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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
Autoren: Alyson Noël
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gemacht? So … ganz echt?«
    Ich nicke, und mein Magen ist ein einziges Nervenknäuel, als ich mich aufrichte und die Schultern straffe, mich für den Schlag wappne, der ganz sicher gleich kommen wird.
Mir ist klar, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als hinzunehmen, was immer sie austeilt, sei es nun verbal oder handgreiflich. Ich habe nichts Geringeres verdient, dafür, dass ich ihr Leben, so wie sie es gekannt hat, in Trümmer gelegt habe.
    »Ich bin einfach …« Sie holt tief Luft. Ihre Aura ist unsichtbar und gibt keinerlei Hinweis auf ihre Stimmung, jetzt, da sie so ist wie ich. »Also … ich stehe total unter Schock. Ich meine, ganz im Ernst. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Ich presse die Lippen zusammen, lasse die Hände in den Schoß sinken und fingere an dem kristallbesetzten Armband herum, das ich immer trage. Dann räuspere ich mich und sage: »Haven, hör zu, es tut mir so was von leid. So … dermaßen … unheimlich … leid. Du hast ja keine Ahnung. Ich habe einfach …« Ich schüttele den Kopf und weiß, dass ich langsam auf den Punkt kommen sollte, aber ich habe das Gefühl, ich muss meine Sicht der Dinge erklären …, die unmögliche Entscheidung, die zu treffen ich gezwungen war …, wie es sich angefühlt hat, sie so hilflos zu sehen, so bleich, an der Schwelle des Todes, jeder flache Atemzug hätte durchaus ihr letzter sein können …
    Doch ehe ich auch nur anfangen kann, beugt sie sich zu mir vor, die weit aufgerissenen Augen fest auf meine gerichtet. »Spinnst du? Du entschuldigst dich echt, wenn ich hier sitze und mich so dermaßen freue, so was von total von der Rolle bin, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ich dir jemals dafür danken soll!«
    Hä?
    »Ich meine, das ist doch so was von voll cool!« Sie grinst und hüpft auf ihrem Stuhl, während ihr Gesicht aufleuchtet wie eine Tausend-Watt-Birne. »Das ist echt das Allerallercoolste,
was mir je passiert ist - und das verdanke ich ganz allein dir!«
    Ich schlucke, schaue mich wieder nervös um und weiß nicht genau, wie ich reagieren soll. Das ist nicht das, was ich erwartet hatte. Nicht das, worauf ich mich gefasst gemacht hatte. Allerdings ist es so ziemlich genau das, wovor Damen mich gewarnt hat.
    Damen … Mein bester Freund, mein Seelengefährte, meine große Liebe. Mein unglaublich attraktiver, hinreißender, kluger, talentierter, geduldiger und verständnisvoller Freund, der wusste, dass das passieren würde und mich aus genau diesem Grund gebeten hat, mitkommen zu dürfen. Aber ich war zu stur. Habe darauf bestanden, es allein zu machen. Ich bin diejenige, die sie verwandelt hat - ich bin diejenige, die ihr das Elixier eingeflößt hat -, also bin ich auch diejenige, die es ihr erklären sollte. Nur läuft das Ganze überhaupt nicht so ab, wie ich gedacht habe. Nicht einmal ansatzweise.
    »Ich meine, das ist doch so ähnlich wie ein Vampir zu sein, nicht wahr? Bloß ohne die Blutsaugerei?« Ihre funkelnden Augen suchen eifrig meinen Blick.
    Ich stöhne auf und weiß genau, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als diesen Zug wieder auf die Schiene zu setzen, ehe er komplett entgleist.
    Gerade will ich zu einer Erwiderung ansetzen, als sie hinzufügt: »Oh, und auch ohne das mit den Särgen und keine Sonne und so!« Ihre Stimme wird vor Begeisterung lauter. »Das ist ja so was von irre - als ob ein Traum wahr wird! Alles, was ich immer gewollt habe, ist endlich passiert! Ich bin ein Vampir! Ein wunderschöner Vampir, aber ohne all die ekligen Nebeneffekte!«
    »Du bist kein Vampir«, entgegne ich. Meine Stimme ist
dumpf und teilnahmslos, und ich frage mich, wie das Ganze sich so entwickeln konnte. »So was gibt es nicht.«
    Nein, keine Vampire, keine Werwölfe, keine Elben, keine Feen - nur Unsterbliche, die sich dank Roman und meiner Wenigkeit zügig vermehren …
    »Kann ich trotzdem Törtchen essen?« Sie zeigt auf das Erdbeerteilchen, das geradezu danach schreit, gegessen zu werden. »Oder gibt’s da irgendwas anderes, was ich …« Ihre Augen werden riesengroß, und sie lässt mir keine Zeit, zu antworten, ehe sie mit der flachen Hand auf den Tisch haut und kreischt: »O Mann - es ist dieser Saft, nicht wahr? Dieses rote Zeug, das ihr andauernd trinkt, Damen und du! Das ist es, wie? Also, worauf wartest du? Gib das Zeug schon her, machen wir’s amtlich. Ich kann’s gar nicht erwarten loszulegen!«
    »Ich habe keins dabei«, wehre ich ab und sehe, wie ihre Miene sich enttäuscht verdüstert,
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