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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie
Autoren: Constantin Gillies
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Moment durchatmen können, bevor ihr neues Leben beginnt. Wie sie John abgekarrt haben, mussten wir Gott sei Dank nicht mit ansehen. Ging gottlob im Chaos unter: Bullen mit Kampfhelmen und kugelsicheren Westen rannten durcheinander, irgendwo jaulte eine Sirene. Shaun steckte uns noch neben der Landebahn in eine Limousine, um uns nach Seattle zu karren. Ich hätte gerne gesagt, dass es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden könnte, doch es fiel mir noch zu schwer, ihn jetzt ins Team der Guten einzusortieren. Auf der Fahrt packte Shaun jedenfalls die ganze Geschichte aus. Sie war lang und ziemlich detailliert, aber eigentlich hätte man sie in einem Satz zusammenfassen können: Manchmal imitiert das Leben eben doch Jerry Cotton. Alles war genauso abgelaufen, wie es das Kinderhirn souffliert hatte. Tatsächlich muss das National Reconnaissance Office wohl schon vor einigen Monaten die Datacorp kontaktiert haben, weil jemandem durch Zufall aufgefallen war, dass Keyhole 11/9 nicht mehr auf Kommandos reagierte. Große Hektik hatte das in der Company nicht ausgelöst, da so was anscheinend häufiger passiert. Erst kurz zuvor hatten sich wohl die Briten gemeldet, weil sie ihren alten Prospero-Satelliten aus den Siebzigern wieder aufwecken wollten, aber alle Wissenschaftler, die gewusst hätten, wie, schon tot waren. Jedenfalls wurde die Datacorp beauftragt, die letzte Kopie der Steuerungssoftware zu beschaffen. Diese Kopie, gespeichert auf dem antiken IBM-Tape, lagerte in einer geheimen Bodenstation in der Nähe der ehemaligen Zonengrenze. Dort trieb John höchstpersönlich die Datenkassette auf - er hatte den Auftrag zur Chefsache erklärt. Dann jedoch wurde die Sache von einem Tag auf den anderen heiß: Das U.S. Strategic Command - die Jungs, die den ganzen Weltraumschrott im Auge behalten - schlug Alarm: Keyhole 11/9 war auf Kollisionskurs mit »some commercial satellite«, wie Shaun sich ausdrückte, ein Zusammenstoß war nicht mehr auszuschließen. Auf einmal ging es nicht mehr um ein läppisches Software-Update, sondern darum, einen GAU im Orbit zu verhindern. Plötzlich standen Milliarden auf dem Spiel. In diesem Moment entschied sich John, Kasse zu machen. Warum sein Flugzeug im alten Land abgestürzt ist, konnte Shaun nicht so genau erklären, aber anscheinend wollte der Pilot, ein Kollege von der Firma, nicht mitmachen und es gab Streit. Überhaupt klang es so, als wäre die Datacorp immer noch ziemlich baff darüber, wie eiskalt John die Sache durchgezogen hat und wie leicht er zum Beispiel Kollegen gefunden hat, die ihm bei der Geldübergabe helfen wollten. Durch den Alleingang steckte die Firma auf einmal in einer peinlichen Lage: Man musste einen eigenen Topmanager aus dem Verkehr ziehen. Immerhin hatte die Datacorp schnell geschnallt, dass wir nur die ahnungslosen Handlanger in dem Spiel waren.
    »Though we had some doubts after the Denver-incident ...«, schäkerte Shaun rum. Damit meinte er natürlich unsere versierte Flucht vor dem Hubschrauber, mit dem sie uns tatsächlich stoppen wollten. Überhaupt gab er sich ziemlich Mühe, gute Stimmung zu verbreiten. Potenziell unangenehme Details, zum Beispiel, ob John wirklich Sabina hat bespitzeln lassen, sparte er elegant aus. Warum, ist natürlich im Land der unbegrenzten Klagemöglichkeiten klar: Nach der Aktion könnten wir die Company wahrscheinlich bis in die Steinzeit zurückklagen. Und je mehr wir wissen, desto mehr könnten wir auch verlangen.
    »WeIl, we finally picked up the signal from your phone«, schloss Shaun seine Geschichte ab. Die Company verfolgte also das Signal meines Telefons bis kurz vorm Flughafen, dort riss der Kontakt dann mangels Netz ab. Aber zu dem Zeitpunkt hatte man die Sache ohnehin schon den »authorities« übergeben, wie er sich ausdrückte. Und die Behörden machten mit dem Verräter, der das Homeland erpressen wollte, kurzen Prozess; ein SWAT-Team schwärmte zum Flughafen aus, um John mit allen Mitteln zu stoppen. Mission erfüllt. Dass er mit ansehen musste, wie sein Chef erschossen wurde, schien Shaun nicht sonderlich an die Nieren zu gehen. Nein, alles war wieder cool, Bro! Er sah übrigens genauso scheiße aus, wie wir ihn in Erinnerung hatten: PornodarstellerPferdeschwanz, halb offenes Hawaiihemd, zu allem Überfluss reingesteckt in eine knallenge Jeans. Als Nächstes hat uns unser Liebling noch von Kopf bis Fuß mit Honig eingepinselt; er schleimte rum, wie unglaublich kompetent wir doch vorgegangen seien und
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