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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino
Autoren: António Lobo Antunes
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Socken in der Sockenschublade suchte, die abwärts führt und nicht wieder aufhört, seine Beine schienen sich in das Kalksteinpflaster zu graben, sein Herz schlug erschöpft hinter den Muskeln, und plötzlich zwischen zwei Häusern das komplizierte Rund der Stadt, Kräne, ein Stück Fluß, winzige Schiffe, Eine Schlägerei also, meinte freundlich der Dicke und rieb sich den Bauch, setzen Sie sich bitte, meine Damen, und erklären Sie mir den Boxkampf in allen Einzelheiten: der Oberstleutnant hielt sich, atemlos vor Müdigkeit, an einer Eisenbalustrade fest, die Sonne blitzte hier und dort, weiße oder kupferfarbene Statuen wedelten mit den Armen durcheinander, und zig Tauben flogen von einem kleinen Wäldchen unterhalb auf. Ein Wachmann in Uniform nahm rechts vom Inspektor Platz, führte, ohne jemanden anzublicken, ein Blatt Papier und kippte eine weinfarbene Chemikalie in eine archaische Schreibmaschine, Halb sechs, Jorge, und keine Minute später, warnte die Zwergin, oder ich erscheine im Personalbüro, und du bist ruckzuck deine Arbeit los, der Oberstleutnant zog sich schließlich an, besprengte Taschentuch und Hände mit Kölnischwasser, ging zur Bushaltestelle hinunter, schaute auf die Uhr, zwanzig nach zwei, Wahrscheinlich ist der Japaner inzwischen wütend, in seiner Spatzensprache merkwürdige Schimpfworte stotternd abgehauen,
wahrscheinlich ist inzwischen Hauptmann Mendes fuchsteufelswild im Lager erschienen, beschimpft, gegen die Kisten tretend, die Rhinozerosse, der Leutnant, der sich sterbenselend fühlte, ging zur Praça da Alegria hinunter, der Soldat machte sich zum Bairro Alto auf, stieg mit seinen riesigen Beinen die Gassen hinauf. Sie wissen also gar nichts, die Gnädigsten, Sie wissen von nichts? fragte jovial der Dicke, während er ein Schinkensandwich aß, dessen Krümel ihm auf den Bauch regneten, sind Sie noch nie auf die Idee gekommen, ein paar Tabletten, ein paar Pillen zur Schärfung des Gedächtnisses zu nehmen?, das Bild des Präsidenten an der Wand starrte alle mit militärischer Strenge an, der Soldat nahm die Straßenbahn zum Lager neben der Igreja da Misericórdia, an einem Platz voller Spatzen und mit einem Kiosk an einer Ecke, klemmte sich zwischen einen Feuerwehrmann und einen Schüler mit Akne und machte die ganze Fahrt durch die Rua da Escola Politécnia mit zusammengezogenem Herzen, atmete erst nach dem Rato leichter, als sie die Alexandre Herculano hinunterfuhren, wo Unmengen von anonymen Beinen, Körpern und Armen und Köpfen beharrlich und blind auf dem Fußsteig trotteten wie Küchenschaben ohne Fühler, in Ämtern, Konditoreien, Kurzwarenläden, Wäschegeschäften ein und aus gingen, Los, aufstehen, Nutte, befahl ein Typ mit Zigarette im Mund und in Hosen mit Harmonikafalten der Zwillingsschwester mit dem Kaiserschnitt, ohne sich um den Freier, einen mittelalterlichen Mann, zu kümmern, der neben ihr lag und ihn voller Schrecken ansah, stell dir vor, da ist ein Kollege von der Kripo, der ist wahnsinnig interessiert an dir.
    – Und wenn sie dir nur den Blutdruck messen, Abílio, beharrte der Stumme. Du siehst schlimm aus, als hätte man dich wieder ausgegraben.
    Der doppelstöcke Bus zum Lager holperte über das unregelmäßige Pflaster der 24 de Julho, stolperte über eine Reihe sich kreuzender Straßenbahnschienen, tauchte in Asphaltsenken ab, erschien wieder an den Hängen wie ein Seehund, der aus den
haarigen Nasenlöchern des Motors Funken und Wasserdampf schniefte, am Eingang des Bahnhofs standen viele Menschen mit Koffern, und hinter den einzelnen Waggons, die auf von Müll und Unkraut überwucherten Schienen verlassen dastanden, die großen verfallenen Lagerhäuser am Ufer, die Stadt wurde oberhalb der Mauern kahler wie das Haar auf dem Kopf der vierzigjährigen Männer, einige graue Häusersträhnen und darunter durchscheinend die Haut der Erde, nutzlose Schiffe, den Bauch nach oben auf dem schwammigen Stein des Kais, Eisenringe, ein brauner Fischkutter zerfiel zwischen Waggons fern vom Wasser, den Kiel im Schlamm wie die auf ihrem Berg ankernde Arche Noah, schnelle Kreise von Tauben, langsame Kreise von Möwen, kariöse Gebäude, ein paar humpelnde Hunde, niemand, Hauptmann Mendes’ Wagen am Hang geparkt, den kleine spillerige Büsche säumten, das Holzhäuschen hinter ein paar wilden Feigenbäumen, eines der Rhinozerosse pinkelte mürrisch gegen einen Pfosten.
    – Und ich hatte gedacht, daß Sie mir vielleicht bei einem klitzekleinen Mordfall helfen könnten,
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