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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Autoren: Jennifer Fallon
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Irgendeine universelle Gewärtigkeit, die der sterbliche Mensch nie erreicht?
    Gezeiten, werde ich irgendwann auch so sein, in ein paar Hundert - Tausend -Jahren?
    Kentravyon, ein dunkelhaariger unscheinbarer Mann, schnitzte etwas aus einem Klumpen Eis, anscheinend gleichgültig gegenüber der Gefahr, dass die Klippe rings um ihn jederzeit nachgeben konnte. Declan spürte, wie er zum Schnitzen anstelle herkömmlichen Werkzeugs die Kraft der Gezeiten einsetzte. Es schien ihm, als nähme die Eisschnitzerei langsam die Gestalt eines menschlichen Kopfes an.
    »Dies und das …«, murmelte Kentravyon mit einem Schulterzucken. »Kalte Gegenden werden kälter, heiße Gegenden werden heißer … Regenfälle verlagern sich, und so auch die Wüsten. Inseln versinken, Berge wandern, neue Landmassen steigen auf …« Während er sprach, flogen scheinbar wahllos kleine Eissplitter von seiner Skulptur und trafen die in der Nähe stehenden Gezeitenfürsten, bis Arryl eine gereizte Grimasse zog. Sie wirkte jedoch völlig unberührt von dem, was er über die Wirkung der Gezeiten sagte. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass sie eine kosmische Flut erlebte, also war es für sie nicht so eine Neuigkeit wie für Declan – falls Neuigkeit das passende Wort für die bevorstehende Gefährdung und womöglich endgültige Vernichtung aller menschlichen Existenz auf Amyrantha war.
    »Was treibst du da eigentlich?«, fragte Arryl scharf.
    »Ich erschaffe das Antlitz Gottes«, brüllte Kentravyon gegen den Wind an.
    »Woher willst du wissen, dass das Gottes Antlitz ist?«
    »Ich haue einfach alles weg, was nicht wie ich aussieht.«
    Diese Bemerkung erntete ein bitteres Gelächter von Taryx. »Sieh mal an, und ich dachte immer, Wahnsinn ginge mit Widersprüchlichkeiten einher!«
    Kentravyon warf seine Eisschnitzerei beiseite, sprang auf und starrte den Unsterblichen an, der es gewagt hatte, sich über ihn lustig zu machen. »Ich bin nicht wahnsinnig. Ihr anderen seid die Verblendeten.«
    »Ich halte mich wenigstens nicht für Gott«, entgegnete Taryx.
    Noch nicht, dachte Declan und fragte sich, ob Kentravyons Größenwahn das unvermeidliche Schicksal aller Unsterblichen war und dies einer der Gründe, warum Cayal so erpicht aufs Sterben war. Unberufen schlich sich ein weiterer Argwohn in seinen Geist. Werde ich irgendwann ebenso denken? Der Gedanke ängstigte ihn ein wenig. Werde ich mich auch eines Tages auf der Kante eines schmelzenden Gletschers wiederfinden meine Zeit verschnitzen und mich für allmächtig halten? Declan blickte westwärts zu einer etwas entfernteren Eisklippe, wo sich eine einsame Silhouette gegen den bewölkten Himmel abhob. Der scharfe Wind vom Meer her blies in den Umhang der Gestalt, sodass er fast waagerecht flatterte. Kentravyon bemerkte die Richtung von Declans Blick und lächelte.
    »Du willst doch wohl nicht auch sterben, hoffe ich«, sagte Kentravyon und musterte ihn neugierig.
    »Nein.«
    »Cayal ist so scharf darauf, dass er es fast schon schmecken kann. Ich schätze, das stempelt wohl eher ihn zum Irren, nicht mich.«
    Declan wandte seinen Blick von Cayals einsamer Gestalt ab und sah Kentravyon an. »Und es ist natürlich völlig ausgeschlossen, dass ihr beide Irre seid, nicht wahr?«
    »Irgendwann wirst du die Tiefe meiner Wahrheit schon erkennen«, meinte Kentravyon mit dem vergeistigten Ausdruck eines Weisen, der seit Langem weiß, was niemand sonst erkennt. »Der Kristall des Chaos wird dir den Weg weisen. Wie er es immer tut.«
    »Vorausgesetzt, wir finden das verdammte Ding«, warf Taryx stirnrunzelnd ein.
    »Er ist irgendwo in Glaeba.«
    Declan sah Kentravyon erstaunt an. »Du weißt, wo er ist?«
    Kentravyon zuckte die Achseln. »Er wurde von der geheimen Bruderschaft gestohlen, vor ein paar Tausend Jahren. Kurz bevor diese hinterhältigen Arsche hier sich gegen mich verschworen und mich kaltgestellt haben.« Er warf einen giftigen Blick auf Arryl und Taryx und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Declan zu. »Ich hatte mir da schon ein paar sterbliche Feinde gemacht, wie auch unsterbliche. Sie haben irrtümlicherweise geglaubt, sie könnten den Kristall benutzen, um mich zu vernichten.«
    »Das Absurde daran ist natürlich«, setzte Taryx hinzu, »dass sie nicht nur unfähig waren, einen einzelnen Unsterblichen zu töten. Nein, als sie den verdammten Kristall verschwinden ließen, stellten sie damit zugleich sicher, dass sie uns alle für immer am Hals haben.«
    Kentravyon drehte sich um und
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