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Europa, unsere neue Heimat

Europa, unsere neue Heimat

Titel: Europa, unsere neue Heimat
Autoren: Werner Pohl
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Investmentfonds, Banken, die gar keine Kredite vergeben, sondern nur spekulieren, sogenannte Wertpapierhäuser und wer weiß, was es sonst noch gibt. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie haben mit Geld gehandelt, das es gar nicht gab. Das ist die irreale Wirtschaft.
    Was hat nun die irreale Wirtschaft mit der Realwirtschaft zu tun? Eigentlich gar nichts. Die Volkswirtschaften in Europa arbeiteten genauso erfolgreich oder erfolglos wie vor der Finanzkrise. Doch dann wurden diese Finanzinstitute in einer Nacht-und-Nebel-Aktion unserer Politiker mit Unsummen an Geld und Haftungen unterstützt. Nun, woher nehmen, wenn nicht stehlen? Wer kann sich nicht wehren, wer kennt sich nicht aus und wer hat noch genug? Der Steuerzahler! Also werden jetzt Sparpakete um Sparpakete geschnürt. An allen Ecken und Enden wird gespart.
    Das Argument der Politiker für die Unterstützung der Finanzwelt war ironischerweise der Schutz der Realwirtschaft, der es aber trotz Finanzkrise anfangs noch sehr gut ging. Es wurde einhellig in die Welt hinausgeschrien: »Wenn die Finanzwirtschaft zugrunde geht, geht auch die Realwirtschaft zugrunde!« Kein Unternehmen bekommt mehr einen Kredit, und damit brechen die Geschäfte zusammen. Eine volkswirtschaftliche Katastrophe wurde heraufbeschworen, und nun hatten alle Angst. Jeder Versicherungsvertreter weiß, dass man mit Angst die besten Abschlüsse macht. »Rettet die Finanzwirtschaft, dann wird alles gut!«
    Aber was ist tatsächlich passiert? Die Finanzwirtschaft schien gerettet. Die Realwirtschaft jedoch leidet seitdem wie ein Hund. Sie bricht zusehends zusammen, auch wenn Wirtschaftsdaten anderes besagen. Die Konzerne machen tatsächlich gigantische Gewinne. Aber die Klein- und Mittelbetriebe leiden, und diese sind unsere Arbeitgeber der Zukunft. Die Konzerne werden wie Vampire weiterziehen, nachdem sie uns ausgesaugt haben.
    In Griechenland, in Spanien, aber auch bei uns wird gespart. Löhne werden gekürzt, Mitarbeiter entlassen, größere Firmen brechen zusammen und soziale Errungenschaften der letzten Jahrzehnte sind nichts mehr wert. Die Kaufkraft sinkt. Die Preise explodieren, und zwar besonders jene für Energie, Nahrungsmittel und Treibstoff, die uns wehtun.
    Für die Rettung der Finanzwirtschaft, also der irrealen Wirtschaft, wurde die Realwirtschaft geopfert.
    Aber es kommt noch viel schrecklicher. Die Finanzkrise scheint bewältigt, da kommt die Eurokrise. Wieder werden Unsummen in die Hand genommen, um den Euro zu retten. Der Euro ist eine Währung. Früher dachte ich, dies wäre ein Tauschmittel, also ein Mittel zum Zweck. Auch hier wurde ich eines Besseren belehrt. Der Euro ist mehr wert, als ich dachte, nämlich mehr als wir, die Bürger Europas. Nun ordnet sich alles dem Euro unter. Soziale Errungenschaften, Arbeitsplätze, Lohnniveaus – wir kennen das ja schon aus der Finanzkrise – werden nachrangig. Hauptsache, der Euro wird gerettet.
    Nein: Hauptsache, die Banken werden gerettet. Es leben die Lobbys.
    Gerechterweise muss ich aber auch darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn wir das Finanzwesen nicht unterstützt hätten. Ich stelle hier eine Theorie auf, die alles bisher Geschehene erklären könnte. Damit meine ich die monetäre Planwirtschaft, die Tatsache, dass das Finanzwesen und der Euro wichtiger sind als die Bevölkerung und deren Bedürfnisse, dass Banken und verschwenderische Staaten mit Unsummen unserer Steuergelder unterstützt werden, wo doch die Bevölkerung gar nichts davon hat und im Gegenteil sogar massiv darunter leidet, dass unsere Politiker im Bunde mit den Lobbyisten unseren Kontinent nicht vor Wirtschaftsinvasoren schützen, dass denen unsere Sicherheit egal ist und dass sie uns von vorne bis hinten belogen haben.
    Auf jeden Fall wären die Moloche, also die Banken und danach die Konzerne, die von ihnen finanziert werden, zusammengebrochen. Und genau das sollte mit allen Mitteln und um jeden Preis verhindert werden.
    Solange souveräne Nationalstaaten existierten, wäre es unmöglich gewesen, die Bevölkerung davon zu überzeugen, unglaubliche Summen für die Rettung irgendeines fremden Konzerns oder sogar eines fremden Staates aufzubringen. Die EU bot aber die Chance, dies zu tun. Es muss keine Bevölkerung gefragt werden, es passiert weit weg von den Nationalstaaten hinter verschlossenen Türen, und beteiligt sind daran Personen, die
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