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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition)
Autoren: Simon Cross
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fürchtete, erneut von einem Menschen alleine zurückgelassen zu werden, der sein Vertrauen und seine Sympathie gewonnen hatte, als wäre er Mikes eigener Vater.
    »Seien Sie nicht traurig«, tröstete ihn Jean. »Sie kennen doch inzwischen die Wahrheit, die hinter den Legenden um König Artus, seine Tafelrunde und das Apfelland verborgen liegt, oder?«
    »Das Licht wirkt wie ein Nebel«, sagte Mike leise.
    »Es ist der Schleier, der hinüberführt in die göttliche Unendlichkeit.« Mike sah Jean betrübt an. Er wusste, was Jeans Aussage bedeutete. »Werden wir uns je wiedersehen?«
    »Eines Tages – vielleicht«, lächelte Jean väterlich.
    »Was soll ich bis dahin nur ohne Sie tun?«
    »Ich weiß um das, was Ihnen bevorsteht, junger Freund. Es werden nicht immer einfache Zeiten sein. Es wird in den nächsten Jahren viel in Bewegung geraten. Sie aber werden wie der Fels in der Brandung stehen und das Geheimnis des Grals bewahren. So lange, bis der neue Wächter kommen wird und Sie denselben Weg beschreiten werden, der nun auch mir bestimmt ist. Da bin ich mir sicher!«
    Der alte Mann löste die Kette, an der das Insignium um seinen Hals hing, und drückte sie Mike in die Hand. Dann nahm er den Journalisten herzlich in den Arm. Mike wusste, dass für sie beide der Moment des Abschiednehmens gekommen war.
    »Jean?«, sagte Mike überwältigt mit Tränen in den Augen. »Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben. Von ganzem Herzen.«
    »Das habe ich gerne getan«, entgegnete der alte Mann. »Sie werden ein guter Wächter sein. Ich weiß es. Auf Wiedersehen, Mike Dornbach. Alles Gute!«
    Langsam ging der alte Mann Schritt für Schritt auf das Licht zu. Es war sein schwerster und dennoch sein schönster Gang. Eine tiefe Erleichterung machte sich in ihm breit.
    Noch einmal drehte Jean sich Mike zu und hob seine rechte Hand für einen letzten Gruß. Dann tauchte er in das gleißende Licht ein, das die Lade von allen Seiten umgab.
    »Leben Sie wohl, alter Mann«, verneigte sich Mike voller Respekt. »Und lassen Sie es sich gut gehen – in Avalon.«

Epilog
    »Wir haben die Lanze in die Hofburg nach Wien zurückbringen lassen«, erklärte der Großmeister. Gemeinsam mit seinem neuen Wächter war er mit dem Auto unterwegs in ein kleines, abgelegenes Dorf an der Mittelmeerküste.
    »Hast du heute Morgen schon die Zeitung gelesen?«, fragte der Großmeister.
    »Nein«, sagte der neue Wächter. »Noch nicht. Wieso?«
    »Die Mörder von Bruder Gérard sind gefasst. Sie sind geständig. Anscheinend gab es einen anonymen Hinweis.«
    »Die Gerechtigkeit trifft eben jeden irgendwann.«
    Lange hatte der neue Wächter in den letzten Tagen über all das nachgedacht, was sich in dem unterirdischen Tempel ereignet hatte. In seinen Händen hielt er das Insignium, das er um seinen Hals trug, und betrachtete es.
    »Das ist also das Zeichen, mit dem man den Asmodeus besiegen kann«, sagte er leise und sprach den Großmeister auf das rote Emblem mit den beiden Buchstaben »BS« an, auf das einer der vier Engel in der Kirche von Rennes-le-Château zeigte.
    »Mir ist nur nicht ganz klar, welche Rolle Saunières Initialen hier spielen?«
    »Gar keine!«, erklärte der Großmeister. »Weil es nicht seine Initialen sind. ›BS‹ ist die Abkürzung für ›Benedictio Sacratissimi‹. Das bedeutet: der Segen des Allerheiligsten.«
    Der neue Wächter erinnerte sich, dass er diesen Ausspruch in seiner traumartigen Vision gehört hatte. Immer und immer wieder. Doch nie war er in der Lage gewesen, diese Worte zu begreifen.
    »Und was ist damit gemeint?«
    »Das hier!«, antwortete der Großmeister und deutete auf das Amulett, das nun dezent zu leuchten begann.
    »Es ist das Insignium der Macht und der Liebe Gottes. Durch dieses Zeichen ist es möglich, den Dämon zu überwinden.«
    »Aber weshalb?«
    »Weil es uns hilft, zu schützen, was vor langer Zeit auf die Erde gestürzt ist, als Luzifer aus dem Himmel verbannt wurde. Damals begann der ewige Kampf der Bewahrer gegen die Söhne.«
    Der neue Wächter musste an Boone denken.
    »Warum hat Boone eigentlich nicht selbst versucht, an den Gral zu kommen? Ich meine: Wozu brauchten sie Felines Vater?«
    »Es ist ein altes Geheimnis. Sowohl die Bewahrer als auch die Söhne wissen um ihre ganz besondere spirituelle Rolle. Es ist eine Art Kodex, der sie bindet. Sie sind Teil eines Gleichgewichts, das sie nicht aus den Fugen bringen dürfen. Denn nur wenn der Dualismus greift, ist die Erde
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