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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
Autoren: Joachim Rangnick
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und nahm das Dossier.
    »Hätte ich beinahe liegen gelassen. Also, Sie lassen sich das mit den Namenslisten noch mal durch den Kopf gehen, ja?«
    Im Flur nahm sich Auenheim seine Freizeitjacke vom Garderobenhaken, zog sie aber nicht an, sondern wollte sie sich nur schwungvoll über die Schultern werfen. Zu schwungvoll, denn sie hielt nicht auf den Schultern, sondern rutschte herunter und fiel auf den Boden.
    Auenheim, der das nicht bemerkt hatte, sondern Walcher die Hand drückte und dabei wieder auf seine Uhr sah und mit zu lauter, theatralischer Stimme feststellte: »Was wird nur mein nächster Gesprächspartner von mir denken, ich komme über eine halbe Stunde zu spät«, stürmte mit einem Achselzucken zur Haustür hinaus.
    Walcher nickte und winkte ihm freundlich nach, obwohl Auenheim mit seinem Geländewagen vom Hof preschte und eine gewaltige Staubwolke aufwirbelte.
    Schnell drückte er die Tür zu, entdeckte Auenheims Jacke, fuhr geschickt mit der Spitze einer Krücke darunter und hob sie hoch, um sie auf den Kleiderhaken zu hängen. Der Duft!
    Walcher sog langsam den Duft in seine Nase, der von der Jacke kam. Er schloss die Augen und konzentrierte sich, schnupperte wie ein Hund daran. Woran erinnerte ihn dieser Duft? Es fiel ihm nicht ein, außerdem kam er sich lächerlich vor, wie er da im Flur stand und an Auenheims Jacke schnüffelte. Zudem ging ihm noch immer die Frage durch den Kopf: Kannte Auenheim den Menschenhändler aus Paris? Warum hatte Auenheim ihm vorgeschlagen, Aberde zu befragen, obwohl er ihn angeblich doch gar nicht kannte? Warum hatte Auenheim von Anfang an so großes Interesse an seinen Recherchen gezeigt? Auenheim kümmerte sich doch sonst auch nur um abgeschlossene Artikel und nicht um die einzelnen Rechercheergebnisse, wie Inning verwundert anmerkte, als Auenheim bereits anfangs darum gebeten hatte, über alle Entwicklungsschritte informiert zu werden. Die Adressen! Natürlich, die Adressen der Händler, mit denen der Comte zusammenarbeitete. Einige davon standen in Auenheims Unterlagen, die Walcher bei dem ersten Gespräch in Frankfurt erhalten hatte. Warum sollte Auenheim nicht selbst Kontakt zu dem Comte und auch zu Monsieur Aberde gehabt haben? Woher sonst sollte er den Namen kennen? Aberde, der Sektenbeauftragte aus Paris, bei dem die Polizei einen Stapel Kinderausweise gefunden hatte.
    Warum gab es aber in Auenheims Unterlagen keinen Hinweis auf Aberde, wo doch alle anderen Adressen und Hinweise akribisch gesammelt und abgeheftet waren? Konnte Auenheim ausgerechnet diesen einen Namen vergessen haben, wo er doch voller Stolz seine Recherchen präsentiert hatte? Hätte er ihm nicht gerade diesen Mann als besondere Großtat serviert? Sollte Günther Auenheim ihn etwa beauftragt haben, damit er herausfand, ob es eine Aberde-Kundenliste gab? Wollte Auenheim wissen, ob er selbst auf dieser Liste …?
    Walcher schüttelte den Kopf, hinkte ins Wohnzimmer an den Giftschrank, schenkte sich einen Calvados ein und schnüffelte das herrliche Apfelaroma in die Nase, bevor er den ersten Schluck über seine Zunge rinnen ließ.
    Wie zur Bestätigung, dass durch Ablenkung Blockaden aufgelöst werden können, kam ihm dabei die Erinnerung an den Duft von Auenheims Sportjacke. Der Duft im Büroflur in Ravensburg nach dem Einbruch, eine Mischung aus Lavendel und Mottenkugeln. Walcher hinkte schneller in den Flur zurück, als es seine Krückentechnik erlaubte, und wäre beinahe gestürzt. Eindeutig, er schnupperte mehrmals den Flur auf und ab, weg von der hängenden Jacke und wieder hin. Lavendel und Mottenkugeln! »Da passt einiges zusammen, mein lieber Herr Auenheim«, dachte er mit einer Mischung aus Jagdfieber, aufkeimender Wut und dem ekelhaften Gefühl, von Auenheim verarscht worden zu sein.
    Mit zwei Frischhaltebeuteln in der Hand hinkt er auf die Terrasse und verpackte das von Auenheim angefasste Glas und die Tasse. Vielleicht würde es einmal notwendig, dessen Fingerabdrücke vergleichen zu können.

Jagdhütte
    In seinen Urlauben hatte der Großvater Ruhe und Abgeschiedenheit in der Bergwelt gesucht und sie oberhalb des damals wenig erschlossenen und schwer zugänglichen Balderschwanger Tals im Oberallgäu gefunden. Über Jahre hinweg baute er auf den spärlichen Resten der versteckt liegenden und damals verfallenen Jagdhütte am Fuße des immerhin etwas über 1600 Meter hohen Piesenkopfs eine respektable neue Hütte auf, das Rustico Auenheim, wie er sie nannte.
    Es war harte Arbeit gewesen,
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