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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka
Autoren: Martin Clauß
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gekommen war. Sie bekam nicht mit, wie die Tür des Fernsehraums sich öffnete und sieben junge Leute in den Gang stürmten. Die Jungen und Mädchen sahen Madoka nach, die mit zeitlupenhaften Bewegungen den Korridor hinab ging. Dann erkannten sie die offene Tür.
    „Wo sind Sam und Kaori?“, fragte ein Mädchen mit rot gefärbten Haaren. Die anderen rannten auf die Tür zu und hindurch. Nami, die Rothaarige, stand für einen Moment zögernd im Flur. Sie hielt noch immer den Köder in der blutigen Hand. Nun ließ sie ihn fallen, ging auf die offene Tür zu und passierte sie. Dabei sah sie sich mit ungläubigem Blick immer wieder um. Auch als sie schon jenseits der Tür war, drehte sie sich erneut um.
    In diesem Moment fiel ihr auf, dass das Mädchen, das dort ging und das sie noch nie zuvor gesehen hatte, ins Verderben lief. Der verrückte Mörder! Er war doch bestimmt noch irgendwo dort drinnen – auf einer der Toiletten vielleicht, oder im Dienstzimmer.
    Es kostete sie große Überwindung, die offenstehende Tür in die entgegengesetzte Richtung zu passieren. „Bleib stehen!“, rief sie Madoka zu. „Du weißt ja nicht …“
    In diesem Moment traf sie ein Schlag gegen die Brust und schleuderte sie zu Boden. Das war völlig unmöglich! An der Stelle, von der der Hieb gekommen war, war nichts zu sehen! Die Luft roch nach Meer, nach Fisch. Nami kroch ein paar Meter auf die Tür zu, rappelte sich dann auf und ergriff stolpernd die Flucht.
    Madoka hatte nichts davon mitbekommen. Sie erreichte den Knick und bog nach links.
    Am Ende des Korridors stand ein Mann. Eben noch hatte er vor einer Tür gestanden und etwas Seltsames getan. Er hatte zwei lange Messer langsam über das Holz gezogen. Falls jemand sich hinter der Tür befand, mussten ihm die Geräusche eine Gänsehaut über den Rücken jagen.
    Jetzt wandte sich der Mann ihr zu. Er war groß und hager, trug die blaue Kleidung eines Fischers, dazu eine Leinenmaske, die wie ein Kopfverband aussah.
    Doch die Maskierung konnte seine Identität nicht vor ihr verbergen. Madoka wusste, mit wem sie es zu tun hatte.
    Stumm ging sie weiter auf ihn zu. In einer Entfernung von fünf Metern blieb sie schließlich stehen.
    Der Fischgestank war unerträglich. Madoka fühlte eine Übelkeit in sich aufsteigen, und auch ihr Gegenüber schien es zu riechen. Er hielt sich die Hand vor den Mund, als fürchte er, sich übergeben zu müssen.
    „Du?“, fragte der Mann. „Warum bist du hier?“
    Madoka antwortete nicht. Sie kämpfte mit aller Gewalt dagegen an, dass etwas geschah, von dem sie nicht wollte, dass es passierte. In ihrem Inneren tobte ein Sturm – ein Meeres sturm. Sie wollte ihn eindämmen, unterdrücken, aber er schien durch ihre Poren nach außen zu drängen. Sie hatte das Gefühl, dass das Unwetter sie gleich wegspülen würde wie ein lächerliches Stück Treibholz.
    „Man hat mir gesagt“, brachte die Fünfzehnjährige hervor, „du wärst ein irrer Mörder … Ist das wahr?“
    „Du dummes Kind“, zischte der Mann. „Die ganze Zeit über hieß es, du wärst ein Wunderkind. Aber weißt du, was? Die IQ-Tests haben sich geirrt. Du bist nichts als ein dummes, beschränktes Kind.“
    „Sei vorsichtig“, wimmerte Madoka. „Mach es nicht wütend. Ich kann es nicht länger zurückhalten … Es …“
    „Dummes Kind!“, kreischte er und stieß ein hysterisches Lachen aus. „Mit all deiner Intelligenz wirst du doch deinem Vater immer unterlegen sein. Er ist derjenige, der die Ideen hat, der neue Wege geht. Du bleibst immer nur ein hyperintelligenter kleiner Dummkopf!“
    Der Tsunami in ihrem Inneren schwappte über, riss alles weg, was sie der Welle in den Weg gestellt hatte.
    Das Meer – der Fisch – sie stürzten aus ihr hinaus auf den Mann zu, schmetterten ihn gegen die Wand. Ein wässriges Klatschen war zu hören, doch der Angreifer blieb unsichtbar.
    Die Messer flogen zu den Seiten weg. Der Kopf des Mannes knallte gegen die Wand. Ohnmächtig sank er zu Boden.
    Und der Sturm war vorüber, von einem Augenblick auf den nächsten.
    Auch Madoka brach zusammen.
    Sie bekam nicht mehr mit, wie die Männer angerannt kamen. Sie kümmerten sich um Madoka und den Verkleideten. Eine halbe Stunde lang mussten sie auf den verängstigten Sam einreden, bis er aus dem Wäschelager hervorkam, in dem er sich verschanzt hatte.
    „Keine Sorge“, sagte einer der Glotzer , „die Kameras waren keinen Moment abgeschaltet. Wir haben eine Schaltung gebastelt, mit der wir die
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