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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
Autoren: Alyson Noël
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Tragweite dieser Angelegenheit klarzumachen. »Und das schließt Miles mit ein. Du darfst es ihm unter gar keinen Umständen sagen.«
    Sie verdreht die Augen und fummelt an ihrem Ring herum, dreht ihn um den Mittelfinger und ist eindeutig versucht, mir genau diesen Finger zu zeigen. »Schön. Niemandem erzählen. Hab’s kapiert«, grummelt sie. »Weiter.«
    »Du kannst weiter ganz normal essen.« Ich fahre über die Kreuzung und werde allmählich schneller. »Aber das wirst du nicht immer wollen, das Elixier macht einen nämlich ziemlich satt und liefert sämtliche Nährstoffe, die man braucht. Aber trotzdem ist es wichtig, den Schein zu wahren, zumindest in der Öffentlichkeit, also musst du wenigstens so tun, als ob du isst.«
    »Ach, so wie du etwa?« Mit hochgezogenen Brauen und spöttisch verzogenen Lippen sieht sie mich an. »Du weißt schon, so wie du beim Lunch immer dein Sandwich in Fetzen reißt und deine Kartoffelchips zerbröselst und glaubst, keiner kriegt das mit? War’s das, was du die ganze Zeit gemacht hast? Den Schein wahren? Denn Miles und ich haben gedacht, du hast’ne Essstörung.«
    Ich atme tief durch und konzentriere mich aufs Fahren; ich weigere mich, mich von ihr reizen zu lassen. Wie das Karma, von dem Damen andauernd redet - er behauptet, jede unserer Handlungen löst wiederum eine Reaktion aus -, ist das hier das, was mein Handeln mir eingebracht hat. Und außerdem, selbst wenn ich noch einmal zurückkönnte und es noch mal versuchen dürfte, würde ich nichts anders machen. Ich würde wieder genau dieselbe Entscheidung treffen. Denn ganz egal, wie unangenehm dieser Moment
sein mag, es ist trotzdem immer noch besser, als zu ihrer Beerdigung zu gehen.
    »O Mann!« Sie schaut mich mit offenem Mund an und reißt die Augen weit auf. Ihre Stimme ist ganz hoch, als sie hervorstößt: »Ich glaube … Ich glaube, das hab ich gehört!«
    Mein Blick begegnet dem ihren, und obwohl das Dach offen ist, obwohl die heiße Sonne Kaliforniens geradewegs auf uns niederbrennt, überzieht augenblicklich ein Frösteln meine Haut.
    Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.
    »Deine Gedanken! Du hast was gedacht, von wegen, du bist froh, nicht auf meine Beerdigung gehen zu müssen, stimmt’s? Ich meine, ich habe deine Worte in meinem Kopf richtig gehört. Das ist ja so was von cool.«
    Sofort fahre ich meinen Schutzschild hoch, blockiere jeglichen Zugang zu meinen Gedanken, meiner Energie, zu allem und jedem. Es erschreckt mich mächtig, dass sie dazu in der Lage ist, während ich ihre Gedanken nicht lesen kann und noch gar keine Möglichkeit hatte, ihr zu zeigen, wie man sich abschirmt.
    »Dann habt ihr also doch nicht bloß rumgeblödelt, oder? Mit dieser ganzen Telepathienummer. Du und Damen, ihr lest wirklich gegenseitig eure Gedanken.«
    Langsam und widerstrebend nicke ich, während sie mich mit Augen betrachtet, die heller strahlen als jemals zuvor. Was früher ein ganz gewöhnliches Alltagsbraun war, oft hinter knallfarbigen Kontaktlinsen verborgen, ist jetzt ein leuchtender Wirbel aus Gold, Topaz und Bronze - eine weitere Nebenwirkung der Unsterblichkeit.
    »Ich wusste ja, dass ihr beide irgendwie komisch seid, aber das ist ja nun total abgefahren. Und jetzt kann ich das auch! Mann, ich wünschte, Miles wäre hier!«

    Kopfschüttelnd schließe ich kurz die Augen, ringe um Geduld und frage mich, wie oft ich es wohl noch wiederholen muss, während ich wegen eines Fußgängers bremse und sage: »Aber du kannst es Miles nicht erzählen, schon vergessen? Das hatten wir doch schon.«
    Sie zuckt die Achseln; meine Worte prallen an ihr ab, während sie eine glänzende braune Haarsträhne um den Finger wickelt und lächelt, als ein schwarzer Bentley neben uns hält, mit irgendeinem Typen aus unserer Schule am Steuer.
    »Okay. Okay. Im Ernst, ich sag’s ihm nicht. Jetzt reg dich schon ab, ja?« Sie peilt unseren Mitschüler an, lächelt und flirtet und winkt, geht sogar so weit, ein paar Kusshändchen zu werfen, und lacht dann, als er zweimal hinschauen muss. »Das Geheimnis ist bei mir sicher. Ich bin’s einfach nur gewöhnt, es ihm zu erzählen, wenn was Tolles passiert, das ist alles. Reine Gewohnheit. Da komm ich schon drüber weg, ganz bestimmt. Aber trotzdem, du musst zugeben, das ist doch voll cool, nicht wahr? Ich meine, wie hast du denn reagiert, als du’s erfahren hast? Warst du nicht total hin und weg?« Lächelnd schaut sie mich an.
    Ich lege die Stirn in Falten und trete fester aufs Gas, als
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