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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Autoren: Col Buchanan
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Augenblick an würde er es für alle Zeiten wissen.
    Vom südlichsten Rand des höchsten Berges der Stadt aus war das Meer zu sehen, das sich hinter der Küstenlinie nach Osten und Westen erstreckte, und unmittelbar voran lag der etwa einen halben Laq breite Landkorridor, der als der Lansweg bekannt war und sich wie eine Straße zu dem Kontinent dahinter zog, der heute eine bloße, in der Ferne sichtbare Andeutung von Umrissen und Wolken war.
    Quer über diese Landenge erhoben sich in großen grauen Steinblöcken die südlichen Mauern von Bar-Khos, die als der Schild bekannt waren.
    Diese Mauern – die die Stadt und damit auch die Insel Khos, die Kornkammer der Mercischen Inseln, seit mehr als drei Jahrhunderten vor Invasionen schützten – erhoben sich etwa neunzig Fuß hoch und sogar noch höher dort, wo Türme über den Mauerzinnen aufragten. Sie waren so alt, dass sie der Stadt den Namen Bar-Khos gegeben hatten – »der Schild von Khos.« Es gab insgesamt
sechs Mauerringe, oder zumindest waren es so viele gewesen, bis die Mhannier mit ihren flatternden Fahnen und ihrem Eroberungswillen eingetroffen waren. Jetzt blockierten nur noch vier den Lansweg, und zwei davon waren vor nicht langer Zeit errichtet worden. In der noch stehenden äußersten Mauer waren keine Tore oder Durchgänge verblieben; sie alle waren mit Stein und Mörtel zugemauert worden.
    Der Berg der Wahrheit bot die beste Aussicht auf die Stadt. Von hier aus – und nur von hier aus – konnte der gewöhnliche Bürger beobachten, was auf der anderen Seite der Mauern vorging. Der Junge, dem sich dieser Blick nun zum ersten Mal bot, blinzelte, als er hinter dem Schild die mhannischen Belagerer erkannte, die die Landenge wie eine weiße Flut bedeckten – die ganze Macht der Vierten Reichsarmee.
    Sein junges Gesicht wurde blass, und seine Augen wurden mit jeder Einzelheit, die sie in sich aufnahmen, größer.
    Der Lansweg war völlig von einer Stadt aus hellen Zelten eingenommen, die säuberlich in Reih und Glied standen und von Straßen und Holzhäusern zu beiden Seiten durchzogen waren. Die Zeltstadt schaute hinter zahllosen Erdwällen auf den Schild. Bollwerke aus Lehm erhoben sich über die Ebene aus schmutzigem Gelb, und in gewundenen Gräben stand schwarzes Wasser. Hinter den nächstgelegenen Wällen badeten Gestalten in der Hitze der Sonne, und dort befanden sich die Belagerungsmaschinen und die Kanonen, die Rauch und andauernden Lärm ausstießen, während sie langsam
und in endloser Gleichmäßigkeit auf die Stadt feuerten. So ging es nun schon – was niemand je für möglich gehalten hätte – seit zehn Jahren.
    »Du wurdest am ersten Tag der Angriffe gegen die Mauer geboren«, sagte Marlee hinter ihnen in scheinbar ruhigem Tonfall, während sie einen Laib Honigkisch aus dem Korb nahm und auswickelte. »Die Wehen hatten früh bei mir eingesetzt, und als du kamst, warst du nicht größer als ein Farl. Ich glaube, der Grund dafür war der Schock über den Verlust meines Vaters, denn an jenem Morgen ist er gefallen.«
    Der Junge ließ nicht erkennen, ob er ihr zugehört hatte; das, was vor ihm lag, beanspruchte seine volle Aufmerksamkeit. Doch in der Vergangenheit hatte Juno schon mehr als einmal darum gebeten, etwas über den Tag zu hören, an dem er geboren worden war – aber er hatte immer nur die dürrsten Tatsachen erfahren. Bahm und seine Frau hatten ihre jeweils eigenen Gründe, sich nicht an diesen Tag erinnern zu wollen.
    Gib ihm Zeit , dachte Bahm, während er sich ins Gras setzte und die Szenerie aus dem Blickwinkel seiner eigenen Erfahrung betrachtete. Ungebetene Erinnerungen regten sich.
    Bahm war erst dreiundzwanzig Jahre alt gewesen, als der Krieg begonnen hatte. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wo er gewesen war, als die Nachricht zusammen mit den Flüchtlingen eintraf, die vom Kontinent in die Stadt geströmt waren. Er hatte im Schankraum des Erdrosselten Mönchs gesessen, auch nach seinem vierten Bier noch immer durstig, aber
bereits betrunken. An jenem Nachmittag war er in schlechter Stimmung gewesen; er hatte seine Arbeit im Versand des städtischen Lufthafens sattgehabt, war von einem stummelbeinigen Vorarbeiter, einem kleinen Diktator der schlimmsten Sorte heruntergemacht worden, und das alles für einen Lohn, der ihn und Marlee kaum durch die Woche brachte.
    Die Nachricht war von einem Kaufmann überbracht worden, der mit eingeölten Häuten handelte und soeben aus dem Süden zurückgekehrt war. Das
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