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Es geschah in einer Sommernacht

Es geschah in einer Sommernacht

Titel: Es geschah in einer Sommernacht
Autoren: Annie West
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der am Fenster ausgebrochen war. Dort, wo Charles Wakefield jetzt alleine saß. Und die Kellnerin die Pfütze neben ihm aufwischte.
    Schade, dass er Champagner bestellt hatte. Rotwein hätte einen fieseren Fleck auf seinem silbergrauen Anzug hinterlassen.
    Als sie ins Freie trat, löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit und trat diskret neben sie. Es war Jackson Bourne, einer von Ronans Sicherheitsleuten. Er hatte die Anweisung, auf sie zu warten und sie dann nach Hause zu fahren. Als Ronan das beschlossen hatte, fand sie es zunächst erniedrigend, aber jetzt war sie froh darüber.
    Bournes große Gestalt erinnerte sie an Ronan. Sie sehnte sich nach ihm. Sie wollte, dass er sie in seine Arme nahm und darüber hinwegtröstete, wie ungerecht alles war. Ronan würde ihr sagen, dass alles gut würde. Dass sie Wakefield gemeinsam besiegen würden. Und dass es das Wichtigste war, dass sie einander hatten und sich liebten.
    Na klar.
    Plötzlich war der Ärger, den sie wegen Wakefield empfunden hatte, verflogen. Sie fühlte sich nur noch leer und einsam. Ihre Beine zitterten und sie blieb stehen, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen.
    „Ms Lucchesi? Alles in Ordnung?“ Bourne hörte sich ernsthaft besorgt an.
    „Mir geht es gut, danke. Wo steht das Auto?“ Das letzte, was sie jetzt brauchte, war noch jemand, dem sie leid tat.
    „Hier drüben.“ Er zeigte auf einen schwarz glänzenden Mercedes.
    Marina kletterte hinein und bemerkte, dass Bourne kurz mit dem Handy telefonierte, bevor er ebenfalls einstieg. Wahrscheinlich informierte er seinen Boss, dass er sie jetzt brav nach Hause brachte.
    Ronan und Wakefield hatten sie heute beide auf ihre Art wie ein Spielzeug behandelt. Wie etwas, das man sich nehmen konnte und das einem dann einfach gehörte. Aber sie war kein Gegenstand. Sie war ein menschliches Wesen, ein verwirrtes menschliches Wesen mit Ängsten und unerfüllten Träumen.
    Marina schauderte. Sie war erschöpft. Ihr Körper schmerzte an Stellen, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Wie war sie bloß auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet heute Abend mit Wakefield fertig zu werden?
    Selbstmitleid war etwasVerlockendes. Aber wenn sie erst einmal damit anfing, würde sie nicht mehr aufhören können. Sie starrte aus dem Wagenfenster und kämpfte mit den Tränen. Es waren Tränen der Enttäuschung und der Erschöpfung.
    Das Auto hielt in der Einfahrt vor Ronans Haus. Marina machte sich daran auszusteigen, noch bevor Bourne den Motor abgestellt hatte.
    „Danke fürs Fahren“, sagte sie über die Schulter hinweg. Ihre Beine waren jetzt stabiler, aber bleischwer vor Müdigkeit.
    Während sie noch in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel suchte, öffnete sich bereits die Tür. Im hellen Schein des Flurlichtes stand Ronan, größer und imposanter, als sie ihn je empfunden hatte.
    „Marina.“
    „Hallo, Ronan.“ Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Er trat zur Seite, um sie einzulassen.
    Marina steuerte direkt auf die Treppe zu. Ihre Absätze klapperten auf den Fliesen. Hinter sich hörte sie leise Männerstimmen, die miteinander sprachen. Sie fragte sich, ob Bourne die Szene mit Wakefield beobachtet hatte.
    Aber was machte das schon? Selbst wenn halb Sydney zugesehen hätte, wäre es egal.
    Sie erreichte den oberen Treppenabsatz, als Ronan sie einholte.
    „Marina.“
    „Ich bin müde, Ronan. Ich möchte ins Bett.“
    „Wir müssen reden.“ Er folgte ihr durch den Flur.
    „Nicht mehr heute Abend.“ Sie war zu aufgewühlt, um zu schlafen, aber sie wollte allein sein. Sie hatte nicht mehr die Kraft, weiter den Schein einer selbstbewussten, starken Frau zu wahren. Sie wollte nur in ihr Zimmer gehen, um sich in der Dunkelheit die Augen auszuweinen.
    „Hast du schon gegessen?“
    „Ich habe keinen Hunger.“ Sie war nur noch ein paar Schritte von ihrem Schlafzimmer entfernt. Endlich allein!
    „Gut“, bemerkte er und packte sie am Handgelenk. „Dann hast du sicher nichts dagegen, dich mit mir zu unterhalten.“ Er zog sie weiter zu seinem eigenen Schlafzimmer. Mit der freien Hand stieß er die Tür auf.
    „Nein!“Verzweifelt wehrte sie sich gegen seinen Griff.
    „Doch! Und keine Angst, ich beiße nicht.“
    Aber Marina hatte genug von selbstgerechten Männern, die ihr vorschreiben wollten, was sie zu tun hatte. Sie fauchte und versuchte mit aller Kraft, sich loszureißen. „Lass mich los, du Mistkerl!“
    „Verdammt noch mal, Marina, ich muss mit dir reden!“
    Mittlerweile
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