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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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ehe ich hatte denken können.
    Mrs. Caughleigh kicherte. „Nein, ich denke nicht. Isobel liebt Emrys, und er sonnt sich in ihrer Bewunderung für ihn. Aber er liebt sie nicht.“
      „Warum ist er fort?“ fragte ich verzweifelt.
    Mrs. Caughleigh erhob sich. „Ich habe ihn darum gebeten zu gehen.“ Sie strich sich über ihre Stirn und wirkte erschöpft. „Ich wollte, dass du dich auch für Rosewood Hall entscheidest, wenn Emrys kein Teil davon ist.“
    Ich erhob mich und trat einen Schritt auf die Königin zu. „Warum?“
    Ihr Blick war mild, doch ich sah einen feurigen Glanz darin schimmern. „Du bist so voller Licht, voller Glanz, Carys! Doch du trägst auch eine große Dunkelheit in dir… und deine Art, für deine Freunde schützend geradezustehen… deine Magie, dein Zauber…“ Ihre Augen verdunkelten sich. „Bald schon bist du eine mächtigere Thrylia, als es je einen anderen geben wird! Du wirst uns alle überragen, Carys Olwyn Parker!“ Sie griff meine Hand. „Ich will, dass du dem Zirkel die Treue schwörst! Nicht mir! Nicht Emrys! Schwöre Rosewood Hall die Treue, und wenn das Schicksal es für dich bereithält, so kommt deine Liebe vielleicht zu dir zurück.“
      „Meine Liebe…“, hauchte ich und betrachtete Emrys‘ Mutter eindringlich. „Emrys wird niemals zurückkommen“, wisperte ich und legte meine Hand auf ihre Schulter. „Du hast deinen Sohn für meine Treue getötet.“
    Sie schlug die Augen nieder und nickte. Ich zog sie in meine Arme und schloss die Augen.   „Das war weise von dir“, raunte ich.
      „Oh Carys…“ Sie schmiegte sich in meine Umarmung. „Liebe ist die größte Macht. Emrys hätte zu viel Macht über dich gehabt… deine Liebe soll dem Zirkel gelten, nicht einem einzelnen Individuum!“
      „Ich gehöre dem Zirkel, doch er besitzt mich nicht!“ sagte ich mit fester Stimme. „Und ich will niemals Königin sein und zwischen meinem Kind und dem Wohl der Gemeinschaft wählen müssen! Das kann nur eine wahre Königin!“
    Sie machte sich von mir los. „Carys Olwyn Parker, von nun an bin ich für dich Patricia – und du bist ein wertvolles Mitglied von Rosewood Hall!“
      „Rosewood Hall für alle Ewigkeit“, hauchte ich ehrfürchtig und verneigte mich vor Patricia Caughleigh, meiner Königin.
      „Als deine Königin müsste ich nun unantastbar sein. Aber wenn mein Sohn dich wirklich geliebt hat, dann solltest du meine Berührung ertragen können.“
    Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände.
    Stumm standen wir voreinander und weinten um Emrys.
    Er hatte mich geli ebt. Und ich hatte ihn geliebt.
     
    ∞∞∞

Ich hatte der Aufnahme von Constance, Katheryne, Ceridwen, Gwydion, Hamish und Andrew in den Zirkel von Rosewood Hall beigewohnt, doch es hatte mich nicht berührt, nicht wirklich.
    Bis auf meine Wenigkeit hatten sich alle gewandelt und waren vollwertige Zirkelmitglieder.
    Isobel und ich waren die einzigen, die sich keinem Ritual hatten unterwerfen müssen.
    Halb fasziniert, halb angeekelt hatte ich zugesehen, wie Ceridwen als Aufnahmeritual die große Ehre zuteilwurde, dass sich Mr. Hartscombe ihren Körper Untertan machte, indem er vor dem Zirkel mit ihr schlief. Sie hatten schön zusammen ausgesehen, doch ließen sie mich Emrys zu schmerzlich vermissen.
    Alle hatten sie recht gehabt: Rosewood Hall war nicht genug für mich, denn ich war innerlich zerrissen.
    Als ich aus meinen Gedanken schreckte, fand ich mich in den unterirdischen Gewölben des Schlosses wieder.
    Hier gab es kein Licht, und doch konnte ich seltsamerweise in dieser Finsternis ausgezeichnet sehen.
    Die grobbehauenen Mauern waren stellenweise von den Fackeln vergangener Jahrhunderte stark verrußt.
      „Wo sind wir hier?“ fragte jemand verwirrt hinter mir.
    Ich quiekte erschrocken auf und fuhr herum, um erstaunt in Gwydions Gesicht zu blicken.   „Gwyn, was machst du hier? Du hast mich zu Tode erschreckt!“
    Mein bester Freund lächelte und streckte die Hand nach mir aus, um meine Wange kurz zu streifen. „Ich wollte dich nicht erschrecken, Carys! Ich hab ihm nur versprochen, ein Auge auf dich zu haben.“
    Ich runzelte die Stirn. „Wem?“
      „Emrys, du Dummerchen.“
      „Emrys ist tot“, murmelte ich dumpf.
    Gwydion seufzte. „So lange wir an ihn denken und ihn nicht vergessen, lebt er weiter. Selbst wenn er tot ist, Carys, so breche ich mein gegebenes Wort nicht! Und du solltest deines auch halten!“
      „Ich habe ihm versprochen, so zu bleiben wie ich
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