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Evil

Evil

Titel: Evil
Autoren: Jack Ketchum
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Bleistiftzeichnungen, die ich in der ersten Klasse gemacht hatte. Ich stieß auf vergilbte Zeitungsartikel über die Eröffnung des Eagles Nest und diesen oder jenen Preis, den mein Vater von den Kiwaniern, vom Veteranenverein oder vom Rotary Club bekommen hatte.
    Und ich fand Ausschnitte über den Tod von Megan Loughlin und von Ruth Chandler.
    Todesanzeigen aus der Stadtzeitung.
    Die von Meg war kurz, fast erschütternd kurz, als könnte ihr kurzes Leben kaum als richtiges Leben gelten.
     
    LOUGHLIN, Megan, 14, Tochter von Daniel Loughlin und Joanne Haley Loughlin, beide verstorben. Schwester von Susan Loughlin. Der Trauergottesdienst findet statt am Samstag um 13.30 Uhr im Fisher Funeral Home, 110 Oakdale Avenue, Farmdale, New Jersey.
     
    Die von Ruth war etwas länger.
     
    CHANDLER, Ruth, 37, Gattin von William James Chandler, Tochter von Andrew Perkins und Barbara Bryan Perkins, beide verstorben. Sie hinterlässt ihren Gatten und ihre Söhne William junior, Donald und Ralph. Der Trauergottesdienst findet statt am Samstag um 14.00 Uhr im Hopkins Funeral Home, 15 Valley Road, Farmdale, New Jersey.
     
    Sie war länger, aber genauso nichtssagend.
    Ich schaute mir die Ausschnitte an und merkte, dass ihre Trauergottesdienste zeitlich nur eine halbe Stunde und räumlich nur sechs oder sieben Straßenzüge auseinander gelegen hatten. Ich war bei keinem von beiden gewesen. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand hingegangen war.
    Ich starrte durch das Wohnzimmerfenster hinüber zu dem Haus auf der anderen Seite der Auffahrt. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass dort jetzt ein junges Paar lebte. Nette Leute, wie sie fand. Sie waren noch kinderlos, hofften aber bald auf Nachwuchs. Sobald sie es sich leisten konnten, wollten sie eine Terrasse bauen.
    Der nächste Ausschnitt war ein Foto. Das Bild eines jungen, gut aussehenden Mannes mit kurzem braunen Haar und einem breiten, dämlichen Lächeln.
    Er kam mir bekannt vor.
    Ich klappte den Ausschnitt auf.
    Es war ein Artikel vom 5. Januar 1978 aus dem Newark Star-Ledger. Unter der Überschrift »Mordanklage gegen Mann aus Manasquan« wurde berichtet, dass der Mann auf dem Bild und ein nicht namentlich genannter Jugendlicher am 25. Dezember im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod der zwei Teenager Patricia Highsmith (17) aus Manasquan und Debra Cohen (17) aus Asbury Park verhaftet worden waren.
    Beide Opfer wiesen Spuren von sexuellem Missbrauch und mehrere Messerstiche auf, doch die Todesursache war Verbrennen. Sie waren mit Benzin übergossen und auf einem verlassenen Feld in Brand gesteckt worden.
    Der Mann auf dem Foto war Woofer.
    Davon hatte mir meine Mutter nie erzählt. Ich schaute mir das Foto an und glaubte zumindest einen guten Grund dafür zu erkennen: Möglicherweise hätte ich in der Zeitung nachgeschlagen und das Bild gesehen.
    Mit seinen knapp dreißig Jahren hatte Woofer eine geradezu erschreckende Ähnlichkeit mit Ruth.
    Wie alle anderen Zeitungsausschnitte war auch dieser in einen Schuhkarton gestopft und auf der Speichertreppe abgestellt worden. Die Ränder waren bräunlich und ausgefranst. Doch ich bemerkte etwas an der Seite. Ich drehte den Ausschnitt und erkannte die Handschrift meiner Mutter. Sie hatte einen Bleistift benutzt, die Worte waren verblasst, aber immer noch leserlich.
    Direkt neben die Überschrift hatte sie an der Seite des Bildes entlang mit feiner Ironie eine Frage geschrieben: Was wohl aus Donny und Willie geworden ist?
     
    Und heute, am Vorabend meiner noch ungewissen dritten Ehe mit einer Frau, die genauso alt wäre wie Meg, wenn sie überlebt hätte, verfolgt von Alpträumen, die sich alle darum drehen, dass ich wieder versage, dass ich jemanden im Stich lasse und ihn leichtsinnig den Gefahren der Welt ausliefere – und nachdem ich die Namen, die sie auf den Rand des Ausschnitts gekritzelt hat, mit denen von Denise und Eddie Crocker und mit meinem eigenen ergänzt habe –, stehe auch ich vor dieser Frage.
     

 
    DANK
     
    an Dave, der ein hohes Risiko eingegangen ist und viel Zeit, Kraft und harte Münze aufgewendet hat, um die Sache diesmal richtig hinzukriegen, an Chris, der praktisch mit vorgehaltener Waffe gezwungen wurde, das Ding zu lesen, und an alle anderen Beteiligten, die so gründlich darüber nachgedacht haben, was das Buch erreichen will, und sich dann die Mühe gemacht haben, so glänzend darüber zu schreiben. Eine bessere Gesellschaft kann sich ein Autor nicht wünschen, Leute, und dafür
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