagt die Mutter. »Die Lehrer, deine Freunde und ich sind bei dir. Bitte geht nur noch zu zweit auf die Toilette. Und ich werde dafür sorgen, dass euch ab sofort mehr Aufsichtspersonen zum Schwimmen begleiten. Jetzt wird alles gut. Wir wäre es mit einem Eis?«
    Jonas ist erleichtert. Und zu einem Eis sagt er natürlich nicht Nein. Das wird ihm sicherlich helfen, die blöden Gedanken zu vertreiben.



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    Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
     
     
    1. Auflage 2009
    © 2009 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München Alle Rechte vorbehalten.
    Innenillustrationen: Julia Ginsbach
Foto Vorwort: © »Power-Child e.V.«
Text in Zusammenarbeit mit: Sarah Bosse-Berger
     
    Lektorat: Hjördis Fremgen
hf · Herstellung: SH
    eISBN 978-3-641-04529-6
     
     
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