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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Pforten für ihre Schlüssel befinden. Nur du kannst ihnen den Weg weisen, wenn du sie an deinem Ruhm beteiligen willst. Dir allein gebe ich hiermit den Schlüssel zum großen Tor. Das ist meine Sühne – und sie soll deinem Stern als Forscher und Entdecker unsterblichen Ruhm bringen.
     
    Eduard Wattendorf.‹
     
    Das ist alles.«
    »Unsterblicher Ruhm! Das ist in der Tat Wattendorf! Von unsterblichem Ruhm hat er vor unserem Aufbruch täglich und endlos geschwafelt – solange wir im kühlen Schatten eines Innenhofes saßen, gut zu essen und zu trinken hatten und es nur ums Pläneschmieden ging«, sagte Sadik verächtlich. »Nachher verdorrte sein Redestrom zu dürren Flüchen und Verwünschungen.«
    »Du, Sadik …«
    »Aiwa, was ist?«
    »Dieses Gedicht! Ich werd nicht schlau daraus. Ich glaube, das ist das Rätsel, von dem Wattendorf schreibt. Aber es ist völlig verworren.«
    »Hätte auch nichts anderes erwartet«, meinte Sadik. »Ich habe dir doch erzählt, dass er nicht mehr normal war, als wir ihn nach vielen Tagen endlich halb tot fanden und nach Omsurman brachten. Aber lies schon vor. Du gibst vorher ja sowieso keine Ruhe. Vielleicht hat Wattendorfs Gedicht wenigstens eine einschläfernde Wirkung auf dich. Ich jedenfalls bin müde wie ein Scheich nach einem Stammespalaver.«
    Tobias bezweifelte, dass Wattendorfs Gedicht ihm zu schnellem Schlaf verhelfen würde. Eher traf wohl das Gegenteil zu.
    Er hielt das Blatt näher an die flackernde Kerze, denn Wattendorfs zitterige Handschrift war für jedes Auge eine Zumutung, und begann vorzulesen:
     
    »›Die Buße für die Nacht
    Die Schande und Verrat gebar
    Der Falke hier darüber wacht
    Was des Verräters Auge wurd gewahr
     
    Den Weg der Falke weist
    Auf Papyrusschwingen eingebrannt
    Im Gang des Skarabäus reist
    Verschollenes Tal im Wüstensand
     
    Die Beute nur wird abgejagt
    Dem Räuber gierig Schlund
    Wo rascher Vorstoß wird gewagt
    Würgt aus des Rätsels Rund.‹«
     
    »Und das ist es?«, fragte Sadik.
    Tobias nickte. »Ja, das ist alles. Kannst du was damit anfangen?«
    »Nein, tut mir Leid. Aber eins ist sicher: Seine Dichtkunst steht seiner Charakterstärke und seinen Talenten als Entdeckungsreisender in nichts nach«, sagte er verächtlich und gähnte.
    Tobias beugte sich zu ihm hinüber, den Briefbogen in der erhobenen Hand. »Sadik! Mir ist egal, was Wattendorf für ein Mann ist!
    Wichtig ist doch im Augenblick nur, dass ich den Brief gefunden habe. Und ob Wattendorf ein miserabler Dichter ist oder nicht, soll uns auch nicht interessieren. Aber in diesem rätselhaften Gedicht stecken alle Antworten!«, sprudelte es aus ihm begeistert hervor. »Jean Roland und Rupert Burlington, Vaters andere Freunde, haben nur den Schlüssel zu einem Teil des Geheimnisses. Doch mein Vater hat den Hauptschlüssel. Und er steckt in diesem verqueren Rätselgedicht! Wenn wir das lösen, wissen wir, warum Zeppenfeld so versessen auf den Stock ist. Dann haben wir das Geheimnis gelöst, Sadik! Es geht um das verschollene Tal! Das wissen wir jetzt!«
    »Ja, gut möglich«, gab dieser mit schläfriger Stimme zu, klang aber nicht, als brannte er darauf, das Rätsel auch zu lösen.
    Das verstimmte Tobias. »Dich scheint das überhaupt nicht zu berühren!«, sagte er wütend.
    »Das mag ein wenig an den lebhaften Ereignissen des Tages und der Nacht liegen«, spottete Sadik, »und auch ein wenig an der späten Stunde.«
    »Wie kannst du jetzt schlafen wollen!«
    Mit einem Stoßseufzer schlug Sadik die Decke, die er sich über den Kopf gezogen hatte, zurück und sah gequält zu ihm hinüber. »Meinst du nicht, dass es mit dem Lösen des wattendorfschen Rätsels auch noch Zeit bis morgen hat, mein Freund? Es läuft uns ja nicht weg – auch deine Bücherkiste nicht, mit der wir uns morgen wieder abplagen müssen. Und wer weiß, wo wir eine Gelegenheit finden, Pferde zu kaufen? Also gib endlich Ruhe und versuch ein wenig Schlaf zu finden. Es erwartet uns morgen vor dem verfluchten Heuschober weder ein gedeckter Tisch noch eine Kutsche! Und Rätsel mit knurrendem Magen und Blasen an den Füßen lösen zu wollen – dem kann ich nichts abgewinnen. Gute Nacht!« Die Decke fiel wieder über sein Gesicht.
    »Störrisch wie ein alter Kameltreiber!«, schmollte Tobias.
    »Ein Esel bleibt ein Esel, auch wenn er Dorfrichter wird!«, tönte es dunkel unter der Decke zurück.
    »Und rechthaberisch bist du auch noch!«
    »Wer den Fettschwanz nicht kennt, ist begeistert vom Purzel«,
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