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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Sein Bruder hatte es auch bemerkt und streckte ihm beide Hände entgegen.
    »Du hast nie etwas zuwege gebracht«, brüllte Nils Jessen. »Du hast dich immer nur im Windschatten aufgehalten und nie eigene Initiative ergriffen. Immer war ich es. Ich! Ich! «
    Nils Jessen taumelte mit ausgestreckten Armen auf seinen Bruder zu.
    Bevor Lüder reagieren konnte, hatte Ole Jessen die Waffe wieder angehoben. Lüder sah, wie sich der Zeigefinger am Abzug krümmte und den Druckpunkt erreichte. Die Adern auf dem Fingerrücken traten hervor, die Sehne sprang fast heraus, dann hatte der Finger den Widerstand überwunden.
    Ole Jessen drückte dreimal ab.
    Sein Bruder hatte immer noch die Hände ausgestreckt. Ungläubig starrte er auf sein Gegenüber. In Zeitlupe wanderte sein Blick vom Antlitz des Bruders zur Hand mit der Pistole, dann wieder zurück.
    »Ole«, kam es gebrochen über Nils’ Lippen.
    Er schwankte leicht. Noch einmal wiederholte er den Namen seines Bruders, bevor er sanft auf die Knie fiel und dann ganz langsam vornüberkippte. Noch im Fallen schoss ihm blubbernd ein Blutstrahl aus dem Mund. Dabei gab Jessen ein Geräusch ab, als habe er sich verschluckt.
    Sein Bruder stand reglos da. Die Hand mit der Pistole ließ er hinabsinken. Teilnahmslos sah er auf seinen Bruder, der zu seinen Füßen lag.
    Lüder nahm ihm die Pistole ab. Dann legte er ihm fast fürsorglich die Hand um die Schulter. »Kommen Sie. Es ist alles aus.«
    »Aus. Alles aus«, murmelte Ole Jessen, bis er fürchterlich zu zittern begann. Dann schlug er die Hände vors Gesicht und schluchzte. Dabei liefen ihm die Tränen in Sturzbächen die Wangen hinab.
    »Polizei. Hände hoch«, ertönte hinter ihnen eine tiefe Männerstimme. Dann tauchte ein Streifenpolizist mit einer uniformierten Kollegin auf. Beide hatten ihre Dienstwaffe gezogen und richteten sie auf Lüder und Ole Jessen.
    »Lüders. Landeskriminalamt«, erklärte Lüder. »Ich hole jetzt meinen Dienstausweis hervor.« Mit spitzen Fingern angelte er das Dokument aus der Tasche und hielt es dem Polizisten hin.
    »Ein Kollege«, rief der seiner Begleiterin zu, die sich zum Opfer niedergebeugt hatte.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte sie und rief über das Funkgerät einen Notarzt, während Lüder mit wenigen Worten das Vorkommnis erklärte.
    Der Polizist legte Ole Jessen Handfesseln an. Inzwischen waren ein weiterer Streifenwagen und der Rettungsdienst eingetroffen. Wenig später erschien die Flensburger Kripo.
    »Tag, Herr Dr.   Lüders«, begrüßte ihn Hauptkommissar Herdejürgens.
    Lüder zeigte auf Nils Jessen, um den sich der Notarzt vergeblich bemüht hatte. »Da liegt Ihr Mörder.«
    »Gerd Wollenhaupt?«
    »Nicht nur der. Nils Jessen hat noch andere Straftaten begangen. Ich fürchte, das wird ein langer Bericht, den ich anzufertigen habe. Das betrifft auch den Brudermord, dessen Zeuge ich war.«
    Hätte ich das verhindern können?, fragte sich Lüder. An der Antwort würde er lange zu knabbern haben. Auch mit viel Polizeiroutine war der Tod eines Menschen immer ein Ereignis, das einen nicht sofort zum Alltag zurückkehren ließ.
    Doch zunächst galt es, ganz profane Dinge zu erledigen. Er musste zu seinem Auto zurückkehren, nach Kiel fahren, Bericht erstatten, Protokolle schreiben und überlegen, wie er Sylvester Graupenschlager dessen mörderisches Tun würde nachweisen können. Und dann würde er erneut in eine einsame Gegend fahren. Nach Mittelschweden.
    Und diesmal würde seine Familie in seiner Nähe sein.

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Dichtung und Wahrheit
    Die Handlung dieses Romans führt in ungewohnte Bereiche. Wenn auch die Gefahren für die Schifffahrt am Horn von Afrika groß und andere hier geschilderte Aspekte der internationalen Politik Tatsache sind, sind wie in allen meinen Romanen die Handlung und alle genannten Personen und Unternehmen sowie Einrichtungen frei erfunden.
    Die Vorbereitung und Recherche für diesen Titel erwies sich als ausgesprochen aufwendig und schwierig, da ich entgegen sonstigen Gewohnheiten nicht alle Plätze und Orte persönlich in Augenschein nehmen konnte und mich zum Teil auf andere Quellen verlassen musste.
    Mein Dank gilt der Deutschen Botschaft in Nairobi, Kenia, speziell dem Somalia-Referenten Dr.   David Krivanek. Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, dass alle Darstellungen zu den politischen Verhältnissen und Machenschaften rein fiktiv sind und in keinem Zusammenhang mit Meinungen oder Informationen der Botschaft oder ihrer Mitarbeiter

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