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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle
Autoren: Hannes Nygaard
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Staatsminister holte tief Luft. »Das Schiff stammt aus Ihrem Land.«
    Lüder lächelte. »Falsch. Fordern Sie den Sheriff von Antigua an. Dort ist die ›Holstenexpress‹ registriert.«
    Nils Jessen verdrehte kunstvoll die Augen. Sylvester Graupenschlager stöhnte leise auf, und Malev schien Lüder mit seinen dunklen Augen durchbohren zu wollen.
    Zum ersten Mal räusperte sich Staatssekretär Holzbunge aus Kiel.
    »Die Landesregierung sieht sich durchaus in der Verantwortung«, erklärte er. »Ich denke, wir werden einen Konsens finden. Sicher gibt es noch Klärungsbedarf. So wie Berlin uns in manchen Dingen entgegenkommt, werden auch wir unseren möglichen Beitrag nicht verweigern.«
    Sylvester Gaupenschlager grinste. »Woas woll’ns?«, grummelte er. »Ein paar Kilometer mehr Autobahn für eure Schafe und Kühe? Oder habt ihr noch was anderes auf euren Wiesen?«
    »Schast mi mol an Mors kleien«, erwiderte Lüder leise und wurde prompt mit einem »So nicht, Herr Lüders« vom Kriminaldirektor gemaßregelt. Lüder bemerkte, wie ein leises Lächeln über Holzbunges Gesicht huschte.
    »Wir sind bereit, diese Aufgabe zu übernehmen«, meldete sich Dr.   Starke zu Wort. Er verneigte sich leicht in Holzbunges Richtung. »Natürlich in Abstimmung mit dem Kieler Innenministerium.«
    In einer nahezu huldvollen Geste, als würde er einen Segen erteilen, signalisierte der Staatssekretär dem Kriminaldirektor Sprecherlaubnis.
    »Es wäre wichtig, etwas über die Hintergründe der Entführung zu recherchieren. Wenn ich höre, welche Beträge erpresst werden, kann ich nicht glauben, dass das Geld denen zugutekommt, die die Tat ausführen.«
    »Das sind keine Likedeeler«, schob Lüder dazwischen.
    »Keine was?«, fragte der Bayer.
    »Likedeeler – das ist niederdeutsch und heißt ›Gleichteiler‹. Die Piraten waren zum Teil als soziale Bruderschaft organisiert. Das heißt, jeder bekam den gleichen Anteil.«
    »Davon ist nicht auszugehen«, stimmte von Schwinges zu. Dann sah er den Kriminaldirektor an. »Bitte.«
    Dr.   Starke blickte irritiert. »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Stehen geblieben?«, murmelte Lüder. »Sie sitzen doch.«
    »Ach ja. Nach dem, was mir bekannt ist, werden die ausführenden Täter mit einem Minimum abgespeist. Den Reibach machen irgendwelche Hintermänner, die nicht in Eyl sitzen. Wir müssten diese Strukturen aufbrechen.«
    »Genau«, pflichtete ihm Polizeidirektor von Schwinges bei. Auch Staatsminister Rukcza nickte zustimmend.
    Lüder erkannte, dass der Kriminaldirektor bei aller menschlichen Unzulänglichkeit nicht dumm war. Natürlich hatte er registriert, in welche Richtung Rukcza die Veranstaltung lenken wollte. Für Lüder schien die ganze Sache eine einzige Inszenierung zu sein. Man wollte den Eindruck erwecken, als wäre die auf Schleswig-Holstein abgewälzte Aktivität das Ergebnis einer gemeinsamen Diskussion. So funktionierte Politik.
    »Weiter«, forderte der Staatsminister Dr.   Starke auf.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Verantwortlichen gar nicht in Somalia zu finden sind, sondern die Fäden von Dschibuti, Äthiopien oder Kenia aus ziehen.«
    »Äthiopien können Sie vergessen«, warf Admiral Steinbrecher ein. »Das Land ist politisch nicht stabil. Es gehört zu den ärmsten Ländern der Welt mit großen sozialen Missständen.«
    »Gut. Dann schlage ich vor, dass wir uns einmal in Kenia umsehen werden. Das ist unproblematisch. Nicht umsonst ist es ein touristisch erschlossenes Land.« Er sah Lüder an. »Ich habe meinen Mitarbeiter mitgebracht, damit er sich hier vor Ort aus erster Hand über die Lage informieren kann. Wenn es Ihr Einverständnis trifft, wird er sich einmal in Kenia umhören.«
    »Die dortigen Behörden sehen es nicht gern, wenn in ihrem Land deutsche Polizei tätig wird«, warf Polizeidirektor von Schwinges ein.
    »Richtig«, stimmte Admiral Steinbrecher zu. »Zweifel an den dortigen … na … Justiz und Polizei …«
    »Strafverfolgungsbehörden«, half Dr.   Starke nach.
    »Genau. Zweifel sind angebracht. Die Fregatte ›Rheinland-Pfalz‹ hat eine Dhow mit Piraten aufgebracht, die das deutsche Schiff ›Courier‹ überfallen haben. Die Kidnapper wurden den kenianischen Behörden ausgeliefert. Es gibt ein Abkommen darüber. Ich äußere mich jetzt einmal ausdrücklich als Privatmann«, sagte der Admiral betont. »Es verwundert mich, wie man mit diesen Leuten umgeht. Der Prozess in Kenia ist geplatzt, weil das Gericht zurückgezogen wurde.
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