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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)
Autoren: Barker Clive
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wusste, dafür würde ich die Prügel meines Lebens beziehen.
    »Du bist ein egoistisches, abscheuliches, schreckliches Geschöpf«, sagte sie. »Ich wünschte, du wärst nie geboren worden.«
    Ich versuchte zu lügen.
    »Das ist nur eine Geschichte, die ich schreibe«, versicherte ich ihr. »Ich weiß, es sind noch richtige Namen darin, aber nur, bis mir bessere einfallen.«
    »Ich nehme es zurück«, sagte meine Mutter, und einen Augenblick dachte ich, meine Worte hätten ihre Wirkung getan. Aber nein. »Du bist ein verlogenes, egoistisches, abscheuliches, schreckliches Geschöpf.« Sie holte einen großen Löffel aus Metall hinter dem Rücken hervor. »Ich verprügle dich so sehr, dass du nie wieder – nie wieder, hast du verstanden? – deine Zeit damit vergeudest, dir Grausamkeiten auszudenken!«
    Bei ihren Worten kam mir eine neue Lüge in den Sinn. Ich dachte: Ich versuche es, warum nicht? Verprügeln wird sie mich sowieso, also was habe ich zu verlieren? Ich sagte: »Ich weiß, was ich bin, Mama. Ich bin jemand von der Dämonation. Vielleicht nur ein unbedeutender Jemand, aber dennoch ein Dämon. Ja? Oder nicht?«
    Sie antwortete nicht. Also fuhr ich fort. »Ich dachte, wir sollen egoistisch, abscheulich und so weiter sein. Ich höre die anderen Kinder andauernd davon reden. Über die schrecklichen Taten, die sie begehen wollen, wenn sie die Schule hinter sich haben. Die Waffen, die sie erfinden und der Menschheit verkaufen wollen. Und die Hinrichtungsmaschinen. Das würde ich gern machen. Ich würde gern die besten Hinrichtungsmaschinen konstruieren, die jemals –«
    Ich verstummte. Mama sah mich mit verwirrter Miene an.
    »Was ist denn?«
    »Ich überlege mir nur gerade, wie lange ich dich noch Unsinn reden lasse, bevor ich dir Vernunft einprügle. Hinrichtungsmaschinen! Du hast nicht genügend Hirn, um so etwas zu bauen! Und nimm die Schwanzspitzen aus dem Mund. Du stichst dir damit noch in die Zunge.«
    Ich nahm die Schwanzspitzen, auf denen ich immer kaute, wenn ich nervös war, aus dem Mund und versuchte dabei verzweifelt, mich zu erinnern, was die anderen Dämonenkinder über die Kunst des Tötens von sich gegeben hatten. »Ich erfinde den ersten vollautomatischen Ausweider«, sagte ich.
    Die Augen meiner Mutter wurden groß, aber vermutlich nur, weil sie mich so lange faseln hörte, und nicht wegen dem Plan an sich.
    »Er soll ein großes Rad haben, um die Gedärme des Verdammten aufzuwickeln. Und ich verkaufe ihn den aufgeklärtesten und zivilisiertesten Königen und Fürsten Europas. Und weißt du, was noch?«
    Die Miene meiner Mutter veränderte sich nicht. Kein Blinzeln, kein Zucken der Mundwinkel. »Ich höre«, erwiderte sie nur mit monotoner Stimme.
    »Ja! Ganz genau! Hören!«
    »Was?«
    »Leute, die für einen guten Platz bei einer Hinrichtung bezahlen, verdienen etwas Besseres als nur das Kreischen eines Mannes, der ausgeweidet wird. Sie brauchen Musik.«
    »Musik.«
    »Ja, Musik!« Ich war vollkommen berauscht vom Klang meiner Stimme und wusste wirklich nicht, was ich als Nächstes sagen sollte, sondern verließ mich auf spontane Eingebungen. »In dem großen Rad befindet sich eine zweite Maschine, die hübsche Melodien spielt, die der Damenwelt gefallen, und je lauter der Mann schreit, desto lauter wird die Musik.«
    Sie sah mich immer noch mit steinerner Miene an. »Du hast das alles wirklich durchdacht?«
    »Ja.«
    »Und dieses Gekritzel?«
    »Ich habe nur alle schrecklichen Gedanken zu Papier gebracht, die mir durch den Kopf gingen. Als Inspiration.«
    Meine Mama betrachtete mich stundenlang, wie es mir vorkam, und suchte jeden Zentimeter meines Gesichts ab, als wüsste sie, dass dort irgendwo das Wort LÜGNER geschrieben stand. Doch schließlich wurde ihr prüfender Blick sanfter.
    »Du bist ein seltsamer Junge, Jakabok.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Das kommt darauf an, ob man seltsame Kinder mag.«
    »Magst du sie?«
    »Nein.«
    »Oh.«
    »Aber da ich dich geboren habe, muss ich wohl einen Teil der Verantwortung übernehmen.«
    So etwas Süßes hatte sie noch nie gesagt. Hätte ich Zeit gehabt, hätte ich vielleicht eine Träne vergossen, aber sie hatte Befehle für mich.
    »Bring dieses ganze Geschreibsel raus auf den Hof und verbrenne es.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Du kannst und du wirst!«
    »Aber ich schreibe seit Jahren daran.«
    »Und in zwei Minuten ist es verbrannt, was dich vielleicht etwas über diese Welt lehrt, Jakabok.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich mit
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