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Falling in love

Falling in love

Titel: Falling in love
Autoren: Susane Colasanti
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sich jeder unterhalten. Mit Sara dagegen können nur Genies sprechen. Sara ist schlau und gleichzeitig unglaublich sexy. Solche Mädels schüchtern mich einfach ein.
    Vielleicht kriege ich den neuen Song bis zur Battle of the Bands fertig? Ich könnte ihn ihr widmen. Das würde ihr bestimmt total gefallen. Und dann lächle ich und schaue ihr tief in die Augen. Alle Mädchen sagen, dass ich schöne Augen habe. Aber die Battle of the Bands ist erst im November und bis dahin halte ich es nicht mehr aus.
    Ich verstaue das Notizbuch wieder im Schuhkarton und den Karton im Kleiderschrank. Ich platziere ein paar Zeitschriften darauf und schiebe wahllos Schuhe davor.
    Plötzlich habe ich einen Adrenalinschub. Das kenne ich, jetzt kann ich stundenlang spielen. Dieses Gefühl nenne ich meine rote Zone . Wenn ich in der roten Zone bin, schaffe ich alles.
    Ich schnappe mir die Gitarre und drehe den Verstärker leise. Meine Eltern schlafen sicher schon. Vermutlich erwarten die meisten Menschen genau das von ihrem Leben: Sie heiraten jemanden, den sie nett finden, kaufen ein Haus, kriegen Kinder und gehen jeden Abend gegen zehn schlafen. Samstagabends spielen sie mit den Nachbarn Bridge oder schlagen sich am All-you-can-eat-Buffet bei Sizzler die Bäuche voll und fühlen sich dabei auch noch wohl. Wieso muss das Leben immer gleich ablaufen? Bestimmt waren meine Eltern auch mal verliebt, aber jetzt wirken sie nur noch müde. So will ich nicht enden.
    Ich spiele den ersten Akkord. Was ich in diesem Moment für Sara empfinde, das möchte ich immer empfinden.
    Ich werde dafür sorgen, dass etwas passiert. Gleich morgen.

3. Kapitel
    Wie man die erste
Schulstunde übersteht 2. September, 7.49 Uhr
    Als Caitlin an mir vorbeigeht, rempelt sie meinen Rucksack an. Natürlich bleibt sie nicht stehen, um sich zu entschuldigen, sondern schreit weiter herum, wie toll ihr Urlaub auf Aruba war. So läuft es zwischen den Schönen und den Schlauen, seit ich denken kann.
    Ich rede mir ein, dass ich das in neun Monaten überstanden habe. In neun Monaten, dreizehn Tagen und acht Stunden. Nicht dass ich mitzählen würde…
    Alle, die zu früh eingetroffen sind, müssen in der Mensa ausharren, bis die erste Schulstunde beginnt. Es ist schon ziemlich voll und ich versuche, möglichst gleichgültig zu wirken. So als wäre es mir egal, dass ich am ersten Tag des letzten Schuljahrs allein an einem Tisch sitze. Leider ist das ziemlich kompliziert, um nicht zu sagen unmöglich. Zuerst beuge ich mich nach vorn und stütze die Ellbogen auf den Tisch. Dann lehne ich mich nach hinten und versuche, möglichst aufrecht auf der unbequemen Bank zu sitzen. Ich weiß nicht, wo ich meine Hände hintun soll. Laila ist noch nicht da und Maggie ist auf dem Klo. Immerhin habe ich mein Skizzenbuch dabei. Hinter dem kann ich zumindest einen Teil meiner Nervosität verstecken.
    Eigentlich ist es kein Skizzenbuch, sondern eher eine wilde Sammlung von Zeichnungen und Entwürfen, kurzen Tagebucheinträgen und Notizen über wichtige Ereignisse. Meistens jedoch übe ich darin, unterschiedliche Bauwerke zu zeichnen, in der Hoffnung, dass daraus nach und nach eine Mappe entsteht, mit der ich mich am College bewerben kann. Ich möchte Stadtplanerin werden und das heißt, dass ich im nächsten Jahr zwei Studienfächer belegen muss, Architektur und Raumplanung, und das im besten Fall an der New York University. Um dort angenommen zu werden, habe ich in den vergangenen drei Jahren wie eine Verrückte geackert. Und dafür gibt es auch einen Grund: Ich möchte endlich dieses Kaff verlassen. Nicht mehr mitten im Nichts wohnen, am Arsch der Welt. Irgendwo in New Jersey. In New York City zu leben, wäre der Hammer.
    Mein Skizzenbuch habe ich jedenfalls immer dabei. Alles, was mich anspringt, halte ich fest. Man weiß nie, wann das geschieht.
    Ich beschließe, dass meine heutigen Gedanken es wert sind, festgehalten zu werden. Ich schlage die nächste weiße Seite auf und beobachte unauffällig meine Mitschüler. Hektisch rennen sie durch die Mensa, als wäre es überlebenswichtig zu erfahren, was die anderen den Sommer über gemacht haben. Ich hasse mich dafür, dass es für mich offenbar überlebenswichtig ist, nicht allein an einem Tisch sitzen zu müssen. Aber niemand kommt zu mir rüber.
    Ich erwarte nicht, dass meine Mitschüler plötzlich mitkriegen, dass ich existiere. Ich bin daran gewöhnt, unsichtbar zu sein. Ich frage mich nur, warum mich das immer noch stört. Warum ärgere ich
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