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Extrem

Extrem

Titel: Extrem
Autoren: Stefan Goedde
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verschiedene Arten von Strahlen ganz unterschiedliche Wirkungen haben. Neben der Zerstörung von Zellen kann das radioaktive Strontium zum Beispiel Knochenkrebs verursachen. Andere Formen der sogenannten Strahlenkrankheit, deren Symptome je nach Größe und Dauer der Strahlendosis ganz unterschiedlich ausfallen, sind verschiedene Hautkrankheiten – von der Reizung bis hin zu Geschwüren –, Haarausfall, innere Blutungen, die Schwächung des Immunsystems durch Schädigung des Blutes und eine sehr häufige Folge der Bestrahlung: Unfruchtbarkeit. Aufgrund dieser vielfältigen Wirkung verschiedenster radioaktiver Substanzen ist es äußerst schwierig vorherzusagen, wie sich eine überhöhte Strahlendosis auf einen Menschen auswirkt und wie viele Opfer die beiden Atombomben in Japan und die Reaktorunfälle wirklich verursacht haben – oder noch verursachen werden. Denn Langzeitschäden wie Krebs oder Unfruchtbarkeit, die sich sogar noch auf die Folgegeneration auswirken können, sind statistisch schwer zu erfassen.
    Gegen die Strahlung selbst bietet unsere Haut zunächst einen gewissen Schutz, den wir im gebotenen Falle durch zusätzliche Maßnahmen – Schutzkleidung zum Beispiel – noch verstärken können. Wenn, wie nach der Explosion eines Reaktors, radioaktive Substanzen in Form von kleinsten Partikeln in der Luft verteilt werden und sich überall und auf alles herabsetzen können, dann kommen wir jedoch mit der Quelle der Strahlung in Berührung. Diese Form der radioaktiven Vergiftung wird – im Gegensatz zur „Verstrahlung“ aus der Ferne – Kontamination (Verunreinigung) genannt. Kontaminiert ist alles, worauf sich radioaktive Partikel abgesetzt haben. Seien es unsere Haut, die Nasenschleimhäute, der Boden, Nahrungsmittel oder Möbel. Und natürlich greift uns die Strahlung dabei viel stärker an, als wenn sie „nur“ von Ferne wirkt. Die dritte Form der Vergiftung schließlich, wenn wir die radioaktiven Partikel einatmen oder über die Nahrung in unseren Körper aufnehmen, wird Inkorporation genannt. Radioaktive Substanzen gelangen dann direkt in unsere Blutbahn und richten hier noch viel größere Schäden an.
    Werden künstlich erzeugte radioaktive Substanzen in großen Mengen auf unkontrollierte Weise in der Umgebung verteilt – zum Beispiel durch die Explosion eines Reaktors –, so erhöht sich das Maß an Strahlung, der wir normalerweise ausgesetzt sind, auf drastische Weise. Die Angaben von Strahlungswerten, die im Falle solcher Katastrophen gemacht werden, beziehen sich auf einen Normalwert – ein durchschnittliches Maß an natürlicher Strahlenbelastung, das in Deutschland bei 2,1 Millisievert pro Jahr liegt. Abgesehen von den radioaktiven Substanzen sorgen die Nahrungsaufnahme, die Sonne und die Gestirne (kosmische Strahlung) ebenso wie manche Gesteinsarten für eine natürliche Strahlung, an die unser Körper gewöhnt ist. Tatsächlich sind Bewohner höherer Regionen anderen Strahlungswerten ausgesetzt als Menschen, die auf Meeresspiegelhöhe leben: Während dort nur eine effektive Dosis von 0,24 mSv pro Jahr errechnet wurde, steigt die Belastung in 3000 Metern durch die kosmische Komponente der Strahlenbelastung auf bis zu 1,1 mSv pro Jahr. Eine Tatsache, über die sich Skifahrer oder Wanderer in größeren Höhen meist gar nicht im Klaren sind. Allerdings ist der Einfluss bei einem Urlaub pro Jahr so gering, dass man sich auch keine Sorgen machen muss.
    Höher ist die radioaktive Belastung bei Langstreckenflügen. Auch hier gilt, je häufiger und je höher man fliegt, umso höher sind auch die Werte: Die durchschnittliche Jahresdosis für Pilotinnen und Piloten, Stewardessen und Flugbegleiter liegt bei etwa 2,26 mSv pro Jahr. Doch auch hier ist der angeordnete Grenzwert für beruflich exponierte Personen mit 20 mSv um ein Vielfaches höher.
    Die Aufnahme radioaktiver Stoffe durch die Nahrung wird zur natürlichen Strahlenbelastung gezählt und liegt bei 0,3 mSv pro Jahr. Nach der Tschernobyl-Katastrophe lagen die Werte für Milch, Gemüse, Getreide, Obst und Fleisch teilweise kurzfristig über dem Grenzwert. Noch heute gelten Pilze sowie zum Teil das Fleisch von Wildschweinen aus dem Bayerischen Wald als stärker belastet. Und nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz wird sich daran auch für die nächsten 20 Jahre nichts ändern.
    Zu guter Letzt ist das Licht der Sonne, das in einem Teil seines Spektrums ebenfalls die gefährlichen, extrem kurzen elektromagnetischen Wellen
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