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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt
Autoren: Anna Carey
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viel Zeit.«

ZWEI
    Harriet bog um die Kurve. »Deswegen haben wir einen Plan«, sagte Quinn und fuhr neben mir, damit ich sie hören konnte. Sie warf mir einen Seitenblick zu, ein paar zerzauste schwarze Locken hingen ihr in die Augen. »Dir wird nichts passieren.«
    »Das Gefühl habe ich nicht«, sagte ich und drehte mich weg, damit sie mein Gesicht nicht sehen konnte. Mir schnürte es die Brust zu, jeder Atemzug schmerzte. Man hatte mich aufgespürt. Der König war nah und kam immer näher.
    Quinn ging scharf in die Kurve. Der bröckelnde Rand der über fünfzehn Meter hohen Klippe war nur ein oder zwei Meter entfernt. Als wir die Straße zur Brücke hinauffuhren, umklammerte ich den nun schweißfeuchten Lenker. Es gab Gerüchte, dass das Regime über die Frauenkommune in den Hügeln von Sausalito Bescheid wusste. Sie hielten sie allerdings für eine kleine Gruppe weiblicher Streuner, nicht für den geheimen Zufluchtsort des Pfads. Das letzte Mal hatten sie die Siedlung vor ungefähr fünf Jahren durchsucht, die Frauen hatten sich damals in den Hügeln verteilt und über Nacht versteckt. Die Soldaten waren an den Häusern und Wohnungen vorübergegangen, ohne die von dichten Efeudecken getarnten Unterschlüpfe zu bemerken.
    Vor uns wurde die Brücke sichtbar. Die hoch aufragende rote Konstruktion war Schauplatz eines großen Feuers gewesen. Auf ihr türmten sich ausgebrannte Autos, Schutt von herabgestürzten Trägern und Kabeln und die Skelette derjenigen, die bei der Flucht aus der Stadt dort stecken geblieben waren. Ich klammerte mich an Quinns Worte: Deswegen haben wir einen Plan. Falls Soldaten gesichtet wurden, würden Quinn und ich Sausalito verlassen und erst anhalten, wenn wir im tiefen Labyrinth der Muir Woods waren, jenem Schutzgebiet mit jahrhundertealten Mammutbäumen, in dem die Frauen vor Jahren einen Untergrundbunker gebaut hatten. Ich würde dort bleiben und mich von den eingelagerten Vorräten ernähren, während die Soldaten Califia durchsuchten. Die anderen Frauen würden gen Westen gehen, nach Stinson Beach, wo sie die Razzia in einem verlassenen Motel abwarten würden. Sie waren schon gefährdet genug, wenn die Siedlung entdeckt wurde … aber noch viel mehr, wenn die Soldaten herausfanden, dass sie mich vor dem König versteckt hatten.
    »Auf der anderen Seite bewegt sich etwas«, rief Isis vom Eingang nach Califia, der hinter dichtem Gestrüpp versteckt lag. Sie beugte sich über den Felsvorsprung, ihr schwarzes Haar war mit einem Halstuch zusammengebunden, in der Hand hielt sie ein Fernglas. Wir ließen die Fahrräder auf den Boden fallen und stellten uns neben sie. Maeve thronte auf der Falltür hinter dem Vorsprung und verteilte zusätzliche Gewehre und Munition.
    Sie drückte Harriet ein Gewehr in die Hand, dann reichte sie Quinn eines. »Stellt euch an der Wand auf.« Die Frauen folgten ihrem Befehl. Sie war eine der jüngsten Gründermütter und verkündete am lautesten, was von jedem in der Siedlung erwartet wurde. Groß, mit sehnigen Muskeln und blonden Zöpfen, sah Maeve noch genauso aus wie an dem Tag, als ich sie am Eingang nach Califia zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war es gewesen, die Caleb weggeschickt hatte. Ich hatte das Zimmer in ihrem Haus angenommen, die Nahrung und die Kleider, die sie mir gegeben hatte, die Arbeit im Buchladen, weil ich wusste, dass es ihre Art war, das Unaussprechliche zu sagen: Es tut mir leid, aber ich musste es tun.
    Ich nahm ein Gewehr und stellte mich zu den anderen Frauen, die Waffe lag kalt und schwer in meinen Händen. Ich erinnerte mich an das, was Caleb gesagt hatte, damals, als ich in seinem Camp lebte: Einen Soldaten des Neuen Amerika zu töten, ist ein Vergehen, das mit dem Tode bestraft wird. Ich dachte an die beiden Soldaten, die ich in Notwehr erschossen hatte. Wir hatten ihre Leichen neben dem Regierungsjeep auf der Straße liegen lassen. Den dritten Soldaten hatte ich mit der Waffe gezwungen, uns Richtung Califia zu fahren, seine Hände hatten zitternd das Lenkrad umklammert. Caleb lag zusammengesackt und blutend auf dem Rücksitz. Der Soldat war jünger gewesen als ich – kurz vor San Francisco ließ ich ihn laufen. »Maeve, brauchen wir die Gewehre wirklich? Wir sollten sie nicht einsetzen …«
    »Wenn sie die Flüchtigen finden, werden sie sie alle zurück in ihre Schulen bringen, wo die Mädchen die nächsten Jahre schwanger und so mit Drogen vollgepumpt zubringen werden, dass sie ihren eigenen Namen nicht mehr wissen. Das
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