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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition)
Autoren: Christine Millman
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ein Lachen, diesmal von mehreren zugleich.
    »Lacht ihr nur, ihr Missgeburten, solange ihr noch könnt. Sehr bald schon werde ich mit bloßen Händen die Eingeweide aus eurem Leib reißen und sie euch in die aufgerissenen Mäuler stopfen, bis ihr daran erstickt«, spie sie ihnen entgegen.
    »Der Escort spricht aus ihr, wir sollten sie ausschalten«, schlug die Frau vor. »Kurt?«
    »Ist okay, ich mach’ das«, erwiderte der Mann namens Kurt. Etwas klickte, gefolgt von einem kurzen Zischen. Desoderia spürte einen scharfen Schmerz in ihrem Oberschenkel.
    »Hast du die volle Dosis eingestellt?«, fragte die Frau.
    »Natürlich«, erwiderte Kurt.
    Die Frau beugte sich zu Desoderia hinab. Ein dunkelblonder Pagenkopf mit einem blassen, länglichen Gesicht. »Schlaf gut«, sagte sie feixend.
    »Verflucht sollt ihr sein«, zischte Desoderia und spuckte aus. Das Gesicht der Frau verschwamm vor ihren Augen, Schwindel erfasste sie, dann wurde alles dunkel.  

 
     
     
     
2
     
    Ein Wispern erfüllte die Luft, Schatten huschten zwischen den Ackerfurchen hindurch, ohne feste Form, wolkengleich. Verlorene Seelen und gefallene Diener, gefangen in der Gegenwelt.
    Er war mächtig gewesen im Reich des Herrn, ein Bote, ein Schaffer neuer Welten, Herr über menschliche Gefühle und Gedanken, bis er in Ungnade gefallen und in die Gegenwelt verbannt worden war.
    Lange schon dürstete es ihn danach, die Gegenwelt zu verlassen und Rache zu üben an dem schwachen Geschlecht, den Menschen, die dem Herrn so viel bedeuteten. Krieg und Zwietracht waren seine Mission.
    Er spürte, dass der Clan schon bald versuchen würde, das Tor zu öffnen. Mit der Geburt seiner Trägerin hatten sie ihn gerufen, ihn herbeigelockt aus den endlosen Weiten der Gegenwelt. Seitdem hielt er sich in Nähe des Übergangs auf und wartete, wartete auf den Tag, an dem die Trägerin kommen und ihn finden würde, denn das musste sie, wollte sie sich mit ihm verbinden.
    Die Membran, welche seine Welt und die Welt der Menschen voneinander trennte, wurde dünner. Mittlerweile war sie durchscheinend wie milchiges Glas. In manchen Augenblicken konnte er sogar einen flüchtigen Blick erhaschen auf das Mädchen. Jung war sie, mit einem ausdrucksstarken Gesicht, langem, honigblondem Haar und zweifarbigen Augen. Sehenden Augen.
    Bald würde es so weit sein.
    Der Gedanke erregte ihn und so galoppierte er am Übergang herum, begleitet von den Verlorenen, die darauf hofften, an seiner Seite durch das Tor zu schlüpfen. Manchen mochte es sogar gelingen.
    Die Membran flackerte unruhig, wölbte sich und pulsierte wie ein lebendiges Organ.
    Er suchte die Stelle, wo er sie sehen konnte. Noch waren ihre Konturen ohne feste Form, nur ein verschwommenes Abbild ihrer selbst. Er bündelte seine Kraft, nahm Anlauf und presste seinen Kopf gegen die trennende Schicht, presste und presste, so fest er konnte. Dehnte die Haut wie warmes Plastik. Gluthitze strömte durch ihn hindurch. Flüssiger Lava gleich rann es durch seinen Leib. Er ignorierte den Schmerz, denn er wollte sie sehen, unbedingt. Ihr ein Zeichen schicken, ihr sagen, dass sie schon bald in seine Welt kommen würde. Kalter Wind fegte über ihn hinweg, riss an seiner Mähne. Er bohrte seine gespaltenen Hufe in den Boden, wühlte Erde und Steine auf, stemmte sich gegen den Sturm, der versuchte, ihn davon abzuhalten, die Membran zu durchbrechen.
    Sturm und Hitze gewannen immer, doch zuerst würde er einen kurzen Blick auf seine Trägerin werfen. Die Konturen nahmen Formen an, die Schlieren lichteten sich.
    Da lag sie auf ihrem Kissen, jung und schön. Und unschuldig. Diese Unschuld würde sie schützen, sobald sie die Gegenwelt betrat. Er blähte die Nüstern, versuchte, einen Hauch ihres Duftes zu erhaschen, doch die Barriere gönnte ihm diese sinnliche Freude nicht.
    Einen Augenblick lang dachte er an den Letzten, der ihn zu sich gerufen hatte. Ungestüm war er gewesen, todesmutig und verrückt. Gemeinsam hatten sie eine ganze Welt in Chaos und Krieg gestürzt. Doch dieses Mädchen – sie war anders. Weich, schmiegsam und leuchtend, wie eine Flamme in finsterster Nacht. Sie würde Hoffnung geben, wo keine war, sich anpassen, wo es nötig erschien, einen Schleichweg in die Herzen der Menschen finden, nur um sie anschließend mit ihrem Gift zu füllen. Niemand würde es bemerken, wenn sie die Macht an sich riss und die Menschheit ins Unglück stürzte, bis es zu spät war.
    Er dehnte seinen Leib und drückte sich fest gegen die
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