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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X
Autoren: Martin Clauß
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gelehnt hatte. Warum der Wind sie noch nicht umgeworfen hatte, war ein Rätsel.
    Der Dozent entzifferte die verwitterte Aufschrift:
    „Gasthaus Schlichter in Zell, Fremdenzimmer, 15 Minuten Fußweg“
    Ortschaften mit dem Namen Zell gab es in Deutschland wie Sand am Meer, aber Sir Darren war sicher, dass die Dörfer, die er heute durchwandert hatte, andere Namen trugen. Und auch auf den Hinweistafeln, die in die Richtung wiesen, in der er unterwegs war, war der Name nicht aufgetaucht.
    Ein holpriger Weg zweigte hier ab und führte den Berg hinauf. Tatsächlich konnte er in einiger Entfernung eine winzige Ansammlung von Häusern erkennen, einen dünnen Kirchturm am Rande. Fünfzehn Minuten Fußweg – das würde wohl nicht ganz reichen, um die Distanz zurückzulegen. Die Betreiber des Gasthauses hatten ein verständliches Interesse daran, die Entfernung kürzer erscheinen zu lassen.
    Ein Weg war so gut wie der andere. Sir Darren schlug den Pfad ein. Er kam an einem morschen Gatter vorbei, hinter dem sich eine Koppel befand. Zwei hübsche dunkelbraune Pferde weideten dort ruhig – obwohl die Umzäunung aussah, als könnten die Tiere nicht einmal ihren Kopf daran reiben, ohne dass sie einstürzte, schienen die Pferde nicht auf die Idee zu kommen, diesen Ort zu verlassen.
    Es roch nach Gras. Die Schatten kleiner, watteartiger Wolken glitten gemächlich über die Wiesen, getrieben von einer schwachen, angenehmen Brise.
    Je näher der Mann dem Dorf kam, desto deutlicher fiel ihm der schlechte Zustand auf, in dem sich die Häuser befinden mussten. Schon aus der Ferne waren die Schäden an den Dächern, die Öffnungen in den Fassaden zu erkennen. Dieser Flecken machte den Eindruck, von seinen Bewohnern verlassen worden zu sein. In Süddeutschland waren heruntergekommene Weiler wie diese eine Seltenheit. Die Leute achteten auf ihre Häuser.
    Vielleicht gab es den Gasthof längst nicht mehr.
    Der Pfad zum Dorf war unbefestigt. Breit genug zwar für ein Auto, sogar für ein landwirtschaftliches Fahrzeug, doch ohne die üblichen Fahrrinnen. Unkraut überwucherte den Weg, und Kletten verhakten sich unablässig an den weiten Hosenbeinen des Wanderers.
    Als die verwitterten Giebel keine hundert Meter mehr entfernt waren, blieb Sir Darren stehen und sah noch einmal ins Tal hinab. Die beiden Pferde hatten aufgehört zu grasen und blickten neugierig zu ihm herauf. Erst jetzt schien er ihr Interesse geweckt zu haben. Offenbar wunderten sie sich, was ein Mensch an diesem Ort trieb.
    „Hier ist niemand mehr“, sagte er leise zu sich.
    Er überlegte, ob er den Rückweg antreten sollte, doch dann fiel ihm auf, dass die leerstehenden Häuser vielleicht nicht die schlechteste Entdeckung waren, die er machen konnte. Sofern sie nicht einsturzgefährdet waren, konnte er sich in einem davon für eine Weile einquartieren. Damit hatte er ein Dach über dem Kopf, ohne jemanden zu gefährden.
    Er ging weiter und stolperte beinahe über das Ortsschild.
    Es lag auf dem Boden und ragte schräg in den Weg hinein. „Zell“ stand auf dem Holz. Sonst nichts. Sir Darren stieg darüber hinweg und tauchte in das Dorf ein. Zwei große Häuser flankierten den Ortseingang.
    Als er sie näher betrachtete, erkannte er, dass seine Vermutung falsch gewesen war. In den Fenstern waren Vorhänge zu erkennen, und in einem kleinen Hof wogten einige zum Trocknen aufgehängte Kleidungsstücke. Bunte, trachtenartige Stoffe.
    Der Flecken musste bewohnt sein. Menschen waren jedoch keine zu sehen. Von irgendwoher klang das Meckern von Ziegen an seine Ohren.
    Als Sir Darren die beiden Häuser passiert hatte, stand er auf einem kleinen Platz, um den sich weitere Gebäude scharten. Er drehte sich einmal um und machte eine unglaubliche Entdeckung!
    Die Häuser hatten eine Vorder- und Rückseite. Auf der dem Tal zugewandten Seite wirkten sie vernachlässigt, alt und unbewohnt. Der Putz bröckelte, Mauerwerk und Holzkonstruktionen waren sichtbar, Fensterläden hingen schief und faulig in den Scharnieren oder fehlten ganz. Die andere Hälfte, die zum Berg hin wies, passte nicht dazu. Hier leuchteten die Fensterläden in lebendigem Grün, die hellen Wände schienen frisch gestrichen zu sein, und in den kleinen Vorgärten wuchsen bunte Blumen in gepflegten Beeten.
    Auch hier war keine Menschenseele zu sehen.
    Ungläubig ging der Mann weiter, doch die anderen Häuser machten dieselbe merkwürdige Verwandlung durch, wenn man sie passierte. Er musste an Kulissenstädte denken, wie
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