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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
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Raels Pferd wieherten zufrieden, als sie die jungen Leute aus der Kate kommen sahen. Erilea schlang ihre Arme um die Tiere und fütterte sie mit einem Apfel.
    Die drei setzten sich ins Gras hinter der Hütte und hörten das gedämpfte Tosen des Wasserfalls. Nachdem das Festmahl vor ihnen ausgebreitet lag, streckte Rael die Hand nach dem Messer und dem getrockneten Fleisch aus, doch Alduin hielt ihn zurück. Rael bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
    »Ich ... Ich dachte nur ... na ja, ich finde, wir sollten uns zuerst bedanken«, meinte Alduin etwas verlegen.
    »Ja«, stimmte Erilea ihm rasch zu. »Es gibt viel, wofür wir dankbar sein können.«
    Ein jeder für sich suchte schweigend seinen Weg, um auszudrücken, was er empfand.
    »Emo!«, flüsterte Erilea nach einer Weile.
     
    Der Himmel zog sich zu, und eine frostige Brise wehte vom Wasser her heran, doch Erilea und die beiden Falkner ließen sich nicht stören. Immer noch saßen die drei beisammen, aßen und sprachen von ihren Abenteuern. An seine Reise mit Rihscha konnte Alduin sich nur bruchstückhaft erinnern, ein paar wesentliche Botschaften aber waren ihm im Gedächtnis haften geblieben.
    »Die Falkner von Nymath müssen sich daran erinnern, wie außergewöhnlich die Gabe ist, die sie mit den Falken teilen. Wir sind manchmal hochmütig geworden, oft zu sehr mit uns selbst beschäftigt, und häufig nehmen wir unsere Fähigkeiten als zu selbstverständlich hin. Wir gehen den Bund mit unseren Falken ein, ohne uns darüber bewusst zu sein, was dabei tatsächlich geschieht: Uns öffnet sich eine Tür, eine andere Wirklichkeit zu erfahren«, sagte Alduin nachdenklich.
    »Ja, das stimmt!«, rief Rael aufgeregt. »Einen Augenblick lang durfte ich es auch erleben. Es war so viel mehr, als ich bisher durch Sivellas Augen sehen konnte!«
    »Richtig«, pflichtete Alduin ihm bei. »Wir sehen Grenzen, wo in Wirklichkeit keine sind. Es gibt keine echten Schranken zwischen den Dingen.«
    »Das Trugbild ...«, murmelte Erilea und setzte nachdenklich ab, ehe sie fortfuhr. »Das Trugbild verleiht den Dingen Gestalt, damit wir in dieser Welt leben und sie begreifen können.«
    »Wir müssen Meister Calborth davon erzählen«, sagte Rael. »Jeder Falkner von Nymath muss darüber wissen.«
    »Das wird nicht einfach«, gab Alduin zu bedenken. »Tatsächlich gab Gilian mir in den letzten Augenblicken zu verstehen, dass wohl eine Saat gepflanzt worden sein mag, es aber noch viele, viele Generationen dauern könnte, bis sie aufgehen kann. In Zukunft muss noch weitergesät werden - wozu wir vielleicht beitragen können aber das Ergebnis mag sich vielleicht erst zeigen, wenn es uns schon längst nicht mehr gibt. Es ist Teil einer Entwicklung, die viel größer ist als wir selbst.«
    »Emo schlug vor, dass ich versuchen sollte, das Parna unter den Wunand-Stammesverbänden wieder einzuführen«, sagte Erilea. »Der Stamm gerät aus dem Gleichgewicht, wenn er sich zu sehr dem Einsatz von Waffen und zu wenig dem widmet, was der Kern des Lebens ist. Außerdem meinte sie, es würde eine Zeit kommen, in der die Waffen wieder in ... in einem richtigen Kampf sprechen würden, aber ... wir müssten vorsichtig sein und dürfen sie nicht die Oberhand gewinnen lassen. So wie Cal sein menschliches Wesen eine Zeit lang an seinen Falken verlor, können wir uns in unseren Waffen verlieren.«
    »Wie also packen wir es an?«, fragte Rael. »Was sollen wir tun?«
    »Wir versuchen es einfach«, antwortete Alduin schlicht. »Das, was wir erfahren haben, werden wir weitergeben, so gut wir können. Gleichzeitig muss uns bewusst sein, dass es nicht jeder versteht oder gar beherzigt. Zwingen können wir niemanden.«
    Rael und Erilea nickten. Gemeinsam schwiegen sie eine Weile, und jeder hing seinen Gedanken nach.
    Irgendwann erhob sich Rael. »Wir sollten besser aufbrechen«, schlug er vor. »In Sanforan sind bestimmt schon alle vor Sorge außer sich. Wir können Sivella und Rihscha vorausschicken, trotzdem dürfen wir keine Zeit vergeuden.«
     
    In stummer Übereinkunft begannen die drei, aufzuräumen und die Reste in den Satteltaschen der Pferde zu verstauen. Ein weicher Nieselregen setzte ein, und sie waren dankbar für die Umhänge, die sie in der Hütte zurückgelassen hatten. Gemeinsam stiegen sie auf, nahmen ein letztes Mal die Magie des Ortes in sich auf, fragten sich, ob ihre Wege sie je wieder hierherführen würden. Dann ritten sie langsam durch die Schlucht und auf das offene Grasland
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