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Farm der Tiere

Farm der Tiere

Titel: Farm der Tiere
Autoren: George Orwell
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durch das Fenster. Ja, es war ein heftiger Streit im Gange. Es gab Geschrei, Fäuste krachten auf den Tisch, scharfe Mißtrauensblicke flogen, wütende Leugnungen ertönten. Die Ursache des Ärgers lag sichtlich darin, daß Napoleon und Mr.
    Pilkington beide gleichzeitig ein Pik-As ausgespielt hatten.
    Zwölf Stimmen schrien zornig, und alle klangen sie gleich.
    Und jetzt stand außer Frage, was mit den Gesichtern der Schweine passiert war. Die Tiere draußen blickten von Schwein zu Mensch und von Mensch zu Schwein, und dann wieder von Schwein zu Mensch; doch es war bereits unmöglich zu sagen, wer was war.
    November 1943-Februar 1944
    -113-

    Die Pressefreiheit
    Die Grundidee für dieses Buch kam mir 1937 zum erstenmal, doch die Niederschrift erfolgte erst gegen Ende 1943. Als es dann fertig war, lag auf der Hand, daß seine Veröffentlichung Schwierigkeiten bereiten würde (trotz der augenblicklichen Bücherknappheit, die gewährleistet, daß sich alles, worauf die Beschreibung Buch paßt, verkauft), und schließlich wurde es von vier Verlegern abgelehnt. Nur einer von ihnen hatte ideologische Motive. Zwei hatten seit Jahren antirussische Bücher publiziert, und der andere war von keiner erkennbaren politischen Couleur. Ein Verleger akzeptierte das Buch anfänglich sogar, doch nach den ersten Vorbereitungen beschloß er, das Informationsministerium zu konsultieren, das ihn anscheinend vor der Publikation gewarnt oder ihm zumindest doch heftig davon abgeraten hat. Hier ein Auszug aus seinem Brief:
    »Ich erwähnte die Reaktion eines einflußreichen Beamten im Informationsministerium hinsichtlich der FARM DER TIERE.
    Ich muß gestehen, daß mir diese Meinungsäußerung sehr zu denken gegeben hat.... Ich sehe jetzt ein, daß die Veröffentlichung des Buches zum gegenwärtigen Zeitpunkt als etwas höchst Unbesonnenes betrachtet werden könnte. Wäre die Fabel an die Adresse von Diktatoren und Diktaturen ganz allgemein gerichtet, dann ginge die Veröffentlichung in Ordnung, doch wie ich jetzt sehe, hält sich die Fabel so vollständig an die Entwicklung der Sowjetrussen und ihrer beiden Diktatoren, daß mit ihr nur Rußland gemeint sein kann und die anderen Diktaturen aus dem Spiel bleiben. Und noch etwas: es wäre weniger anstößig, wenn die herrschende Kaste in der Fabel nicht die Schweine wären. (Es ist nicht ganz klar, ob dieser Modifikationsvorschlag Mr.
    -s eigene Idee ist oder aus dem
    Informationsministerium stammt; aber er klingt mir so ganz nach Beamtenton.
    [Anmerkung Orwells]) Ich glaube, daß die Wahl von Schweinen als
    -114-

    der regierenden Klasse zweifellos Anstoß erregen wird, und besonders bei jedem, der ein bißchen empfindlich ist, was die Russen ja ohne Zweifel sind.
    So etwas ist ein ungutes Zeichen. Natürlich ist es nicht wünschenswert, daß ein Regierungsministerium irgendwelche Zensurgewalt ausübt (ausgenommen eine Sicherheitszensur, gegen die in Kriegszeiten niemand etwas hat) über Bücher, die nicht von offizieller Seite unterstützt werden. Doch die Hauptgefahr für die Gedanken- und Redefreiheit geht im Moment nicht vom MOI (Ministery of Information) oder sonst einer Behörde aus. Wenn sich Verleger und Herausgeber bemühen, bestimmte Themen ungedruckt zu lassen, dann nicht aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung, sondern aus Angst vor der öffentlichen Meinung. Hierzulande ist intellektuelle Feigheit der schlimmste Feind, dem ein Schriftsteller oder Journalist die Stirn bieten muß, und mit diesem Umstand scheint man sich noch nicht gebührend auseinandergesetzt zu haben.
    Jeder aufrichtige Mensch mit journalistischer Erfahrung wird zugeben, daß die offizielle Zensur während dieses Krieges nicht besonders lästig gewesen ist. Wir sind nicht jener Art totalitärer
    »Gleichschaltung« unterworfen worden, die man billigerweise hätte erwarten können. Die Presse hat einigen berechtigten Grund zur Klage, doch im großen und ganzen hat die Regierung Wohlverhalten gezeigt und überraschende Toleranz gegenüber Minderheitsmeinungen geübt. Der dunkle Punkt der
    literarischen Zensur in England ist, daß sie weitgehend freiwillig geschieht. Unpopuläre Ideen lassen sich verschweigen und unbequeme Tatsachen verschleiern, ohne daß es hierzu eines amtlichen Verbots bedarf. Jeder, der lange genug im Ausland gelebt hat, wird Beispiele von sensationellen
    Nachrichtenmeldungen kennen - Themen, die an und für sich betrachtet, die Hauptschlagzeilen abgeben würden - , die in der britischen
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