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Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)

Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)

Titel: Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)
Autoren: Roger Willemsen
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schreibst. In unserem kleinen Garten haben wir verschiedene Bäume mit Äpfeln, Aprikosen und Weintrauben. Wir haben ebenso Kühe und Schafe. Mein Bruder und ich, wir füttern unser Vieh. Ich helfe manchmal meiner Mutter beim Kochen. Ich spiele gerne mit meiner kleinen Puppe und mit meinen Freundinnen Zahra und Homaira. Liebe Grüße von Manija.«
    »Mein Name ist Fatema. Ich bin in der vierten Klasse unserer Schule und habe sieben Schwestern und drei Brüder. Mein Vater ist Fahrer, und meine Geschwister gehen zur Schule. Meine Mutter ist vor vier Monaten gestorben. Meine Mutter wünschte sich, dass ich in der Zukunft eine gute Position in der Gesellschaft habe. Ich will gerne Ansagerin werden, um die Wünsche meiner Mutter zu erfüllen. Deshalb gebe ich mir viel Mühe, um eine gute Ausbildung zu bekommen. Das sind meine Wünsche.«
    »Mein Name ist Rahima. Mein Vater ist Metzger. Ich habe eine Schwester und zwei Brüder. Ein Bruder von mir ist schon verheiratet und hat eine Tochter und zwei Söhne. Meine Nichte heißt Homaira, und sie ist auch mit mir in dieser Schule. Ich mag Homaira sehr. Sie hilft mir auch im Haushalt. Seit zwei Jahren habe ich angefangen, zu Hause zu kochen. Ich kann schon alle Gerichte, aber mein Vater meint, dass ich die Hähnchen mit Reis besonders gut mache. In der Freizeit bastele ich aus Perlen viele Gegenstände, zum Beispiel Blumenvasen, Stifthalter usw. Außerdem mag ich im Fernsehen Komödien, zum Beispiel »Tom und Jerry«. Danke und auf Wiedersehen und alles Gute und viel Erfolg. Eure Schwester Rahima, Schülerin in der dritten Klasse.«

    Auf den Bildern der afghanischen Kinder ist die westliche Welt eine Gegenwelt. Es ist die Welt des Fernsehens, des guten Wetters, der blonden Frauen und muskulösen Männer mit Sonnenbrillen. Die Straßen sind sauber und die Architekturen bruchfest. Auch fließt das Wasser in Strömen, und wenn wir sitzen, dann nicht aufrecht, sondern eher gefläzt. Wir sind gut gebaut, leicht bekleidet und lässig. Bei aller Gegenwelt, dieses Leben sieht nicht aus wie eines, das sich die Kinder für sich selbst wünschen. Eher betrachten sie es wie eine fremde Stammeskultur.
    Ein Mädchen malt sich selbst, wie sie auf einem Esel hinter einem Auto mit einem deutschen Mädchen darin herreitet, und schreibt:
    »Mein Name ich Hadia, und ich bin in der achten Klasse. In der Zukunft will ich gerne helfen, mein Land aus diesen Schlamasseln herauszuholen. Das wollen wir alle. Wir wollen von der modernen Entwicklung lernen und sie in der Zukunft umsetzen. Wir wollen lernen und etwas Neues selbst entdecken, um Afghanistan zu helfen.«
    Die Welt ihres Landes aber ist in den Zeichnungen noch weitgehend ländlich, und ihre Idylle ist die des Einklangs mit der Natur. Flüsse, Berge, Blumen und Tiere besetzen die Bühne, Nomadenzelte stehen in den Ebenen, und die Täler sind weit. Wer genau hinsieht, kann entdecken, wie scharf die Kinder auch die Natur beobachtet haben, wie sie Hunde und Ziegen, Schlangen und Tausendfüßler unterscheiden, wie sie die charakteristischen Farben eines Fells oder eines Gefieders wiedergeben. Sie kennen die Botanik, die Fruchtstände, die Geräte, mit denen man auf dem Feld arbeitet, die Lage des Brustkorbs beim Kraulen im reißenden Fluss, den Schwung des Körpers auf der Schaukel oder in der raumgreifenden Bewegung des Schnitters auf dem Feld, die Arbeitsgriffe des Tischlers, des Automechanikers, des Hirten. Sie geben diesem alltäglichen Leben, wo es friedlich ist, die Farben eines Ideals. Die Bilder des Westens dagegen sind die der Stadtwüsten, der urbanen Beengung, die die Menschen klein im Vergleich zu den Bauten erscheinen lassen. Vor allem aber ist die Welt des Westens ohne Gewalt, ungehemmt in der Entwicklung und frei bis zur Schamlosigkeit, allerdings ohne Natur, ohne Blumen, ohne Ornamentik.

    »Ich heiße Nuria«, schreibt ein Mädchen, »und gehe in das siebte Schuljahr. Der Unterschied zwischen Europa und Afghanistan ist, dass Afghanistan ein gebirgiges Land ist, viel Grün, viele Bodenschätze und wilde Flüsse besitzt. Aber durch den Krieg ist das Land zur Ruine geworden. Die Menschen leben meist von der Landwirtschaft. Europa ist ein unabhängiges Land, in dem überall Frieden herrscht. Die Menschen sind fortschrittlich, lieben den Frieden und die Demokratie, und es gibt totale Freiheit. Ich wünsche mir auch, dass in unser Land der Frieden zurückkehrt und es für afghanische Schüler dieselben Möglichkeiten gibt, die die
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