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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne
Autoren: Hal Clement
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tat, da die Sprechgeräte ausgefallen waren. Aber es war anzunehmen, daß er mürrisch vor sich hin knurrte, wie er es meist tat. Schwerelos hing er im weißglühenden Tunnel, hielt mit der einen Hand die Kette fest, an deren anderem Ende ein Mann befestigt war, hielt die Kamera mit der anderen Hand, um zu verhindern, daß sie im weichen Schnee ihre Position veränderte, oder ins Perihelium entschwand, versuchte, durch den dunklen Filter auf die Uhr im Tunnel zu sehen.
    Natürlich gelang es Donegan nicht, die gesamte Sonnenoberfläche bildlich festzuhalten. Dazu war seine Bewegungsfreiheit zu begrenzt. Charakteristische Merkmale verschwanden hinter dem solaren Horizont, bevor Donegan sie aufnehmen konnte. Sogar Ries wußte nicht, wie man dieses Problem ausschalten konnte, als der Physiker darüber klagte, während er seinen Schneevorrat auffüllte.
    Zu diesem Zeitpunkt schien sich die Sonne schneller in die Breite als in die Länge zu bewegen. Der Komet hatte seinen Kurs geändert und flog schneller, als die Sonne sich drehte. Der Physiker wußte, daß eine Eindreiviertelstunde nach dem Eintritt ins Perihelium die Sonne aus seinem Gesichtskreis verschwunden sein würde. Aber daran verschwendete er jetzt noch keine Gedanken. Er beobachtete und photographierte wie besessen und legte nur kurze Pausen ein, wenn Ries gnadenlos an der Kette zog, um ihn daran zu erinnern, daß der Schnee in seinem Schild schon wieder geschmolzen war.
     
    Der Eingang des Tunnels lag jetzt viel näher am Schiff als zuvor. Ries mußte mit seinen Schneetaschen immer weiter zurückweichen. Ries, Donegan und Pawlak waren die einzigen Mitglieder der Expeditionsmannschaft, die wußten, wie rasch der Schmelzvorgang ablief, da das Meßgerät bei der Explosion ausgefallen war. Sie konnten hinterher nicht sagen, ob das gut oder schlecht war. Die Männer im Innern des Schiffes verließen sich auf ihre Mathematik. Für die Physiker war das nur zu verständlich, aber Ries hätte anders gedacht, wäre er in ihrer Mitte gewesen. Aber er zwang sich, nicht daran zu denken, was mit dem Kometen passieren würde, wenn sie das Perihelium durchquert hatten. Er mußte auf zu viele andere Dinge aufpassen.
    Donegan war wütend, als er sah, wie die Sonne sich senkte, und es immer noch genug zu photographieren gab. Aber wie Ries hatte auch er keine Möglichkeit, seinem Ärger Luft zu machen.
     
    Sie waren bis zur ursprünglich dritten Biegung des Tunnels zurückgetrieben worden, und von hier ab verlief die Passage ein ziemlich langes Stück gerade. Pawlak kam an das andere Ende der geraden Strecke, mit der, wie er hoffte, letzten Schneeladung, als sich etwas langsam von der Decke des Tunnels zwischen ihn und Ries senkte. Er sprang vor, ließ die Schneetasche fallen und sah, daß es eines der Instrumente war, die sich draußen befunden hatten. Seine Silberoberfläche war verbogen. Seine Temperatur war angestiegen, und es hatte sich einen Weg in das Innere geschmolzen. Die tiefstehende Sonne schien durch das Loch, das das Gerät hinterlassen hatte. Pawlak ging um das Instrument herum und auf Ries zu, dessen Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet war, und teilte ihm mit, was geschehen war. Ries zerrte an der Kette. Der Physiker war wütend, als er bei den beiden Männern ankam. Das merkten sie, als sie ihre Helme gegen den seinen preßten.
    »Was, zum Teufel, ist denn los?« schrie er. »Sie können mir nicht einreden, daß mein Schild schon wieder leer ist. Ich bin noch keine fünf Minuten draußen, und jetzt, wo die Sonne tiefer steht, halten die Schneeladungen länger. Wir verlieren die Sonne! Ich kann nicht mit der Arbeit aufhören, nur weil jemand die Uhrzeit nicht lesen kann ...«
    Pawlak unterbrach ihn und wiederholte seinen Bericht. Dieser beeindruckte Donegan nicht.
    »Na und? Das haben wir erwartet. Alle Geräte rund um die Tunnelöffnung sind gesunken. Wir sitzen jetzt in einer tiefen Grube. Das verschlimmert die Sache noch. Wir verlieren so die Sonne noch schneller aus den Augen. So, und jetzt lassen Sie mich weiterarbeiten.«
    »Arbeiten Sie nur«, sagte Ries. »Aber die Kamera schaffen wir jetzt schleunigst in das Schiff. Schauen Sie sich die Kamera doch an! Die Oberfläche ist schon geschmolzen. Sie nimmt die Hitze rascher auf als erwartet. Wenn der Film drinnen zu heiß wird, war all Ihre Arbeit umsonst.« Ries nahm die Kamera und entfernte sich durch den Tunnel. Widerstrebend folgte ihm Donegan.
    Im Schiff verschwand Donegan mit seinem kostbaren
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