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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer
Autoren: Alyson Noël
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plüschige Samtsofa fallen lasse und meine Flipflops abstreife. Sorgfältig meide ich seinen Blick, als er neben mir in den Polstern landet, dabei bin ich normalerweise nur allzu gern bereit, ihn den Rest der Ewigkeit lang einfach nur anzustarren - seine hohen, fein gemeißelten Wangenknochen, die einladend vollen Lippen, die Neigung seiner Stirn, sein dunkles, welliges Haar und die dichten Wimpern. Aber heute nicht.
    Heute ziehe ich es vor, überall hinzuschauen, nur nicht in sein Gesicht.
    »Also, hast du es ihr gesagt?« Seine Finger ziehen die Kontur meiner Wange nach, den Bogen meines Ohres, und seine Berührung erfüllt mich mit Kribbeln und Hitze, trotz des stets gegenwärtigen Energieschleiers, der zwischen uns schwebt. »Hat das Törtchen als Ablenkung funktioniert, so, wie du gehofft hast?« Seine Lippen knabbern an meinem Ohrläppchen, bevor sie an meinem Hals abwärtswandern.
    Ich lehne mich zurück und schließe in einem vorgetäuschten Erschöpfungsanfall die Augen. Doch die Wahrheit ist, ich will nicht, dass er mich sieht, dass er mich zu genau betrachtet. Will nicht, dass er meine Gedanken
erspürt, meine Essenz, meine Energie - diesen seltsamen, fremdartigen Puls, der sich seit ein paar Tagen in mir regt.
    »Von wegen.« Ich seufze. »Sie hat es kaum beachtet. Sie ist jetzt wohl wie wir - in mehr als einer Hinsicht.« Ich fühle die Last seines Blickes, als er mich eingehend mustert.
    »Geht es ein bisschen ausführlicher?«
    Ich lasse mich noch tiefer ins Sofa rutschen und hake ein Bein über seine; mein Atem wird allmählicher langsamer, während ich in der Wärme seiner Energie zur Ruhe komme. »Sie ist einfach schon so weit. Ich meine, sie sieht schon total so aus. So gruselig makellos und unsterblich. Sie hat sogar meine Gedanken gehört, bis ich sie abgeblockt habe.« Mit gefurchter Stirn schüttele ich den Kopf.
    »Gruselig? Siehst du das so, siehst du uns so?« Meine Worte gehen ihm eindeutig nahe.
    »Na ja, nicht wirklich … gruselig.« Ich stocke und frage mich, warum ich es so ausgedrückt habe. »Mehr … nicht normal. Ich meine, ich bezweifle, dass selbst Supermodels die ganze Zeit dermaßen perfekt aussehen. Gar nicht zu reden davon, was machen wir, wenn sie praktisch über Nacht zehn Zentimeter wächst so wie ich? Wie sollen wir das erklären?«
    »Genau wie bei dir«, erwidert er mit schmalen Augen. Er ist wachsam, interessiert sich mehr für die Worte, die ich nicht laut ausspreche, als für die, die ich äußere. »Wir sagen, es ist ein Wachstumsschub. So was ist unter Sterblichen gar nicht so selten, weißt du?« Seine Stimme hebt sich in einem schwachen Versuch, locker zu klingen, der aber nicht recht klappt.
    Ich wende den Blick ab und betrachte die Bücherregale voller in Leder gebundener Erstausgaben, die abstrakten Ölgemälde, die meisten davon unbezahlbare Originale. Mir
ist klar, dass er mich durchschaut, aber ich hoffe, er merkt nicht, wie weit das Ganze geht.
    »Und, ist sie dir böse, so wie du befürchtet hast?«, erkundigt er sich. Seine Stimme ist tief und fest und bohrt ein ganz kleines bisschen.
    Ich sehe ihn an, dieses wunderbare, wunderschöne Geschöpf, das mich die letzten vierhundert Jahre lang geliebt hat und mich weiter liebt, ganz egal, wie viele Patzer ich mache oder wie viele Leben ich durcheinanderbringe. Dann schließe ich mit einem Seufzer die Augen und manifestiere eine rote Tulpe, die ich ihm prompt in die Hand drücke. Nicht nur als das Symbol für unsere niemals endende Liebe, sondern auch als Einsatz bei der Wette, die wir abgeschlossen haben.
    »Du hattest Recht. Du hast gewonnen.« Ich schüttele den Kopf und denke daran, dass sie genau so reagiert hat, wie er es vorhergesagt hat. »Sie ist total hin und weg. Kann mir gar nicht genug danken. Kommt sich vor wie ein Rockstar. Nein, korrigiere - besser als ein Rockstar. Sie kommt sich vor wie ein Vampir- Rockstar. Aber, du weißt schon, einer von der ganz neuen, verbesserten Sorte - ohne das ganze eklige Bluttrinken und das Schlafen im Sarg.« Unwillkürlich muss ich lächeln.
    »Eine der mythischen Untoten?« Damen windet sich; diese Analogie behagt ihm ganz und gar nicht. »Ich weiß nicht recht, wie ich das finde.«
    »Ach, das ist bestimmt nur eine Nebenwirkung dieser Gothicphase, die sie gerade hinter sich hat. Irgendwann wird der Freudentaumel schon nachlassen. Du weißt schon, wenn man es richtig kapiert.«
    »Ist das für dich auch so?«, will er wissen und legt mir den Finger unters Kinn,
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