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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie
Autoren: Marcus Schneider
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Norden kommt.”
    “Oder weil sie viel weniger Land haben als wir? Vielleicht hat sie dich nicht gegrüßt, weil sie sich nicht getraut hat, weil sie Angst vor dir hat?” Eva Lotta fragte sich, ob es klug wäre jetzt zu erzählen, was sie im Wald beobachtet hatte. Frau Forkner war heute Nachmittag sicherlich sehr besorgt um ihren Mann gewesen. Und das zu Recht, wie Eva Lotta wusste: Aber zum einen durfte sie bei Tisch nicht sprechen und zum anderen durfte niemand erfahren, dass sie im Wald gewesen war.
    “Sie mag mich einfach nicht. Sie ist nie so nett zu mir wie zu den anderen.” Eva Lotta spürte Ungerechtigkeit und konnte sich nicht beherrschen.
    “Vielleicht war sie in Sorge. Die Ernte war schlecht, sie haben wenig Land und müssen eine große Familie durch den Winter bringen.”
    “Ja wirst du wohl den Mund halten? Wer hat denn dich gefragt, vorlautes Gör?” Der Vater war aufgestanden und schlug mit der Faust auf den Tisch. Alle zuckten erschreckt zusammen. Eva Lotta wurde siedend heiß klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie senkte die Augen und widmete sich ihrer kleinen Nachtischschale. Ihre Schwester versuchte das ebenfalls. Leider war sie nicht nur sehr stämmig sondern auch sehr ungeschickt. Beim Versuch, den Löffel zu ihrer Schale zu führen rammte sie Eva Lottas Schälchen, das daraufhin auf Eva Lottas Kleid fiel und es ganz und gar mit dem weißen Milchbrei zuschmierte. Eva Lotta hatte nur zwei Kleider. Ein einfaches, graues Leinengewand, das sie tagsüber zur Arbeit trug und ihr gutes Flachsgewand, das blau gefärbt war und das den Abendessen mit der Familie vorbehalten war. Dieses Kleid war nun ruiniert und sie wusste, sie würde kein Neues bekommen. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Auch das machte den Vater wütend.
    “Du ungeschicktes Blag”, schrie er sie an. Wie konntest du nur dein einziges Kleid ruinieren. Geh mach es sofort sauber. Und deinen Nachtisch gib sofort deiner Schwester.”
    Eva Lotta verstand die Welt nicht mehr. Er musste doch gesehen haben, dass seine ungeschickte Tochter die Schüssel umgestoßen hatte. Doch so oder so, er fuhr fort sie anzuschreien.
    “Wir geben dir ein Dach über dem Kopf, wir füttern dich und so vergilst du uns das. Dass du dich nicht schämst.” In Eva Lotta stieg die Wut empor. Sie führte ein entbehrungsreiches Leben. Schön. Sie musste hart arbeiten. Gut. Aber dieser ungerechtfertigte Vorwurf tat ihr mehr weh als alle andere Pein zusammen. In diesem Moment hasste sie den Mann und sie wünschte sich eine Strafe für ihn. Wegen der Ungerechtigkeit, die er ihr zufügte. Sie wünschte sich, dass seine Nase die Form einer Gurke annehme. Sie wünschte es sich so sehr wie noch nichts zuvor in ihrem Leben, so wütend war sie jetzt. Sie sah vor ihrem inneren Auge, wie seine Nase wuchs, ganz grün wurde, anschwoll, bis sie die Form einer Gurke hatte. Jetzt fühlte sie sich besser. Doch was war das? Der Vater stand noch immer am Tisch und schrie. Seine Tiraden hatten noch nicht aufgehört. Doch Eva Lotta konnte seine Worte nicht mehr hören, sie starrte auf seine Nase. Wie sie es sich vorgestellt hatte, wuchs sie und wuchs sie, bis sich eine ausgewachsene Gemüsegurke dort befand, wo noch vor wenigen Sekunden eine normale Menschennase gewesen war. Die anderen drei starrten ihn ebenfalls sprachlos und entsetzt an. Die Mutter begann zu schreien: “Der Teufel, der Teufel. Er ist unter uns. Mann, du bist verzaubert.”
    Der Vater spürte, dass seine Nase sehr schwer wurde, nach und nach wuchs sie in sein Sichtfeld und er sah selbst, dass eine gewaltige Gurke aus seinem Gesicht ragte. Seine Hysterie steigerte sich noch.
    “Das warst du, Eva Lotta. Gib es zu. Ich wusste du bist ein Satansbraten. GIB MIR SOFORT MEINE NASE ZURÜCK!” Er kam nun um den Tisch gerannt auf sie zu. Eva Lotta erhob sich schnell, so dass ihr Hocker umfiel und lief in die andere Richtung ehe sie wusste, wie ihr geschah.
    “Sie ist eine Hexe, sie kann zaubern, sie ist eine Hexe”, schrie seine Frau.” Die Kinder waren völlig verängstigt und klammerten sich aneinander. Sie fürchteten, dass Eva Lotta ihnen nun auch Gurkennasen hexen würde.
    Der Vater versuchte sie weiterhin zu fangen, doch das ungewohnte Gewicht in seinem Gesicht und die eingeschränkte Sicht machten es ihm nicht leicht. Eva Lotta aber hatte Todesangst. Das letzte Mal als sie Menschen “Hexe, Hexe” rufen hörte, war, als der Scharfrichter die alte Müllerin zum Scheiterhaufen geführt hatte. Golly
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