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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Autoren: Jennifer Fallon
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und wollte ihren Agenten hier im Palast keinesfalls in Gefahr bringen.
    »Er ist wahrscheinlich sogar dafür verantwortlich.«
    Ohne Warlock selbst im Geringsten zu beachten, beugte sich Lord Tyrones Schwester Elyssa nach links, um an dem großen Caniden vorbei Blickkontakt zu ihrer Mutter herzustellen. »Ich habe aber nichts gespürt.«
    Stellan verstand, was sie meinte: Sie hatte nichts davon gespürt, dass Jaxyn die Gezeiten lenkte. Demzufolge wäre dieser unglaublich kalte Winter einem natürlichen Phänomen zu verdanken und nicht, was wahrscheinlicher war, die Folge unsterblicher Manipulation. Allerdings durfte er sich keinesfalls anmerken lassen, dass er wusste, wovon sie sprach. Für die Unsterblichen war er ein Ahnungsloser, der von ihrer wahren Identität keinen Schimmer hatte. Und genau da lag der Hase im Pfeffer: Stellan hatte die Lösung des Problems klar vor Augen, aber er konnte sie nicht vorschlagen, ohne zuzugeben, dass er wusste, wer und was sie waren.
    »Während wir hier stehen, zieht König Mathu seine Streitkräfte für die Invasion zusammen«, sagte Ricard Li. »Sobald das Eis stark genug ist, müssen wir mit dem Großangriff einer weit überlegenen Streitmacht glaebischer Krieger rechnen, und viele davon sind kampferprobte Feliden.«
    »Aber wie will er die übers Eis schaffen?«, fragte Elyssa. Stellan war nicht entgangen, dass die unansehnliche, fast schon abstoßende junge Frau von allen Unsterblichen hier in Caelum die hellste zu sein schien. Das machte sie gefährlicher, als sie aussah – was er gerade erst zu würdigen begann. Ihre hässliche Angewohnheit, ihre Liebhaber zu töten, weil sie ihr Schmerzen bereiteten, machte sie auch nicht gerade zu einer angenehmen Zeitgenossin.
    Die Unsterbliche Jungfrau trug diesen Spitznamen nicht ohne Grund, wie Stellan wusste. Maralyce zufolge rührte ihr Fluch von dem Umstand her, dass sie noch unberührt gewesen war, als sie unsterblich wurde. Die unerbittliche, qualvolle Regeneration, die diese Geschöpfe dazu befähigte, ewig zu leben, wirkte sich auf jedes ihrer Körperteile aus. Elyssas Schmerz endete nie. Es wunderte Stellan nicht, dass die Qual sie ein bisschen irre machte.
    Doch ihren Bruder Tryan hielt er für weit gefährlicher, gerade weil er so hübsch war. Nichts an seinem angenehmen Äußeren deutete auf die finsteren Abgründe in seinem Inneren hin. Elyssas bloße Gegenwart machte Stellan schon nervös, sodass er meist auf der Hut war, wenn er mit ihr zu tun hatte. Tryan hingegen war trügerisch umgänglich. Wenn er vorhätte, sich meiner zu entledigen, würde ich gar nicht mitkriegen, dass ich ermordet werde, bis ich mein Blut an seinen Händen und das Messer in meiner Brust entdecke. »Ich bin sicher, dass Jaxyn sich da etwas einfallen lässt«, meinte Tryan mit einer wegwerfenden Handbewegung. Wie genau der Angriff erfolgen würde, interessierte ihn weit weniger als das Wann.
    »Wir können sie einfach auslöschen, wenn sie kommen, oder nicht?«, fragte Engarhod. Er fläzte sich am anderen Ende des Tisches, vor sich einen beinahe geleerten Krug Wein. Wahrscheinlich seine Vorstellung von Frühstück. Stellan hatte festgestellt, dass Engarhod kaum je etwas Sinnvolles zum Gespräch beitrug. Meist verhielt er sich, als sei ihm völlig egal, was die anderen anstellten, solange sie ihn nicht am Saufen hinderten. Der nahezu leere Krug Wein war schon der zweite, den ihm Warlock an diesem Morgen besorgt hatte. Stellan hatte noch nie einen Mann gesehen, der solche Mengen schlucken konnte wie Syrolees Gemahl und trotzdem auf den Füßen blieb.
    »Wirklich ein Jammer, dass es keine Möglichkeit gibt, das Eis zu schmelzen«, seufzte Stellan in der Hoffnung, irgendwer würde nun endlich des Rätsels Lösung erkennen, ohne dass er sie ihnen vorbuchstabieren musste. Beim Gedanken an Engarhods Frühstück war ihm bewusst geworden, dass er heute Morgen noch nichts gegessen hatte. Und er würde auch nicht zum Essen kommen, ehe dies hier nicht durch war. Wenn er nicht langsam Schwung in die Sache brachte, würde sich das Palavern noch ewig hinziehen. Unsterbliche konnten vielleicht auf Dauer ohne Mahlzeiten auskommen, aber er nicht.
    Tryan schürzte auf Stellans Andeutung hin nachdenklich die Lippen. »Wenn wir die Schmelze zeitlich gut abstimmen, könnten wir ihre Armee absaufen lassen und mit unserer über den See segeln und in Glaeba landen, noch ehe die Nachricht von der Niederlage ihrer Armee den Palast von Herino erreicht hat.«
    Gezeiten, das
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