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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition)
Autoren: Brandon Mull
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ließen sich auf dem Rand des Spiegels nieder. Dann begannen sie zu flattern, hoben den Spiegel an einer Seite an und drehten ihn wieder um. Dabei hätten sie ihn um ein Haar von dem Liegestuhl gestoßen.
    Als die spiegelnde Oberfläche wieder zu sehen war, drängte der Schwarm näher heran. Mehrere der Geschöpfe landeten auf dem Glas.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Kendra.
    »Das war unheimlich«, sagte Seth.
    »Wie schaffen sie es nur, ihn anzuheben?«
    »Es waren ganz schön viele. Soll ich ihn wieder umdrehen?«
    »Nein, ich habe Angst, dass der Spiegel herunterfällt und zerbricht.«
    »In Ordnung.« Er hängte sich sein Handtuch über die Schulter. »Ich geh mich umziehen.«
    »Könntest du den Spiegel mitnehmen?«
    »Schön, aber ich renne. Ich will nicht gestochen werden.«
    Seth bewegte sich langsam auf den Spiegel zu, packte ihn am Griff und rannte durch den Garten auf das Haus zu. Ein Teil des Schwarms verfolgte ihn träge, zerstreute sich dann aber.
    Kendra wickelte sich ihr Handtuch um die Hüfte, nahm die Sonnencreme, die Seth zurückgelassen hatte, und folgte ihm.
    Als sie auf dem Dachboden ankam, hatte Seth sich Jeans und ein langärmliges Tarnhemd angezogen. Er griff nach der Müslischachtel, die ihm als Notfall-Überlebensausrüstung diente, und ging damit zur Tür.
    »Wo willst du hin?«
    »Das geht dich nichts an, es sei denn, du willst mitkommen.«
    »Woher weiß ich, ob ich mitkommen will, wenn du mir nicht sagst, wo du hingehst?«
    Seth musterte sie eindringlich. »Versprichst du mir, dass du ein Geheimnis bewahren kannst?«
    »Lass mich raten. Du willst in den Wald.«
    »Willst du mitkommen?«
    »Wir werden uns Borreliose holen«, warnte Kendra.
    »Egal. Zecken sind überall. Genauso wie Giftefeu. Wenn die Leute sich davon aufhalten lassen, würde niemand jemals irgendwohin gehen.«
    »Aber Opa Sørensen will nicht, dass wir in den Wald gehen«, protestierte sie.
    »Opa ist den ganzen Tag nicht hier. Es wird niemand etwas davon erfahren, wenn du nicht petzt.«
    »Tu das nicht. Opa war nett zu uns. Wir sollten ihm gehorchen.«
    »Du bist ungefähr so mutig wie ein Blecheimer.«
    »Was ist so mutig daran, gegen Opas Anweisungen zu verstoßen?«
    »Du kommst also nicht mit?«
    Kendra zögerte. »Nein.«
    »Wirst du mich verpetzen?«
    »Wenn sie fragen, wo du bist.«
    »Ich bleib nicht lange weg,.«
    Seth ging zur Tür, dann hörte sie ihn die Treppe hinuntertrampeln.
    Kendra ging zu dem Nachttisch, auf dem der Handspiegel lag und daneben der Ring mit den drei winzigen Schlüsseln. Sie hatte am Abend zuvor lange versucht, herauszufinden, für welche Schlösser die Schlüssel passten, war aber erst bei dem größten fündig geworden. Mit ihm ließ sich ein Schmuckkästchen auf der Ankleidekommode öffnen, das voller Theaterschmuck war – falsche Diamantketten, Perlenohrringe, Smaragdgehänge, Saphirringe und Rubinarmkettchen.
    Die Schlüssel waren wirklich winzig – der kleinste nicht größer als eine Reißzwecke. Wo gab es ein so mickriges Schlüsselloch?
    Das viktorianische Puppenhaus erregte ihre Aufmerksamkeit. In einem kleinen Haus mussten auch die Schlüssellöcher winzig sein. Sie löste die Riegel und öffnete das Puppenhaus, zwei Stockwerke und mehrere Räume voller Miniaturmöbel. Fünf Puppenmenschen lebten darin - ein Vater, eine Mutter, ein Sohn, eine Tochter und ein Baby.
    Alles war sehr fein gearbeitet. Die Betten hatten Decken, Laken, Kissen und sogar Überwürfe, und auf den Sofas lagen kleine Kissen. Die Wasserhähne an der Badewanne ließen sich wirklich drehen, und in den Schränken hingen Kleider.
    Der Schrank im Elternschlafzimmer des Puppenhauses machte Kendra stutzig. Es hatte in der Mitte ein überproportional großes Schlüsselloch. Kendra schob den kleinsten Schlüssel hinein und drehte ihn um. Die Türen des Schrankes sprangen auf.
    Sie fand ein in Goldfolie eingewickeltes Paketchen,
und als sie es öffnete, sah sie, dass es sich um eine wie eine Rosenknospe geformte Praline handelte. Hinter der Praline fand sie einen kleinen, goldenen Schlüssel. Sie hängte ihn mit an den Schlüsselring. Der goldene Schlüssel war größer als der, der den Schrank geöffnet hatte, aber kleiner als der Schlüssel, der zu dem Schmuckkästchen passte.
    Kendra nahm einen Bissen von der Schokoladenrosenknospe. Sie war weich und schmolz auf der Zunge. Es war mit Abstand die beste, sahnigste Schokolade, die sie je gegessen hatte. Mit drei weiteren Bissen verzehrte sie die Praline und
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