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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel
Autoren: Mischa Martini
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gerade überlegt, ob ich versuchen soll, Annika Schwimmen beizubringen«, sagte Walde, während er zu einer Seite weiterblätterte, wo vier Haie in die Linse des Fotografen blickten. Ob dieser sich in einem Sicherheitskäfig befunden hatte?, fragte sich Walde.
    »Gerade hat jemand für dich angerufen«, sagte Doris.
    »Und?« Walde nahm Mathilda von der Decke und legte sie sich an die Schulter.
    »Eine junge Frau. Caroline soundso.«
    »Ah, Caroline, was wollte sie?«
    »Den Namen hast du noch nie erwähnt.«
    »War wohl nicht so wichtig.«
    »Seit wann arbeitet sie bei euch?«
    »Gar nicht …«
    »Aha!«
    »Hallo? Höre ich da irgendeinen Unterton?«
    »Es hat kein junger Mann am Samstagabend nach mir, sondern eine junge Frau hat nach dir gefragt.«
    »Okay, was wollte sie?«
    »Sie meinte, du sollst sie bitte zurückrufen.«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    »Mir?«
    »Wem sonst, was ist denn?«
    »Das sollte ich besser dich fragen!«
    Sie waren in dieses oft praktizierte Stakkato verfallen, das sie in Bruchteilen von Sekunden ausgestoßene Unüberlegtheiten austauschen ließ. Am liebsten hätte er die Szenerie angehalten, das Band zurückgespult und den Dialog von vorne begonnen. Aber nun hingen die Worte im Raum, und er hätte sie gerne wieder heruntergepflückt.
    Er hob die Hand wie ein überforderter Verkehrspolizist, der einem Chaos auf einer Kreuzung Einhalt gebieten muss. »Entschuldige! Ich kann nichts dafür, dass sie angerufen hat … Ich schätze sie so ein, dass sie das sicher nicht getan hat, um sich mit mir heute Abend zu verabreden.« Er ging auf Doris zu. »Ich habe mich auf nichts anderes als auf einen Abend mit dir gefreut.« Er war erleichtert, als sie sich von ihm umarmen ließ.
    *
    Walde war auf dem Weg zu seinem Volvo, als nebenan auf dem Pflaster ein Wagen bremste. Die herunterfahrende Seitenscheibe ließ einen Schwall Rauch entweichen.
    »Das nenne ich Timing!«, war Meyers Stimme zu hören. Die Person neben ihm schien Gabi zu sein. Walde ging um das Auto herum. Er ließ die Tür zum Fond einen Moment offen stehen, bevor er einstieg. Drinnen hatte sich längst noch nicht aller Rauch verzogen. Das lag daran, wie er feststellen musste, dass immer noch geraucht wurde.
    »Bist du so freundlich!«, sagte er in energischem Ton.
    »Ich habe gerade ganze zwei Stunden im Theater nicht rauchen können.« Gabi warf die Kippe aus dem Fenster. »Ich frage mich, woher diese Dorfpolizistin meine Nummer hat.«
    Es stellte sich heraus, dass Caroline auch Sattler mobilisiert hatte. Meyer berichtete, dass dieser im Präsidium damit beschäftigt war, Grabbes Handy zu orten.
    »Genauer genommen das seiner Frau«, präzisierte Gabi.
    »Caroline hatte ihn zu erreichen versucht«, brachte Meyer Walde auf den neuesten Stand. »Sie war mit ihm heute Nachmittag in Kenn unterwegs. Er wollte anschließend noch allein nach Ehrang. Und nun ist er seit Stunden zu Hause überfällig. Ihr wisst, dass er wenigstens anrufen würde.«
    »Bei Walde würde ich mir nicht so viele Gedanken machen«, sagte Gabi. »Aber bei Grabbe ist das wirklich nicht normal.«
    »Wo fahren wir hin?« Walde verkniff sich einen Kommentar.
    »Zur Magdalenen-Klinik. Da wollte er laut Caroline als Nächstes hin.« Auf der Ausfallstraße Richtung Autobahn drückte Meyer das Gaspedal durch.
    Vor der Treppe zum Eingang der Klinik stand ein Streifenwagen. Als sie ausstiegen, verließ Caroline den Wagen. Sie setzte ihre Dienstmütze auf und kam mit energischen Schritten heran. Walde machte sie mit Meyer bekannt.
    »Sattler hat vorhin angerufen«, sagte sie. »Grabbe hatte laut seinem Handy heute Abend keine Aktivitäten.«
    »Kunststück, das hat er verloren«, sagte Gabi.
    »Mit seinem meinte er das seiner Frau«, behielt Caroline ihren sachlichen Ton bei.
    »Und was hat er hier in der Klinik gemacht?«, fragte Meyer.
    »Er hat mit dem Pförtner gesprochen. Und mit einer Ärztin.« Die Polizistin nahm ihre Mütze ab und klemmte sie sich in die Armbeuge. »Die Ärztin ist unerreichbar im OP bei einer Oberschenkelhalsfraktur. Das kann noch Stunden dauern. Der Pförtner sagt, er habe nach der August-Antz-Straße gefragt.«
    »Da wohnt Konrad Holbach«, bemerkte Gabi. »Nichts wie hin! Kennst du dich hier aus?«
    »Wir müssen zu einem Einsatz«, antwortete Caroline, »aber es ist nur ein kleiner Umweg.«
    Während er dem Streifenwagen hinterherfuhr, sagte Meyer: »Ganz schön tüchtig, das Schneckchen.«
    »Was ist denn das für eine Ausdrucksweise?«,
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