Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Autoren: Das dunkle Muster
Vom Netzwerk:
meldete Nikitin.
    »Jill!« klang jetzt die Stimme von Dr. Graves durch das Interkom. »Thorn…«
    »Wie hat er das gemacht?« fauchte Jill.
    »Ich kenne die Einzelheiten nicht. Ich saß in meinem Büro und untersuchte den medizinischen Alkohol, als ich plötzlich ein ungeheuerliches Gelächter hörte. Dann erklangen Schreie, und irgend jemand wurde irgendwo gegen geworfen. Ich stand auf, aber da war Thorn bereits an der Tür. Ein Stück der zerrissenen Kette hing noch an seinem Knöchel. Er muß die Glieder mit bloßen Händen auseinandergerissen haben! Er kam zu mir rein, wischte mich beiseite, und ich flog gegen die Wand. Ich war eine Minute lang wie gelähmt und konnte nicht einmal aufstehen. Er riß das Interkom mit bloßen Händen von der Wand! Mit bloßen Händen! Ich versuchte aufzustehen, aber ich schaffte es nicht. Mit den Gürteln, die er den beiden Wachen abgenommen hatte, band er mir die Arme hinter dem Rücken zusammen. Er hätte mich ohne weiteres umbringen können. Dort, wo er mich berührt hat, tut mir noch immer alles weh. Aber er hat mich leben lassen, das sollte man ihm nicht vergessen.
    Ich konnte mich schließlich befreien und schleppte mich auf den Korridor hinaus. Die vier Wächter lagen auf dem Boden. Zwei von ihnen leben noch, aber sie sind schlimm zugerichtet. Die Interkoms sind nur noch Schrott. Die Ausgangstür war verschlossen, und er hat sämtliche Pistolen und Messer der Außenwachen mitgenommen. Ich würde immer noch hier gefangen sitzen, wenn ich nicht schon immer ein Talent dazu gehabt hätte, mit Schlössern umzugehen. Ich rannte zum nächsten Wandinterkom…«
    »Wie lange ist es her, seit er sich befreit hat?«
    »Fünfundzwanzig Minuten.«
    »Fünfundzwanzig?«
    Sie war entsetzt. Was hatte Thorn während dieser ganzen Zeit an Bord getan?
    »Kümmern Sie sich jetzt um die verletzten Wachen!« sagte sie und schaltete ab.
    »Er muß irgendwo einen Fernzünder installiert haben«, sagte Jill zu Cyrano.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich kann es nur vermuten. Was soll er sonst die ganze Zeit über gemacht haben? – Nikitin, gehen Sie runter! Und zwar so schnell wie möglich!«
    Katamura meldete sich über das Interkom.
    »Der Kopter ist verschwunden, Kapitän.«
    Cyrano stieß einen französischen Fluch aus.
    Nikitin gab der Mannschaft über die allgemeine Rundrufanlage bekannt, daß er jetzt ein gefährliches Manöver unternehmen werde. Jeder an Bord solle für seine persönliche Sicherheit Sorge tragen.
    »Fünfundvierzig Grad, Nikitin«, sagte Jill. »Und volle Kraft voraus!«
    Der Radarbeobachter meldete, daß der Helikopter auf seinen Schirmen aufgetaucht war. Er bewegte sich in südlicher Richtung bei voller Geschwindigkeit in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel abwärts.
    Der Boden des Kontrollraums begann abzukippen. Die Besatzung schnallte sich in höchster Eile an die festgeschraubten Sitze an. Jill setzte sich neben Nikitin. Am liebsten hätte sie den Pilotensitz selbst eingenommen, aber selbst in dieser Situation sprach das Protokoll dagegen. Es machte allerdings keinen Unterschied, daß sie jetzt nicht hinter den Kontrollen saß. Der heißblütige Russe würde das Luftschiff ebenso schnell nach unten bringen wie sie. Ihre Aufgabe bestand jetzt darin, dafür zu sorgen, daß er es nicht übertrieb.
    »Wenn Thorn wirklich über einen Fernzünder verfügt«, sagte Cyrano, »könnte er ihn jetzt einsetzen. Dann wäre es aus mit uns.«
    Obwohl er ziemlich blaß war und seine Augen weit aufgerissen hatte, brachte er noch ein Lächeln zustande.
    Jill ließ ihren Blick von Cyrano über das Kontrollpaneel schweifen. Das Schiff flog parallel zu dem unter ihm liegenden Tal dahin; es würde also keine Probleme mit den Bergspitzen geben. Das Tal schien eng zu sein, aber es verbreitete sich mit jedem Meter, den sie darauf zusanken. Da und dort waren Lichter zu erkennen; offene Feuerstellen, um die sich möglicherweise Nachtreisende oder Wachtposten scharten. Die Regenwolken hatten sich, wie beinahe immer, verzogen. Der sternenüberladene Himmel beleuchtete das Gebiet zwischen den beiden Bergwänden mit bleichem Licht. Ob dort unten jemand zu ihnen heraufschaute? Wenn ja, mußte er sich wundern, was das große Objekt darstellte und weswegen es sich dermaßen beeilte.
    Nicht etwa, daß sie mit der Geschwindigkeit zufrieden gewesen wäre.
    Cyrano hatte recht.
    Wenn Thorn wirklich die Absicht gehabt hatte, sie mit einer Bombe in die Luft zu jagen, mußte er es jetzt tun. Vorausgesetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher