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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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des Mannes schwebte. Die Lichtscheibe flackerte kurz auf und verschwand dann. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und atmete schwer aus.
    Wenn die Sensoren, die überall in der Kapsel angebracht waren, einen Schaden entdeckten, scannten sie umgehend das Gehirn des Insassen bis in die Tiefe – dabei wurde es zerstört – und sendeten den Inhalt an eine Kloneinrichtung. Dort speiste man ihn in den sauberen, leeren Geist eines erwachsenen Körpers ein, der für genau diesen Zweck in einem scheintoten Zustand
aufbewahrt worden war. Kurz darauf kam der Körper zu Bewusstsein, zitterte, bebte und erbrach Ektoplasma auf den Boden der Klonkammer. Es war ein unangenehmer Prozess, und diejenigen, die ihn immer wieder durchliefen, litten an unangenehmen Nebenwirkungen. Dennoch war das besser als die Alternative. Außerdem hatte es die Kapselpiloten zu einer ungeheuer mächtigen Fraktion gemacht.
    Ralea war Missionsagentin. Sie vertrat die Interessen ihrer Gesellschaft und war dafür verantwortlich, Verträge mit den Kapselpiloten auszuhandeln, die diesen Interessen dienlich waren. Manchmal beauftragte sie die Piloten, etwas von einem Ort zum anderen zu bringen. Manchmal forderte sie, dass sie gewisse notwendige Dinge herbeischafften. Das konnte alles sein, von Erzen bis zu Waffen. Und manchmal befahl sie ihnen zu töten.
    Die vier Imperien – die Gallente-Föderation, das Imperium der Amarr, der Caldari-Staat und die Republik Minmatar – waren die mächtigsten und einflussreichsten Rechtspersönlichkeiten des Systems. An der Spitze jedes Imperiums stand die Welt der interstellaren Konzerne – einer Gruppe von Organisationen, die sich intensiv mit Politik und Handel beschäftigten. Ihr Einfluss reichte vom Betreiben planetarer Geschäfte bis hin zur Beeinflussung der Kapselpiloten. Oftmals handelten sie sogar im Namen der jeweiligen Imperien. Theoretisch waren die Kapselpiloten an Fraktionen gebunden, tatsächlich bildeten sie aber eine eigene Fraktion. Die Macht dieser Fraktion hatte maßgeblichen Einfluss auf die Politik in diesem System. Es war für jede Gesellschaft von größter Bedeutung, ihre Macht zu lenken. Die Missionsagenten, die dies im Namen ihrer Gesellschaften taten, wurden äußerst sorgfältig ausgewählt. Missionsagent zu sein war einer der ranghöchsten und stressigsten Posten überhaupt. Deshalb waren die Agenten gewissermaßen unantastbar.

    Ralea schaltete den Datenprojektor auf ihrem Tisch aus und sah sich in dem weitläufigen Raum um. Sie ließ den riesigen, in die Wand eingelassenen Bildschirm, der verschiedene Bilder von Farmen zeigte, ebenso auf sich wirken wie die Holzregale, die entlang der anderen Wand standen und mit ledergebundenen Büchern gefüllt waren. Auf Raumstationen kostete das ein Vermögen. Außerdem war da noch der schwere Holzschreibtisch aus lackierter Eiche, in den man diverse hochtechnische Ausrüstungsteile eingebaut hatte. Das schloss den unauffälligen Datenprojektor ein. Das Büro strahlte Ruhe aus.
    Sie beugte sich vor, zog einen Mülleimer heran und übergab sich so heftig hinein, dass sie glaubte, ihr Bauch würde zerreißen.
    Nur langsam kam sie wieder zu Atem. Nach einigen kurzen, rasselnden Atemzügen spuckte sie so viel es ging aus, schloss die Augen und lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück. Ohne die Augen zu öffnen, steckte sie die Hand in eine Schreibtischschublade, zog eine kleine Putzbombe heraus und warf sie in den Mülleimer. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, gefolgt von dem Zischen sich auflösender Materie und einem einsamen, metallischen Klappern. Der saure Gestank von Erbrochenem und Galle wurde ersetzt durch ein feines Frühlingsaroma.
    Langsam atmete Ralea ein und wartete darauf, dass sich ihr Magen beruhigte. Die Endorphine, die nach dem Erbrechen ausgeschüttet wurden, würden sie zunächst einmal aufrecht halten – bis zum nächsten Krampfanfall mit trockenem Erbrechen.
    Sie beäugte eine andere Schublade ihres Schreibtisches. Es war eine einfache, herausziehbare Schublade, die keinen Sicherheitsmechanismus und kein Identifizierungsschloss aufwies. Nichts wies darauf hin, dass sie etwas Wertvolles enthielt.
    Ein winziger Krampf zog ihren Magen erneut zusammen. Sie schluckte ein wenig Luft hinunter und zog die Schublade auf.
Mit einer Hand berührte sie ein Tuch und ein kleines Fläschchen, als plötzlich ein tiefer Klingelton zu hören war und der Datenprojektor sich wieder einschaltete.
    Zu sehen war ein großer Mann mit strähnigem grauen
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