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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht
Autoren: Stefan Wolf
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das kommt nicht infrage.«
    »Warum nicht? Du... äh... du
bist es mir wert!«
    Himmel!, dachte Burkhard. Und
dieses Gesäusel muss ich mir anhören! Dieser Angeber ist aufdringlich wie eine
Schmeißfliege.
    Ehe Angela antworten konnte,
sagte Burkhard: »Erzähl doch mal, Angela. Ich dachte immer, dir ginge es
saugut. Du hast ein tolles Haus auf einem großen Grundstück, hast deinen Beruf,
dein Einkommen. Was ist passiert?«
    »Nichts, was nicht schon immer
war. Nur dass der rosige Schein trügt. Das tolle Grundstück mit der Villa habe
ich von meinem Onkel geerbt. Er war ein etwas undurchsichtiger Geschäftsmann.
Vor zwei Jahren ist er tödlich verunglückt. Die Villa hatte er kurze Zeit
vorher gekauft, aber zum großen Teil über einen Bankkredit finanziert. Die
Schulden sind beträchtlich. Für ihn wäre das wohl kein Problem gewesen. Und ich
habe geglaubt, dass ich’s schaffe. Aber jetzt fressen mich die Rückzahlungen
auf.«

    Burkhard schwieg betroffen.
    Harald erkundigte sich nach der
Höhe der Hypothekenschulden und den monatlichen Belastungen. Die Summe, die
Angela nannte, verschlug beiden die Sprache.
    Dann hatte Burkhard eine — wie
ihm schien — großartige Idee.
    »Angela! Deine Bilder! Wir
kennen doch den Katalogwert. Der deckt deine Schulden. Was rede ich! Wenn du
die Gemälde verkaufst und die Verpflichtungen tilgst, bleibt noch was übrig.«
    Überrascht sah sie ihn an.
»Glaubst du im Ernst, dass ich mich davon trenne? Eher verkaufe ich das Haus.«
    Zusammen mit der Villa hatte
Angela auch die Ausstattung geerbt, unter anderem acht Gemälde. Sechs berühmte
Expressionisten, die zusammen einen Wert von mindestens 400 000 Euro
darstellten. Außerdem zwei Werke von ihrem verschollenen Freund, dem Maler
Ludwig Simonka. Obwohl ein zeitgenössischer Künstler — auch für diese Gemälde
wurden von Kunstliebhabern bereits beachtliche Summen geboten. Nicht zuletzt
hatte auch sein Verschwinden für eine Wertsteigerung gesorgt. Die
Öffentlichkeit hielt ihn für tot. Lind aus dem Jenseits ist kein Nachschub zu
erwarten.
    »Bei aller Liebe zur Kunst«,
sagte Burkhard, »wenn ich du wäre und mich entscheiden müsste zwischen Haus und
Gemälden — also, ich würde meinen Wohnsitz nicht wechseln.«
    Angela lächelte kläglich. »Am
liebsten würde ich beides behalten.«
    Harald rieb sich das Kinn.
»Deine Bilder sind doch versichert?«
    Sie nickte. »Die Versicherung
bestand bereits, als ich alles geerbt habe. Auch diese Prämien sind sehr hoch.
Zu hoch für mich, eigentlich.«
    »Versicherungsgesellschaften«,
sagte Harald, »machen doch grundsätzlich zur Auflage, dass man solche
Kunstschätze sichert. Hat dein Haus eine Alarmanlage?«
    »Mein Onkel wollte eine
einbauen lassen. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen. Mich hat niemand dazu
aufgefordert. Obwohl die wissen, dass ich jetzt die Prämien bezahle. Ich bin ja
schließlich die Erbin.«
    »Steht in dem
Versicherungsvertrag, dass dein Onkel dazu verpflichtet war?«
    Angela verneinte. »Kein Wort.«
    »Dann würdest du«, Harald
grinste, »die Versicherungssumme auch kriegen — falls dich Diebe heimsuchen.«
    Angela schauderte. »Einbrecher
in meinem Haus? Eine entsetzliche Vorstellung. Außerdem hätte ich die Bilder
verloren.«
    Damit wechselten sie das Thema.
Aber Burkhard entsann sich an jedes Wort und vor allem daran, dass er sich
eisern zusammennehmen musste. Um sich weder durch Miene noch durch Geste zu
verraten. Denn ein nahe liegender Gedanke schoss ihm durch den Kopf, drosselte
für einen Moment seinen Atem und trieb gleichzeitig den Puls zu rasendem Tempo.
Ein Plan war entstanden. Burkhard konnte kaum glauben, dass er es war, der ihn
dachte. Er, das schüchterne Weichei — wie Harald wohl gesagt hätte. Aber seine,
Burkhards, Verliebtheit in Angela machte innerlich einen neuen Menschen aus
ihm.
    Und heute nun, in dieser
Regennacht, in der alles begann, führte er aus, was er sich vorgenommen hatte:
seinen Plan.

3. Oskar im
Museums-WC
     
    Aufmarsch der Unfähigen!,
dachte Tim und verzog keine Miene.
    Die Szene beim Landesmuseum
hatte sich verändert. Ein Polizeiwagen parkte vor der Zufahrt, hinter ihm ein
nachtblaues Cabrio mit rotem, geschlossenem Verdeck. Mit dem Cabrio war Dr.
Andreas Lohm eingetroffen, der Museumsdirektor. In der respektlosen
Regenbogenpresse wurde er manchmal mit seinem Spitznamen tituliert: Big Plum,
große Pflaume. Das bezog sich erst in zweiter Linie auf seine umstrittenen
Fähigkeiten, eher wohl auf sein ovales,
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